Pop-Philosophie

Philosophisch gesehen ein Ausdruck höchster Lebensbejahung: Die Spice Girls (1997) kommen zurück. (Foto: Getty Images)
Die spätmoderne Popkultur, meine Damen und Herren, erscheint als undurchdringliches Labyrinth, als Dschungel gar, in die letzte Nische wuchernd bis in die feinsten Verästelungen der Peinlichkeit. Verstehen wir das besser mit Philosophie? Nichts hält uns davon ab, es zu versuchen:
Eine gute Grundprämisse liefert Schopenhauer. Nach der Willensmetaphysik von Arthur Schopenhauer ist der blinde, vernunftlose Weltwille die Triebfeder allen Handelns von Mensch und Tier und die grundlose Ursache hinter den Naturgesetzen. Sämtliche uns in Raum und Zeit umgebenden Erscheinungen sind Objektivationen jenes zutiefst irrationalen Willens. So erklären sich viele Phänomene, zum Beispiel: «Ich nehm’ dann mal ab.»
Die Spice Girls sind wieder da. Muss das sein? Wenns nach Nietzsche geht: ja. Die Ewige Wiederkunft des Gleichen ist ein zentraler Gedanke in Friedrich Nietzsches Philosophie. Alle Phänomene wiederholen sich unendlich oft. Dieses zyklische Zeitverständnis ist für Nietzsche die Grundlage höchster Lebensbejahung. Genau wie für die Spice Girls, offenbar. Oder die Gilmore Girls. Oder Roseanne. Oder Will und Grace.
Ist eine Band noch dieselbe Band, wenn sukzessive sämtliche Mitglieder ausgewechselt werden? Diese Frage könnte man als Sugababes-Paradoxon bezeichnen. In der antiken Philosophie hingegen ist sie bekannt als Gleichnis vom Schiff des Theseus. Googlen Sie das mal.
Im Falle von Pop-Figuren, die sich immer wieder neu erfinden, so wie Justin Timberlake jetzt als Holzfäller, hilft Hegel. Nach Georg Wilhelm Friedrich Hegels erstem Hauptwerk, der «Phänomenologie des Geistes» von 1807, sind menschliche Bewusstseinsakte, ebenso wie geschichtliche Ereignisse oder Vorgänge in der Natur, gänzlich Erscheinungen des absoluten Geistes und folglich auch vernünftig. Dies gilt eo ipso ebenfalls für Justin Timberlake. Damit müssen wir nun zurechtkommen.
Auch in der Betrachtung digitaler Hysterieblasen, die Meinungen mit Argumenten verwechseln, können wir auf Hegel zurückgreifen: «Das Beste an der Meinung ist, dass man sie für sich behalten kann.»
Mehr Hoch- und Popkultur gibts zum Beispiel bei Steiner & Tingler.
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