Der Plunder ist zu billig

Über Konsum und Demokratie.

Es gibt einfach viel zu viel Ramsch. Montage: Nathalie Blaser

So wie ich mich, verehrte Leser, nie wirklich darüber beruhigen werde, dass Formate wie das «Dschungelcamp» im medialen Angebot existieren und konsumiert werden und dass sie nicht verboten sind und dass die Knallchargen, die diesen Mist schreiben und moderieren, sich nicht schämen und versuchen, stattdessen lieber irgendeinem anständigen Beruf nachzugehen; so werde ich mich auch nie darüber beruhigen können, dass es – auch bei nicht medialen Produkten – einfach viel zu viel Schrott zu kaufen gibt. Es gibt, ganz allgemein und auf sämtlichen Märkten, zu viel Plunder, der zu billig ist, den niemand braucht, der den Planten verpestet.

Ich glaube an die Autonomie des Individuums, und deshalb halte ich wenig vom Konzept eines betreuungsbedürftigen Konsumenten, der von irgendwelchen Marktwächtern zu nachhaltigem, fairem, gesundheitsbewusstem und risikoscheuem Konsum angeleitet werden müsste, weil er sonst jedem Katzengoldglimmer hinterherliefe. Anfällig für offenen Betrug oder subtile Suggestionen, ohne Präferenzordnungen, denen man trauen könnte. Diese Lesart der Verhaltensökonomik funktioniert nicht. Im Grunde ist sie vormodern. Venedig verfügte im 15. Jahrhundert per Dekret: Nur der Adel darf Seidenkleider tragen . . . – Moment mal, vielleicht funktioniert das ja doch? Was meinen Sie?

16 Kommentare zu «Der Plunder ist zu billig»

  • Dodimi sagt:

    Ja, ich gehe, wie so oft, mit ihnen einig. Als ich so vor mich hin dachte…und dachte…und dachte…stieg die Frage auf: Was ist Wirtschaft…und was kann und darf oder darf Wirtschaft nicht? Vielleicht ist Bewusstsein eine Frage des Charakters oder der Erfahrung – oder von beiden. Vielleicht hat jener Kommentator recht, der meint „wir“ seinen zu reich. Ich kann nur sagen, wenn man (!) nur von der AHV lebt, wird man fast automatisch zum UmweltBewussten, denn „Plunder“ kann man sich wirklich nicht mehr leisten. Man reduziert bald einmal vieles auf das Lebensnotwendige. Einteilen ist gefragt…und – es geht mir immer noch gut. Allerdings ist das kein Plädoyer für Armut.

  • Kristina sagt:

    Katzengold, pah! Meuterei auf der Bounty. Besser, Sie lassen einfach das Plündern.
    Ich frage mich, wie das Konzept vom autonomen Individuum sich mit dem Gedanken des moderationsbedürftigen Konsumenten verträgt.

  • werner boss sagt:

    Das Erstaunliche an der ganzen Sache ist, das auch Leute mit einem Dr. vor dem Namen nicht zu wissen scheinen, wollen, oder es ganz einfach nicht zu sagen getrauen, dass dieser ganze Mist produziert wird nur damit möglichst viele Menschen einen Arbeitsplatz und ein paar ganz wenige, ein hohes Einkommen haben. Das ist hart aber leider die Realität!

  • Martina Albertin sagt:

    Wenn’s jemandem gefällt und es ist zu kriegen, soll’s doch haben.
    Definitiv.

  • Dani sagt:

    Künftige Ausgrabungen werden eine seltsame Sedimentschicht zu Tage legen und werden sie dem Plunder- und Ramschzeitalter zuordnen und sich fragen, warum haben die das gemacht…

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