Melanias Gift

Geschenke, die nie richtig sind.

Was wohl in dem Paket drin war? Michelle Obamas Reaktion wird jedenfalls kontrovers diskutiert. Foto: Jonathan Ernst (Reuters)

Wir wissen immer noch nicht, was in der Box war, meine Damen und Herren. In dieser Schachtel des Juweliers Tiffany, die Melania Trump am Tage der Inauguration auf den Stufen des Weissen Hauses Michelle Obama überreichte. Wir wissen allerdings, dass Michelle Obamas Reaktion auf jenes Präsent inzwischen der weltweiten Internetgemeinde als Symbol für die Annahme eines sogenannten Danaergeschenkes gilt: Man stellt vielleicht etwas zu spät eine freudig überraschte Miene her und weiss womöglich nicht sofort, wohin mit der Gabe. Das ist natürlich alles, wie immer im Internet, masslos übertrieben. Geschenke zur Amtsübergabe sind in den USA nichts Unübliches, Michelle Obama hat überhaupt nicht extrem reagiert, und die arme Melania tut mir irgendwie langsam leid. Andererseits: Sie hat sich mit diesem orangefarbenen Monster eingelassen, wozu sie auch wiederum niemand gezwungen hat. Mutmasslich. Wie dem auch sei: Wir nehmen diese viel diskutierte Geschenkübergabe hier nun zum Anlass, mal eben kurz jene Gaben aufzulisten, die man besser unterlassen sollte:

  1. Geld

    Kein Geschenk definiert ein Verhältnis so wie Geld: Macht. Geht höchstens noch auf der Ebene zwischen Grosseltern und Enkeln. Und selbst da ist es noch ein wenig fantasielos. Nur ganz geringfügig besser: Gutscheine. Und bitte schreiben Sie jetzt deswegen keine Briefe, danke.

  2. Alles, was mit Teelichten zu tun hat.

    Alles.

  3. Selbst gemaltes Bild

    Es sei denn sie sind Gerhard Richter. Oder jünger als 12. Dieses Verschenktabu gilt in seiner korrekten Auslegung überhaupt für selbst gemachte Sachen, sofern sie nicht essbar, sonst wie vergänglich oder wenigstens in einem Schuhkarton problemlos entsorgbar sind.

  4. Körperpflegeprodukte

    Es sei denn, sie sind verheiratet. Oder wenigstens verlobt.

  5. Erzieherische Geschenke

    Sind, sofern sie nicht auf dem Wunschzettel standen, eigentlich die schlimmsten von allen. Das Selbsthilfebuch «Mein Weg zum Veganismus», eine Lerngitarre, eine komplette Crossfit-Ausrüstung oder sonstige Gaben zur vermeintlich korrekten Lebensgestaltung sind keine Geschenke, sondern Belehrungen. Und wer will die schon?

5 Kommentare zu «Melanias Gift»

  • meinrad sagt:

    zu 3
    mein kleiner verwandter im vorschulalter schenkt mir immer wieder selbstgemalte bilder. gleichzeitig erklärt er mir, was es ist, nicht etwa, was es repräsentiert. da gibt es keine deutung. staunend und dankbar nehme ich die bilder entgegen und bewahre diese auf. es findet sich auch stets ein pinxit mit selbstgeschriebenem namen auf den werken. als ich ihm mal ein foto von ihm in meinem daheim zeigte und fragte, wer das sei, gab er zur antwort: „das ist der ich“. offenbar lassen sich bereits philosophische züge erkennen.

  • Anh Toàn sagt:

    Die Beschenkten freuen sich am meisten über die traditionellen Danaergeschenke, die krank, fett und hässlich machen: Alkohol und Pralinen.

  • Jacques sagt:

    Der Liebsten kann man immer frische Blumen schenken; und feines Parfum. Bevorzugt Düfte, die sie mag, aber noch nicht kennt. Gewusst wie?
    Alle Bekannten wissen auch, was sie mir immer schenken können. Guten Rotwein (bevorzugt aus dem Burgund). Das ist der in diesen runden, weiblichen Flaschen. (Beim männlichen Bordeaux bin ich aber auch nicht enttäuscht).
    Konklusion: Ein blumiger Burgunder – à deux.
    p.s.: Unkonventienell kann man der Liebsten auch techn. Dinge schenken, wie Leinwand, Farbpalette mit allem drum und dran. Dazu muss man sie aber gut kennen.

  • Mrs Katana sagt:

    Als CrossFit-Begeisterte würde ich mich auf eine komplette Aurüstung richtig freuen (ist nämlich sau teuer)!

  • Denise sagt:

    Ich freue mich immer über Gutscheine, besonders wenn es ein Gutschein für ein „Event“ (Theater, WE irgendwo hin etc.) ist. Parfum hingegen finde ich SEHR heikel. Da muss man eine Person sehr gut kennen. Bei mir wandern diese meist in den Mülleimer.

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