Wissen Sie, was Sex-Arme sind?
Bis am Sonntag hätte mich in Verlegenheit gebracht, wer mich nach der Bedeutung von Sex-Armen gefragt hätte. Ich hätte rumgedruckst und versucht, die sich mir aufdrängenden Assoziationen nicht preiszugeben. Denn die bewegen sich eher in Richtung Dark-Rooms. Dank der «NZZ am Sonntag» weiss ich es aber nun. «Sex-Arme», damit sind die wohl definierten Bi- und Trizepse gemeint, welche Musikerinnen wie Madonna, Schauspielerinnen wie Sarah Jessica Parker oder Politikergattinnen wie Michelle Obama der Mitwelt gerne in langen, ärmelfreien Roben präsentieren. Sie sind das «sexuelle Ornament der Saison», ein «zivilisatorischer Luxus in einer Welt voller ‹Bingo Wings›, den Speckflügeln an den Oberarmen, benannt nach den weichen Armen untrainierter Rentner im Freizeitmodus.»
Arme Rentner. Als Kontrastfolie für ein frisch geschlüpftes Schönheitsideälchen dienen zu müssen ist kein schönes Schicksal und ich hoffe, selbige Rentnern geht das am Hintern vorbei. Zumal die Sache mit den Sex-Armen ja vor allem ein mediales Phänomen ist und als solches auch nicht eben so neu. Vor drei Jahren bereits widmete das Magazin «New Yorker» Michelle Obamas Oberarmen einen ausführlichen Artikel – wobei es dort noch um die Frage ging, ob es einer Präsidentengattin anstehe, ärmellose Kleider zu tragen. Frau Obama stellte ihre Haltung diesbezüglich unmissverständlich klar, so dass wir darüber heute nicht mehr reden müssen. Dafür wurde die Liste der Attribute eines idealen Körpers um den Punkt «Michelle Obamas Oberarme» ergänzt. Laut Tina Fey lautet diese Liste übrigens so:
Kaukasische blaue Augen, volle spanische Lippen, Stupsnase, haarlose asiatische Haut, kalifornische Bräune, jamaikanischer Dancehall-Hintern, lange schwedische Beine, kleine Geisha-Füsse, die Bauchmuskeln einer lesbischen Fitness-Studio-Besitzerin, Hüften eines neunjährigen Jungen und die Brüste einer Barbiepuppe.
Gegen solche Schönheitsideale ist grundsätzlich wenig einzuwenden. Schliesslich sind sie nur das Resultat einer induktiven Erkenntnis aus dem singulären Erlebnis, dass Schönheit das Leben aufwertet. Ob man dem Ideal nachstreben kann oder will, muss schliesslich jeder selber wissen. Enttäuschend finde ich allerdings die deduktive Leistung der NZZ, nämlich diese Reihe wirklich bemerkenswerter Frauen für einen Artikel heranzuziehen und aus der Tatsache, dass sie alle trainierte Oberarme vorzuweisen haben den Schluss zu ziehen, dass der Definitionsgrad des weiblichen Bizepses der neue heisse Scheiss sein muss.
Denn am Gedanken ist ja durchaus was dran. Tatsächlich fällt auf, dass erfolgreiche Frauen oft auch sportlich ehrgeizig sind. Das ist der Grund, warum sie auch auf physischer Ebene mit männlichen Attributen auftrumpfen – und nicht, so würde ich zumindest behaupten, weil sie irgendeinem Schönheitsideal folgen oder als Modell für das «sexuelle Ornament der Saison» dienen wollen. Und darüber, was das für Frauen sind, warum sie so getrieben sind, ob sie deshalb so erfolgreich sind, welche Entscheidungen sie dafür treffen mussten, würde ich gerne lesen.
Immerhin werde ich mir in Zukunft keine Blösse mehr geben müssen, wenn mich jemand auf Sex-Arme anspricht.
21 Kommentare zu «Wissen Sie, was Sex-Arme sind?»
Iggy Pop mit falschem Kopf
ha ha ha. Super Kommentar. (Iggy finde ich dann aber doch besser….)
Wenn man ’sexy Oberarme‘ in den Titel Titel schreiben würde, wüsste man gleich, was gemeint ist. Madonnas Oberarme sind too much und die spitzigen Adern sind auch nicht mein Schönheitsideal.
Aber nach zwei Wochen Ferien mit täglich Flussfahren im Kanadier bot meine Liebste einen überaus anmutigen zart gebräunten Anblick, der mir auch heute noch eine sehr liebe Erinnerung ist. 🙂 Vielleicht sollten wir nächsten Frühling die Paddel wieder mal rausnehmen <|;-)
Das sind doch keine spitzigen Adern, sondern Krampfadern an den Armen. Die Ärmste ist shliesslich auch nicht mehr ganz so jung!!!
Who cares?