Der Plunder ist zu billig
So wie ich mich, verehrte Leser, nie wirklich darüber beruhigen werde, dass Formate wie das «Dschungelcamp» im medialen Angebot existieren und konsumiert werden und dass sie nicht verboten sind und dass die Knallchargen, die diesen Mist schreiben und moderieren, sich nicht schämen und versuchen, stattdessen lieber irgendeinem anständigen Beruf nachzugehen; so werde ich mich auch nie darüber beruhigen können, dass es – auch bei nicht medialen Produkten – einfach viel zu viel Schrott zu kaufen gibt. Es gibt, ganz allgemein und auf sämtlichen Märkten, zu viel Plunder, der zu billig ist, den niemand braucht, der den Planten verpestet.
Ich glaube an die Autonomie des Individuums, und deshalb halte ich wenig vom Konzept eines betreuungsbedürftigen Konsumenten, der von irgendwelchen Marktwächtern zu nachhaltigem, fairem, gesundheitsbewusstem und risikoscheuem Konsum angeleitet werden müsste, weil er sonst jedem Katzengoldglimmer hinterherliefe. Anfällig für offenen Betrug oder subtile Suggestionen, ohne Präferenzordnungen, denen man trauen könnte. Diese Lesart der Verhaltensökonomik funktioniert nicht. Im Grunde ist sie vormodern. Venedig verfügte im 15. Jahrhundert per Dekret: Nur der Adel darf Seidenkleider tragen . . . – Moment mal, vielleicht funktioniert das ja doch? Was meinen Sie?
16 Kommentare zu «Der Plunder ist zu billig»
endlich mal wieder ein beitrag der mir zu 100% aus dem herzen, dem geist, der seele spricht. rundum schrott ob im TV oder in vielen läden, der wahrlich niemand braucht und nur ressourcen verbraucht und abfall- und entsorgungs- (wie es das wort schon sagt) sorgen mit sich bringt. ignorante am verblödende gesellschaft…
Ovid schrieb aus dem Exil: «Wenn du es recht überlegst, was ich treibe, ist nichts von grösserem Nutzen als eben die Kunst, der es an Nutzen gebricht.» Eine Voraussetzung der Kunst ist das Überschreitende. Demnach wäre Plunder nach dem Kriterium einzuteilen, ob ihm Transzendenz zukommt oder nicht. Es ist vertretbar, Transzendenz als autonom zu taxieren. So kann Plunder für den Einen auf Transzendentes verweisen, worüber der Andere nur «lacht wie eine kalbende Kuh» (Philipp Tingler). Ich besitze einen silbrigen Hirsch: Plunder. Aber der erinnert mich immer wieder an Psalm 42: «Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser» und dessen numinose Vertonung durch Mendelssohn Bartholdy. Der Rest funktioniert nach der unsichtbaren Hand des Handels – und jener von Tante Gretel.
Ist der Plunder ist zu billig, oder sind wir zu reich?
Genau das ging mir auch durchdenken Kopf, als ich mich frug, was der Herr uns eigentlich sagen wollte.
Meine Interpretation ist “ früher war alles besser, weil wir uns den Plunder nicht leisten konnten“.
Sollte ich damit richtig liegen, täte es mir leid um die vielen Worte, die der Herr T. hier verschwendet hat, um eine solche Banalität zu kaschieren.
Plunder gibt es aber auch in Blogs zu lesen. Diesen hier selbstverständlich nicht ausgenommen! Und ja, auch in Kommentaren…
„….der den Planten verpestet.“ wollen wir aber so nicht stehen lassen (und auch diesen Kommentar nicht, nach der Korrektur).