Barbie, in pragmatischer Hinsicht

post666

So oft sich der Mensch das Schicksal fasslich zu machen suchte, meine Damen und Herren, hat er stets den Eindruck von etwas Weiblichem empfangen, von Moiren, Parzen und Nornen. Ich gehe also neulich auf die Post und kriege dreimal die Sechs. Wenn Sie das googeln, kommt alles Mögliche: Dreieckszahl, Magisches Quadrat, das Tier, der Antichrist, das Spiel des Teufels. Purer Zufall, sagen Sie. Der Zufall ist klassischerweise ebenfalls weiblich: Tyche, launische Göttin der Vorsehung, der Fügung und des Zufalls. Der höchste Gott ist nie das Schicksal selbst, sondern er vertritt oder beherrscht es. Wie der Mann das Weib, würden nun die Chauvinisten anfügen. Also höchst unvollkommen, könnten daraufhin die Feministinnen erwidern.

Apropos: 90-60-90 ist eine andere Zahlenmagie, die sich hartnäckig hält. In Barbies Fall waren das bisher sogar die Masse 99-46-84: realitätsfern respektive schlicht nicht möglich im wirklichen Leben, und aufrecht stehen kann Barbie mit einem solchen Körper auch nicht. Jedenfalls nicht ohne High Heels. Dafür allerdings hat sie sich lange gehalten. Doch nun wird alles anders: Barbie ist jetzt «body-positive» und erscheint (zusätzlich zu den 99-46-84, deren Unterleib übrigens auch nicht genug Raum für alle notwendigen Organe böte) in drei Ausführungen: «tall», «petite» und «curvy». Das Ganze erinnert mich irgendwie an Starbucks. Und wo lässt eigentlich Sarah Jessica Parker ihre Organe? Damit genug für heute. Getreu der Einsicht Immanuel Kants: «Der grösste Sinnengenuss, der gar keine Beimischung von Ekel bei sich führt, ist, in gesundem Zustande, Ruhe nach der Arbeit.» So erkannte es der grosse Denker des Idealismus in seinem letzten Werk, der «Anthropologie in pragmatischer Hinsicht». Mit der 777 befassen wir uns dann übermorn. Cheerio.

Vorbei mit Traummassen: Vintage Barbiepuppen. (Flickr/RomitaGirl67)

Vorbei mit Traummassen: Vintage Barbiepuppen. (Flickr/RomitaGirl67)

6 Kommentare zu «Barbie, in pragmatischer Hinsicht»

  • Share sagt:

    Komisch. Ich sehe nur PetShopBoys auf einer namenlosen Strasse.

  • Eos sagt:

    Ihr Roman „Schöne Seelen“ hat genau 333 Seiten. Und jetzt ziehen Sie auf der Post die 666. Die Apokalypse naht!

  • Anh Toàn sagt:

    Ich freue mich auf die 777!

    Apropos Barbie und ihre Zahlen: Meine geschätzte Ex hat erzählt, beim Spielen mit Barbie sei es primär darum gegangen, den Ken auf die Barbie zu legen…Zu Starbacks gehen manche vielleicht auch in der Hoffnung, – daher wohl Ihre Assoziation Barbie zu Starbucks -, sich später auf oder unter oder vor eine Barbie oder Ken zu legen oder zu setzen oder knien. Und dann wäre noch die Möglichkeit mit der Zahl: Siebzig weniger Eins.

    P.s. Ich möchte betonen, einen Rest von Respekt zu wahren, Frauen dürfen oben sein.

  • Meier sagt:

    Wie doof ist dieser Kommentar denn? Nix dazugelernt.

  • Jacques sagt:

    Eine Muse hat es mir eingeflüstert: 90-60-90 entspricht auch dem klassischen Schnitt: 3 zu 2.
    69 ist hingegen das Jahr von Woodstock – und der 1. Mondlandung. Entspricht auch dem „Wendekreis des Krebs“ – von Henry Miller. Welche Masse hatte die ex-Frau (MM*) von Arthur Miller. Man sprach von einer klassischen Verbindung von Geist mit dem Eros. Man(n) lässt sich immer gerne bezirzen. Sogar der Odysseus.
    p.s.: Zu MM*: Mist der 12. Buchstabe des klass. und der 13. Buchstabe des modernen lat. Alphabets. In deutschen Texten eine durchschnittliche Häufigkeit 14. Also 12-13-14.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.