Die Kunst des Namedropping

Fünf Hinweise zur Hebung des Konversationsniveaus.
(iStock)

Gekonntes Angeben erwünscht: Konversation ist zum wichtigsten Statusvehikel geworden. (iStock)

Das allgemeine Konversationsniveau fällt, meine Damen und Herren. Woran liegt das? Nun, nicht zuletzt daran, dass in unseren hipster-ironischen, spätmodernen Zeiten weder Geburt noch Beruf noch Bildung noch Besitz automatisch irgendwelchen Status bedeuten. Damit wurde die Konversation zum wichtigsten Statusvehikel und das Namedropping zum Statusanzeiger Nummer eins. Dabei ist experimentell nachgewiesen, dass Namedropping vom Gegenüber nicht selten als unangenehm empfunden wird. Und zwar, weil die meisten Leute es sehr schlecht machen. Es folgen fünf Hinweise zur Schulung Ihrer konversationellen Kompetenz:

  1. Grundregel: Hemmungsloses Namedropping wird zu Recht als soziales Tourettesyndrom verstanden. Streuen Sie also nicht unkontrolliert irgendwelche mehr oder weniger bekannten Namen aus Ihrem Bekanntenkreis ins Gespräch, sondern nur, wenn diese in Verbindung mit einer leidlich unterhaltsamen Anekdote stehen, die irgendwie (und sei es noch so vage) zum Thema passt.

  2. Ganz schlechte Form ist das Namedropping auf Vornamenbasis («Pippa» oder «Kanye»). Sie riskieren zudem, nicht verstanden zu werden – oder blossgestellt, falls Ihr Gegenüber die betreffende Person besser kennt als Sie.

  3. Sonderform I: Place-Dropping. Place-Dropping geht längst über das Erwähnen von statusbesetzten Feriendestinationen hinaus und bezieht sich auch auf Hotels, Clubs, Anlässe o.ä. Achtung: Geläufigkeit mit den wichtigsten Metropolen der Welt wird als gegeben vorausgesetzt, sodass Place-Dropping eher über exotische Ziele funktioniert: «Wann immer ich in St. Andrews bin, besuche ich diese kleine Austernbar …»

  4. St. Andrews bringt uns zur Sonderform II: Institution-Dropping. Eine solche Institution kann die Schule Ihrer Kinder sein, zum Beispiel, oder Ihre Alma Mater. Die Erwähnung von prestigeträchtigen Institutionen lässt sich natürlich mit anderen Renommiertechniken verbinden, wie in dem Beispielsatz: «Und wissen Sie, wer mich auf Punta del Este gebracht hat? Mark Zuckerberg, damals in Harvard!»

  5. Nicht unerwähnt bleiben sollte schliesslich: Brand-Dropping. Zu Recht als tiefste Form betrachtet. Sollte vermieden werden. Sagen Sie also nicht: «meine Rolex», sondern einfach: «meine Uhr». Danke.

11 Kommentare zu «Die Kunst des Namedropping»

  • Barbara Grohé sagt:

    Beim Lesen der Überschrift haben mein Mann gerätselt, wer über dieses ach so überragend interessante alle interessierende Thema schreiben könnte. Ha! Ich habe gewonnen – kein doch bloss ein Tingler-Beitrag sein. Ungemein wichtig und ungemein interessant.

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