Die Trump-Diät

Mit Grösse gegen Übergewicht: Donald Trump ist plötzlich 190 Zentimeter gross. Foto: Christopher Dolan (AP, Keystone)
«Never trust a fat vegan.» Finde ich ja ganz lustig, meine Damen und Herren, fällt aber offenbar unter «Body Shaming». Genauer: «Fat Shaming». Wir thematisieren in dieser Rubrik ja gelegentlich den spätmodernen Umgang mit der Scham, zu dem als wesentlicher Zug auch das Phänomen der sogenannten Beschämung gehört. Fachsprachlich: «shaming». Unter Shaming versteht man Äusserungen und Verhaltensweisen, die bei anderen gezielt Gefühle von Unterlegenheit, Reue und Scham inspirieren sollen. Gesellschaftlich kritisiert wird oft das sogenannte Body Shaming, das beispielsweise die Werbung der Mode- und Kosmetikindustrie mehr oder weniger implizit über Propagierung unerreichbarer Körperideale betreibe.
Der adipöse Kandidat
Doch es gibt auch andere Formen: Öko-Shaming, zum Beispiel. Öko-Shaming ist der Vorwurf an die anderen, unseren Planeten zu ruinieren; gerne betrieben vom Typ des veganen Öko-Hipster. Well, never trust a fat vegan. Und, apropos fett: Fat Shaming ist eine häufige Sonderform des Body Shaming. Donald Trump, immer noch Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei der USA, ist von der «New York Times» in einem Kommentar neulich als «Fat Shamer in Chief» bezeichnet worden. Was zutreffend den Umstand widerspiegelt, dass Mr Trump eine Neigung hat, seine Mitgeschöpfe, besonders die weiblichen, nach deren Körper (und dessen Umfang) zu beurteilen. Diese Neigung war bereits überdeutlich erkennbar vor Auftauchen des sexistischen Skandaltapes, das uns am Wochenende erschütterte und nach dem zu erwarten war, dass in diesem irren, postfaktischen Wahlkampf alles weiterlief wie vorher. Oder wenigstens beinahe.
Im Geiste dieses trumpschen Diskurses, so fuhr der Kommentator der «New York Times» fort, werde man nun auch den republikanischen Kandidaten objektivieren: «This guy is fat.» Und weiter: Bei einer Grösse von 188 Zentimetern, wie Trump sie bisher angegeben hat, und einem Gewicht von 107 Kilo, das Trump offiziell dem Fernsehdoktor Oz mitgeteilt hat, wäre er nach offiziellen amerikanischen Richtlinien «obese», also fettleibig beziehungsweise adipös. Um diese Klassifikation zu vermeiden, erklärt Trump seit neuestem, er wäre gut 190 Zentimeter gross, was ihn nach Tabelle nicht mehr fettleibig, sondern bloss noch übergewichtig macht. Wie jemand im Alter von 70 Jahren noch zweieinhalb Zentimeter wachsen könne, sei ein bisher viel zu wenig beachtetes Wunder, spottet die «New York Times». Und spottet weiter, angesichts der Selbstauskunft von Trump, er verbrenne Kalorien vor allem beim Redenhalten: «Die Trump-Diät: Aerobe Beleidigungen.»
Ist Fat Shaming bei Männern okay?
Das finde ich ebenfalls ziemlich lustig, bringt uns aber irgendwie direkt auf die Frage, welche die deutsche «Huffington Post» neulich aufwarf, nämlich: «Ist Fat Shaming bei Männern okay?» Nein, natürlich nicht. So wie Ausländerfeindlichkeit nicht deswegen okay ist, weil sie sich gegen Deutsche richtet. Oder gegen deutsche Literaturkritikerinnen. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es darum, dass der Wahlkampf der wichtigsten Demokratie der Welt sich nicht um politische Fragen dreht. Noch nicht einmal um Sexismus. Sondern um: Donald Trump. Der gesamte Wahlkampf ist zu einer Art Ego-Pornografie von Trump geworden. Und man darf vermuten: Ihm gefällt das. Ich für meinen Teil schliesse heute mit einem Warnhinweis für alle Veganer: Vorsicht. Diese Kolumne kann Spuren von Ironie enthalten.
5 Kommentare zu «Die Trump-Diät»
Ex-Post-Facto wird gesagt werden können, dass wer genau hinschaute, erkannte, dass Donald kein Pechvogel sondern ein Tollpatsch ist. Trifft allerdings nicht für alle Enten zu.
Soll ich, soll ich nicht…was sagen? Jedes Vorurteil kann mir recht sein. Bin ein visueller Mensch, und so kommt es, dass wen ich zu dick finde, ich zu dick finde und wen ich zu dünn finde, ich einfach zu dünn finde. Und – Shaming oder nicht – ist in den nächsten Sekunden wieder vergessen. Und was Mister Trump betrifft: wenn man ihn genau anschaut hat er etwas Spitzbübisches, ja eigentlich Sympatisches. Allerdings verschwindet dies gleich wieder sobald er zu verbalisieren anfängt. Trump trump-iert sich fortlaufend. Und seine politische Diät funktioniert anscheinend prächtig. Er verliert fortlaufend an politischem Gewicht.
Von der „Donald-Diät“ zur „Hillary-Diät“ ist es nur ein Katzensprung. Jedenfalls für „Fritz the Cat“ aus L.A.. – Diese „Hillary-Diät“ entspricht in etwa der „Hollywood-Diät“. Viel Ananas oder Arkansas drin. Mit etwas Eiern vom Land. Proteine für Prototypen. So haben sie beide ihren ganz besonderen Charme, – nur ohne charmant zu sein. Die Figuren von Walt Disney sind jedenfalls charmanter und machen mehr Spass. Sogar das Bambi von Felix Salten, der auch die Geschichte der Josefine Mutzenbacher schrieb. Josefine hatte sicher Charme und versprühte auch Lebenslust.
Trump ist mir ein Rätsel. Entweder tut er nur so, oder er ist es wirklich…..anyhow life is a cabaret, old chum. 🙂
Wer den deutschen Medien folgt, derzeit so unausgewogen wie seit ’45 nicht mehr, weiß natürlich wer zu wählen ist. Unabhängig von körperlichen Imperfektionen. Aber nehmen Sie sich das Standardwerk des Franz Josef Gall vor, es gibt ab und zu noch eine antiquarische Ausgabe zum Erwerb und beschäftigen sie sich mit Phrenologie (und blenden sie den Mißbrauch aus, der im 3. Reich damit getrieben wurde). Und dann schauen sie sich die Köpfe von Herrn Trump und Frau Clinton an.