Sind Reiseführer ein Produkt von gestern?
Heute, meine Damen und Herren, möchte ich mit einem kleinen praktischen Tipp beginnen: Die allermeisten Reiseführer in Buchform erscheinen ja in Reihen, wie «Lonely Planet» oder «Time Out» oder Was-auch-immer, die alle ihre spezifischen Ansprüche und Schwerpunktsetzungen haben, je nach Lebensstilausrichtung des Zielpublikums. Aber hier kommt, wenn Sie vor dem Regal stehen, ein ganz einfacher Test dafür, wie Sie sehen können, ob eine Reihe für Ihre Bedürfnisse geeignet ist: Greifen Sie einfach zu dem entsprechenden Reiseführer Ihres eigenen Landes oder Ihrer eigenen Stadt und schauen Sie nach, ob Ihnen der vernünftig oder daneben erscheint. (Das geht natürlich nicht, wenn Sie einen Flecken bewohnen, über den keine Reiseliteratur vorliegt; aber dann haben Sie ohnehin andere Probleme: Sie sollten nämlich umziehen.)
Manche Leute freilich lesen gar keine Reiseführer mehr, sondern informieren sich beispielsweise nur noch via Internet über ihre Destinationen. Denn Bücher können nicht mithalten im spätmodernen Beschleunigungsstrudel, man kann auch einfach Siri fragen und so weiter. Stimmt alles. Bis zu einem Punkt. Ich möchte behaupten, dass der gute klassische Reiseführer sich dadurch auszeichnet, dass er Ihnen ein Extra bietet. Deshalb hier mein zweiter Tipp: Kaufen Sie Ihren Reiseführer erst am Ziel, da ist die Chance grösser, dass Sie was Besonderes finden. Die Reiseführer in einer Buchhandlung an Ihrer Zieldestination durchzuschauen, bedeutet zudem einen ersten profunden Kontakt mit der lokalen Kultur (falls Sie einen weiteren wünschen, suchen Sie eine Drogerie auf, und das ist kein Scherz).
Schliesslich bleibt Ihnen etwas, was die sogenannte virtuelle Welt nicht bieten kann: Gelesene Reiseführer sind doch ein bisschen wie Trophäen, sie werden zu Erinnerungsstücken an bestimmte Trips, genau wie die afrikanische Fruchtbarkeitsstatue oder die beiden vergoldeten Drachen aus Hongkong, die man wild feilschend einer alten Chinesin aus den Händen wand. Bevor man dann Tropenausschlag und Durchfall bekam. Ach nein, das war auf Bali.
12 Kommentare zu «Sind Reiseführer ein Produkt von gestern?»
Als Schweizer geh ich wenn immer möglich auf Nummer todsicher. Will heissen, ich nutze gedruckte Führer (wenn immer möglich zwei), Google und – stark gewichtet – Foren. Und jede Quelle hat ihre Vorzüge und Mängel. Gedruckte Führer insbesondere sind oft nicht aktuell – zu viele Empfehlungen, die nicht mehr stimmen und ja dann doch noch per Internet überprüft werden müssen.
Und letztlich lebt eine jede Reise auch ein Stück weit davon, dass das alles nicht so ganz zulänglich ist.
Ich rate zum „Reiseführer des Zufalls“!
(Erschienen 2015 im Kommode Verlag)
Den kann man in jeder Stadt anwenden.
Der beste Reiseführer findet man im Land selbst. Die Einheimschen helfen meist sehr gerne und man erfährt eniges was nicht im Internet und auch ncht gedruckt zu haben ist. So haben wir viel erlebt, gesehen und uns köstlich unterhalten. ReiseerLEBNisse sind und ist eben leben.
Den Tipp, den Reiseführer erst am Ziel zu kaufen, finde ich schlecht. In vielen Ländern sind keine Reiseführer erhältlich, denn die Touristen bringen eigene mit und die Einheimischen kaufen keine. Oder sie sind gerade vergriffen,nicht in der gewünschten Sprache erhältlich oder mit findet sie nur in wenigen Läden in der Hauptstadt, die dann auch nicht immer geöffnet sind. Das Gleiche gilt für Stadtpläne und Landkarten. Was man hat, das hat man.
Ein guter Reiseführer ist wie ein Guide Michelin. Von Profis geschrieben, die recherchieren und für länger an ein Ort kommen. Die kommen dann jährlich wieder, um aktuell zu bleiben. Oder von Expats geschrieben. Ja die gibt’s wirklich und kommen oft aus einem kleineren Verlag. Vermiete Wohnungen und kenne das. Im Internet ist vieles fake oder von Leuten geschrieben, die keine Ahnung haben und selber nur ein paar Tage da waren. Was es halt nicht gibt, sind die Geheimtipps. Wenn was wirklich gut ist und auch unter Einheimischen beliebt, ist es irgendwann in einem Reiseführer.