Wir müssen reden
Die Sommerzeit ist die Zeit der Geselligkeit, meine Damen und Herren. Partys und Gesellschaften jagen einander geradezu, und damit stellt sich die alte Menschheitsfrage: Worüber reden? Small Talk ist eine konversationelle Kunstform, der wir uns in dieser Rubrik regelmässig widmen, so auch heute, wo wir Ihnen nach der Maxime «Originalität ist Trumpf» ein paar brandneue Konversationsstarter ans Herz legen:
«Was sagen Sie dazu, dass der Eiffelturm bei Kälte um bis zu 15 Zentimeter schrumpft?» (Nicht für jeden Gesprächspartner geeignet; Vorsicht insbesondere bei unterdurchschnittlicher Körpergrösse und bei Männern.) «Wie bewerten Sie den Umstand, dass einige Schildkröten durch ihren Hintern atmen können?» (Nicht geeignet für Tierschutzanlässe.) Grundsätzlich sollte ein Small-Talk-Auftakt ja stets offen formuliert werden, also nicht mit Erkundigungen, auf die sich mit Ja oder Nein antworten liesse; diese sind allenfalls zulässig, sofern Sie eine Anschlussfrage in petto haben, etwa nach dem Muster: «Wussten Sie, dass Zuckerwatte von einem Zahnarzt erfunden wurde?» Anschluss: «Und wussten Sie, dass Margaret Thatcher das Softeis erfunden hat?» Falls auch hier die Antwort einsilbig ausfällt, wechseln Sie bitte den Gesprächspartner. Denn ein bisschen Mühe sollte der gesellige Mensch sich schon geben. Sie können auch Sachen frei erfinden; die Wahrheit ist in Gesellschaft ja bekanntlich immer nur eine sehr bedingte Kategorie. Hauptsache, das Gespräch kommt in Schwung. Zum Beispiel so: «Wie hiess schon wieder diese Stadt in Finnland, die kürzlich ein Rentier zum Bürgermeister gewählt hat?» Für den Anfang sind auch Erörterungsfragen mit geringem Konfliktpotenzial geeignet, zum Beispiel: «Was ist Ihre Meinung zur Logik der Gatenummerierung am Flughafen Zürich?» Oder: «Warum ist der Daumen ein Finger?»
6 Kommentare zu «Wir müssen reden»
Ich sage immer Grüezi schön das wir uns treffen und den Tag geniessen können. Wie geht es frage ich nie und geht es gut frage ich auch nie, den das sind Fangfragen da kann man nur sagen danke gut oder danke ja. Wenn ich so gefragt werde habe ich schon genug. Prost wenn wir schon ein Glas zum Anstossen in der Hand haben.
Dann empfehle ich Ihnen, keinesfalls in ein englisches Sprachgebiet zu reisen: ‚How are you‘ gehört dort zur Standardfrage!
Small Talk: Eugène Ionesco: „Die kahle Sängerin“
Macht man mit jemandem (zu) lange Small Talk, merkt man, dass man sich von woher kennt, vielleicht findet man sogar seinen Ehegatten wieder. Vergessen wir alles, was zwischen uns nicht gewesen ist und leben weiter wie bisher.
Welchen Hashtag würden Sie für diese Party wählen?
Der Daumen ist doch kein Finger – oder wollen Sie behaupten, die Engländer irrten sich?
„wir MUESSEN reden.“ ja das kommt dann schon nicht gut, wenn man muss. und überhaupt. small-talk lässt sich nur mit alkohol ertragen. der vorteil. anderntags hat man’s vergessen. und genau dies ist der sinn von small-talk.