Autorität mit Fragezeichen
Von Philipp Tingler, 17. Juni 2016

Während, wie wir schon gesehen haben, meine Damen und Herren, im hispanischen Raum die öffentlichen Grafiken und Schilder regelmässig detaillierter sind als beispielsweise bei uns, verfolgt die angelsächsische Welt hier eher eine verbalisierte Strategie. Das heisst zum Beispiel, dass Verkehrsschilder den Automobilisten auf dem Weg zur grossen Überbrückung der Chesapeake Bay in Maryland fragen: «Bay Bridge Bound?» Und dann nahelegen: «Stay on 50.»
Das Verkehrsschild mit Fragezeichen spiegelt eine angelsächsische Vorstellung von Autorität wider: die vorschlagende. Man kann den Leuten Sachen verbieten oder gebieten – oder man kann ihnen was vorschlagen. Zu ihrem eigenen Nutzen.
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2 Kommentare zu «Autorität mit Fragezeichen»
Mir ist dieser Angelsäschische Autoritätsbegriff wesentlich sympathischer als die von Verbotsschildern dominierte germanische Kultur wo fleissig von Verboten und Strafen gesprochen wird. Leider ist man insbesondere in der Schweiz so verkorkst, dass man immer gleich mit dem Prügelstock bedroht wird sobald man nicht brav artigst in der Masse mitschwimmt. Wer nicht ins Schema F passt, wird mindestens mit abstrafenden (da ist das Wort schon wieder) Blicken oder verärgerten Bemerkungen ausgegrenzt oder in die Schranken gewiesen.
Die Anschnallpflicht wird fast überall in den USA mit den Schildern „Buckle up! It’s the law!“ angeregt. In Montana jedoch steht auf den Schildern „Buckle up! It’s our law!“. Ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied.