Wen die Frisur verrät

Ein Haarschnitt sagt einiges über den Menschen aus, auf dessen Kopf sie sich manifestiert.

Mehr brauchts manchmal nicht, um etwas über Menschen zu erfahren. Foto: iStock, Montage Nathalie Blaser

Wir behandeln ja in dieser Rubrik gelegentlich die Signalwirkung der Dinge. Also ihre Demonstrations- und Distinktionsfunktion, die so oft konsumentscheidend ist. Dabei geht es auch um die intendierten und unbeabsichtigten Effekte der Dinge als Tribal Marker, wie Grayson Perry sagen würde, also als Zugehörigkeitsausweis zu einer sozialen Kohorte, einer Klasse oder einem Milieu. Und in diesem Zusammenhang möchte ich heute zu sprechen kommen auf: den Konsum von Frisuren.

Vor einiger Zeit habe ich in einer Radiorunde des deutschen Südwestrundfunks gesagt, dass eine bestimmte Art von Hennatönung als Milieuanzeiger fungiere, und dabei bleibe ich. Das Gleiche gilt für asymmetrische Frisuren, auffällig gefärbte Strähnen oder Kurzponys bei allen Menschen, die älter sind als elf. Und, da wir bei Kindern sind: Es gibt keinen zuverlässigeren sozialen Marker als die modische Frisierung von Kindern. Das passiert nur unterhalb der mittleren Mittelklasse.

So viel für heute zur Selbststratifizierung der Konsumgesellschaft, meine Damen und Herren. Wieder einmal sehen wir: Im Stil manifestiert sich das Wesen unseres Verhältnisses zur Welt. Oder, in den Worten des grossen Aufklärers Buffon: Le style c’est l’homme même.

8 Kommentare zu «Wen die Frisur verrät»

  • Meinrad sagt:

    Selbststratifizierung: Was für ein phänomenaler Begriff!

  • marusca, auch die echte sagt:

    Grossartig, wenn ein Siebenjähriger wie ein „Jüngling“ aussieht, wobei ich unter Jüngling ein männliches Individuum ab ca. 15 Jahren verstehe. Noch grossartiger, dass er beim Coiffeur selbst eine trendige Frisur ausgewählt hat. Chapeau, aus dem Kerl wird mal was!

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