Influencer, eh?
Unlängst, meine Damen und Herren, hat mich, nachdem ich in diesem Magazin das Phänomen Fitness-Models als Lärmerscheinung einer kulturell streckenweise tief gesunkenen Gegenwart verortete, eine Dame aus dem lesenden Publikum darauf hingewiesen, dass Fitness-Models inzwischen sogar schon auf Linkedin zu finden seien. Als wäre das ein Beruf.
Und für alle, die (wie ich) darinnen ein weiteres Menetekel des Niedergangs erkennen, hätte ich hier noch einen Anhang zu unserer losen Reihe «Typen des Sozialen»: Influencer.
Und die Geschichte dazu geht folgendermassen: Ich sitze so im Flugzeug und blättere durch die «Zeit», die mir die freundliche Dame von Swiss vorher ausgehändigt hatte. Dabei stosse ich im «Zeit-Magazin» auf eine Anzeige, die eine «Zeit-Magazin-Konferenz» zum Thema «Mode & Stil» bewirbt. Und als ob dies noch nicht genug Widerspruch in sich wäre, wird die Liste der angekündigten Teilnehmer angeführt durch Siegberta Schnöseltuck (Name geändert), eine mir vollständig unbekannte Person, Berufsbezeichnung: «Stylist and Influencer» (man beachte das schicke «and»). Und ich so: Influencer? Wat is kaputt?
Durch einen seltsamen Zufall fand sich dazu passend in der «Zeit» ein ganzseitiges Porträt über Cameron Dallas, Influencer. Dazu von mir an dieser Stelle nur so viel: Bleugh!
Ich werde alt.
11 Kommentare zu «Influencer, eh?»
Geehrter Tingler
Vollkommen Ihrer Meinung! Diese, unsere, Gesellschaft ist für mich total am verblöden. Für mich hat sie es verdient unterzugehen. Diese ganze „gesundessenfittnessinfluenceritgirlichweissnichtwieblödtun“ Kacke geht mir aber sowas von auf den Senkel.
Danke Herr Tingler.
Super Artikel. Genau so kommt mir die Volksverblödung auch gerade rein.
Man kommt sich mit 33 bisweilen tatsächlich wie ein seniler Opa vor.
Ich habe den Begriff „Influencer“ bisher nur im Zusammenhang mit der ähnlich weltverändernden Xenia Tschumi (natürlich viel cooler geschrieben) gelesen. Tja, wenn sich die Leute halt gerne beeinflussen lassen, kann man als Beeinflusser auch Geld verdienen. Das Geschäftsmodell ist ja durchaus bewährt, unterscheidet es sich doch nur marginal von Mike Shivas.
Weit schlimmer sind die Menschen, die sich von nichtsnutzigen Influencern tatsächlich beeinflussen lassen.
In die gleiche Rubrik fällt z. B. auch der Beruf „Make up-Artistin“. Wird man in so einem Fall etwa auf dem Hochseil unter einer Zirkuskuppel aufgehübscht?