Der Scheidungsgrund im Vatikan

Was wir im Mai gelernt haben.

Präsidiale «Zuneigung»: Melania und Donald Trump in Sizilien. Foto: Darrin Zammit Lupi (Reuters)

Wenn man so zuguckt, meine Damen und Herren, dann wirkt es ein bisschen wie «Keeping up with the Trumps»: Ich meine, ob man nun Melania Trump oder Kris Jenner vor Michelangelos «Jüngstes Gericht» stellt, ist doch wirklich kein so grosser Unterschied. Der Papst ist wenig begeistert, der montenegrinische Ministerpräsident, den vorher kein Mensch kannte, ward zur Seite geschoben, genau wie Donalds Hand von Melania auf dem roten Teppich, Hashtag Handgate. Vielleicht war Melania auch noch irritiert über das Geschlechterrollenverständnis des Papstes, sich in dessen halb scherzhafter Frage ausdrückend, ob sie, Melania, den Donald mit jenem slowenischen Nationalgebäck namens Pontica füttere, worauf einige katholische Medien zunächst meldeten, die Präsidentengattin hätte «Pizza» verstanden (und bejaht). Auch dies ein wundervoller Kardashian-Moment. Hashtag Ponticagate. Melania will von Slowenien nichts mehr wissen, aber das wussten wir schon vorher. Doch was haben wir sonst noch gelernt im Mai? Folgendes:

  1. Callista Gingrich soll neue US-Botschafterin im Vatikan werden. Welche Befähigung ausser Kirchenchorerfahrung die zweite Gattin von Trump-Unterstützer Newt Gingrich, Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses (und Ex-Präsidentschaftskandidat), mitbringt, ist unklar. Klar ist, dass sie ohne Kostümwechsel sofort als Statistin in «The Stepford Wives» mitwirken könnte.

  2. Joan Collins, gerade 84 geworden, hat einen jüngeren Bruder namens Joseph William Collins, Jr., genannt Bill.

  3. Prince Philip, Herzog von Edinburgh, hat bekannt gegeben, dass er ab Herbst keine königlichen Pflichten mehr wahrnehmen wird. Schade. Meine Lieblingsüberlieferung von Prince Philip (aus vielen) ist die aus dem Jahr 2001, als ihm ein 13-jähriger Junge erzählte, sein Traum sei es, ins All zu fliegen, worauf Prince Philip erwiderte: «Du bist zu dick, um Astronaut zu werden.»

  4. Melania Trumps Auftritt in Saudiarabien war emanzipierter als der von Micheline Calmy-Rey im Iran.

  5. Apropos Emanzipation: In Bezug auf Homo-Rechte hat indessen Taiwan die Schweiz überholt. Wir sind hier so ungefähr auf dem Niveau von Albanien. Hinter Ungarn.

5 Kommentare zu «Der Scheidungsgrund im Vatikan»

  • Kristina sagt:

    Es war ein aufschlussreicher Moment, die Wahl von Jorge Bergoglio – der Name stimmt so oder? Das fällt mir zu Pontica, Potnica oder gar Potica ein. Da man immer hört, sieht und liest, was man gerne hören, sehen und lesen möchte, habe ich mir Letzteres zu eigen gemacht. Ich glaube auch den Grund für Handgate zu kennen: Baron durfte nicht mit.

  • Hanspeter Müller sagt:

    Ich frage mich, ob für Sie Emanzipiert sein wirklich nur durch das Tragen eines Kopftuchs oder eben auch nicht definiert ist. Nur so lässt sich Punkt 4 erklären. Weil als zurecht gemachtes Model im Schlepptau eines Mannes das Damenprogram absolvieren kann kaum emanzipierter sein, als als gewählte Ministerin auf Augenhöhe Verhandlungen zu führen und Verträge abzuschliessen. Zumal Melania im Vatikan dann ganz unterwürfig einen Wittwenschleier trug, obwohl sie nicht einmal praktizierende Katholikin ist.

    • ABCDEFG sagt:

      Es gibt ein Protokoll für diverse Staatsbesuche. Die Mantilla im Vatikan ist immer noch üblich, zumal die Ehefrau nicht selbst Staatsoberhaupt ist.
      Für die arabischen Länder galt, auch wenn das vielen nicht einleuchtet, ein anderes Protokoll. Kopftuch und Mantilla für ausländische Staatsgäste sind dort interessanterweise nicht vorgeschrieben.
      Es gibt derzeit Schlimmeres als unterschiedliche Protokollvorschriften.

    • Romeo Hohl sagt:

      Herr Müller, da bin ich Ihrer Meinung. Zu ergänzen ist, dass in SA die Gästedamen eine Wahl haben. Das ist bei allen Politikerinnen so, die letzthin in SA waren und so als mutig tituliert wurden. Im Iran ist einen Schleier zu tragen Pflicht, wer auch immer Frau ist. Nur im Iran waren die anderen Damen nicht, die so mutig den Schleier wegliessen.
      Mutig war MCR, auf Augenhöhe zu verhandeln, etwas zu erreichen (gut das hat DTr auch, wir werden das dann in Europa spüren) und das geltende Recht (wenns auch nicht toll ist, aber in der Schweiz ist auch nicht alles toll, wie die eben diskutierte Ehe) respektiert.

  • Steve Johnson sagt:

    Melania war emanzipierter, weil sie kein Kopftuch trug? Hä??? Herr Tingler, bitte driften Sie nicht in einen niveaulosen Mainstream, nur um Aufmerksamkeit zu erlangen. Danke.

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