Bitte hinsehen!
Neulich, ironischerweise im Flugzeug, las ich einen Artikel in «USA Today», meine Damen und Herren, der sich mit der Frage befasste: Sollten Flugreisende gezwungen werden, während des Sicherheitsfilms aufzupassen? Also: Sollten die Airlines stärker kontrollieren und durchsetzen, dass das Video auch angeschaut wird, indem sie die Passagiere explizit auffordern, Zeitung, Smartphone und sonstige Zerstreuungen zur Seite zu legen?
Dies, weil es sich nämlich jedes Jahr wieder herausstellt, dass zum Beispiel bei sogenannten unkonventionellen Landungen oder Evakuierungen von Flugzeugen die Leute selbst die einfachsten Regeln nicht kennen (die beispielsweise das Tragen von Schuhen und das Zurücklassen von Handgepäck in der Maschine vorschreiben). Ganz zu schweigen davon, dass viele Passagiere keine Ahnung haben, wie man korrekterweise eine Sauerstoffmaske aufsetzt. Obwohl Fluggesellschaften Millionen ausgeben, um ihre Sicherheitsvideos originell und unterhaltsam zu gestalten. Aber kein Mensch guckt hin. Vielleicht helfen ja zur Bewusstmachung der Wichtigkeit des Hinsehens ein paar Hinweise darauf, was sonst noch alles regelmässig ignoriert wird, obschon es durchaus nicht bedeutungslos ist: Beipackzettel: Packungsbeilagen von Arzneimitteln fallen in der Regel nur einmal kurz auf. Nämlich dann, wenn sie das reibungslose Öffnen einer Medikamentenschachtel stören. Die Vergangenheit: Wird regelmässig ignoriert. Neuerdings immer stärker in Verbindung mit ihrer gleichzeitigen Verklärung. Wie der Soziologie Zygmunt Bauman in seinem Essay «Retrotopia» feststellt: Unser Heute wird gekennzeichnet durch Sehnsucht nach einem Gestern, das es nie gegeben hat. Rot bei der Fussgängerampel Scientology bei Elisabeth Moss Der fünfte Punkt. Auf dieser Liste
7 Kommentare zu «Bitte hinsehen!»
solange sich unter den flugzeutsitzen schwimmwesten statt fallschirme befinden, sind mit die sicherheitshinweise schnurzpiepegal.
Sie sind dann wohl auch einer dieser geistreichen Passagiere, die unbedingt nach einem Crash die Tasche mit dem Laptop mitnehmen wollen wie man neulich bei einer Evakuierung eines WestJet Fluges sehen konnte. Ich schau mir die Vorführung zwar nicht mehr an, weiss aber was wie wo im Flieger ist, insbesondere wo der nächste Ausgang sich befindet. Mit den gelben Gummibechern bin ich bis jetzt gottseidank verschont geblieben, genauso wie mit der Schwimmweste.
Es gibt eine wichtige Information in jedem Flugzeug, nämlich wo die besseren Klassen beginnen. Den Rest sollte man, bar jeder Anleitung, stoisch ertragen. Hatten wir hier nicht zuletzt über Athausmasie gesprochen ?
Und jetzt sprechen wir darüber, ob der Statikgurt etwas ausrichten kann, wenn ein Flugzeug abstürzt?
Schwimmwesten in Flugzegen haben schon mehr als einmal Leben gerettet (schon mal von Sully gehört?), dass Fallschirme etwas bringen könnten, ist reine Fiktion.
Sie wollen nämlich nicht wirklich auf 12000 Metern aus einem Passagierflugzeug springen? Oder, falls das Ding tiefer fliegt, über der Wüste, dem Meer, den Anden, der sibirischen Tundra abspringen? Falls es Ihnen gelingen sollte, zu landen, befinden Sie sich irgendwo im Nirgendwo und die anderen Passagiere sind auf einer riesigen Fläche verstreut. Träumen Sie weiter!
Sind kürzlich mit UA von NYC zurück geflogen: Die Sicherheitsmitteilungen wurden in einer Lautstärke und mit Musik wie in einem billigen amerikanischen Werbespot nahe an der Schmerzgrenze übertragen. Vor uns sass eine Nonne mit einem Pfarrer („danke Herr Pfarrer, dass sie neben mir gesessen haben“), die sich nicht anschnallte, als sie sollte (sie war nicht die Einzige, mittelschwere Turbulenzen während des Fluges), was dann den Kapitän zu einer lauten und mit verärgerter Stimme vorgetragenen Aufforderung veranlasste. Und nachdem die Landung anstand, auf englisch und deutsch wurde gesagt: alles verstauen, stand sie auf, holte ihr Handgepäck aus dem Stauraum und legte es vor sich auf den freien Platz und schnallte sich wieder nicht an. Da hatte die Flugbegleitung endgültig die Nase voll.
„Unser Heute wird gekennzeichnet durch Sehnsucht nach einem Gestern, das es nie gegeben hat.“
und Angst vor einem Morgen, dass es so nicht geben wird.
Jaja schon, so sehr ich Ihre Kommentare schätze, aber hätten Sie den letzten Satz auch ’33 gesagt?