Obszöner Auftritt

Nichts gegen Melania Trumps 50'000-Dollar-Mantel, aber...

Politischer Auftritt im Dolce&Gabbana-Mantel: Präsidentengattin Melania Trump. (Bild: Keystone, Montage: Nathalie Blaser)

Die kanadische Komikerin Katherine Ryan plädierte unlängst im englischen Fernsehen für mehr Mitgefühl für Melania Trump. Und zwar mit folgender Begründung: Melania is just an innocent gold-digger who got caught up in the show.

Das trifft es genau, wenn Sie mich fragen. Die arme Melania wollte einfach nur ein ruhiges Leben mit teuren Sachen und sicherem Auskommen; sie hatte nie vor, Small Talk mit dem Papst zu machen. Und nun steht sie da am Rande des G-7-Gipfels auf Sizilien in ihrem 50’000-Dollar Mantel und weiss nicht, wie ihr geschieht.

Das ändert nichts daran, dass über 50’000 Dollar für besagten Blümchen-Mantel von Dolce & Gabbana einfach nur als obszön bezeichnet werden kann. Sie wissen, meine Damen und Herren (oder auch nicht), dass ich an die Marktwirtschaft glaube und kein Problem habe, Geld auszugeben; im Gegenteil, ich halte die Propagierung eines neo-puritanischen Geiz-Ideals für eines der Hauptprobleme der globalisierten spätmodernen Weltwirtschaft, weil das unter anderem zu Produktionsbedingungen führt, die Mensch und Natur schaden. (Sie wissen sicher, dass das Billig-T-Shirt nur ein paar lächerliche Rappen mehr kosten müsste, um nachhaltig produziert werden zu können.)

Die politische Ebene

Aber das ändert nichts daran, dass über 50’000 Dollar für dieses Blümchen-Teil einfach nur als obszön bezeichnet werden kann. Hier muss man tatsächlich zur Beurteilung eines Preises die Moral zur Anwendung bringen. Zunächst bietet sich da das alte, durchaus mit dem Markt zu vereinbarende Konzept des gerechten Preises, iustum pretium, an, verstanden als das Verhältnis des Wertes einer Sache zum Preis, der für sie bezahlt wurde. Melanias Mantel ist nicht 50’000 Dollar wert, aber das ist egal, das hier ist ein freies Land, ich bin sehr dafür, dass jeder Preis gezahlt wird, auf den sich Angebot und Nachfrage wohlinformiert und freiwillig einigen.

Die moralische Ebene ist hier eine andere, jenseits der individuellen. Sie ist politisch: Die Frau des amerikanischen Präsidenten, der gerade die medizinischen und sozialen Leistungen für die ärmsten Bürger seines Landes drastisch eingeschränkt hat, sollte nicht mit einem Mantel mit einem Preisschild von über 50’000 Dollar auftreten. Denn es ist ja nicht so, dass Paparazzi die arme Melania beim Hinunterhuschen der Fifth Avenue Richtung Duane Reade in besagtem Mantel erwischt hätten. Sie ist vielmehr damit aufgetreten. Am Rande eines politischen Anlasses. Das kann nur als obszön bezeichnet werden. Wie ich schon sagte.

36 Kommentare zu «Obszöner Auftritt»

  • Kurt Gschwind sagt:

    Wie war das damals bei Jacky Kennedy? Ich kann mich nicht an ähnliche Reaktionen erinnern. DIe Medien scheinen einen sehr unheiligen Zorn darauf zu haben, die demokratische Wahl Trumps einfach als nicht möglich betrachtet zu haben. Ihr Problem. Lasssen wir doch Trump mal seine Wahlversprechen verwirklichen, für die er schliesslich gewählt worden ist, auch wenn es einigen offen sichtlich schwerfällt….

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