Der Afrikaner ist halt so

Und jetzt gehen sie auf Menschenjagd in Köln. Auf Menschen mit dunkler Haut, weil die Angreifer in der Kölner Silvesternacht auch dunkle Haut hatten. Und der Afrikaner ist halt so. Das glauben sie jedenfalls. Weshalb sie auch kollektiv strafen wollen. Oder sie sind einfach wütend und ohnmächtig und wollen ihre Aggressionen loswerden. Egal an wem. Hauptsache dunkle Haut.
Natürlich machen die Kölner Attacken Angst. Oder Überfälle wie in Uster, wo ein Marokkaner eine Joggerin im Wald vergewaltigen wollte. Oder wie in Weil am Rhein, der Basler Grenzstadt. Dort wurden in der Silvesternacht zwei Mädchen, 14 und 15 Jahre alt, von vier Syrern vergewaltigt. Ich lebe in Basel und ich habe eine vierzehnjährige Tochter und natürlich habe ich jetzt Angst um meine Tochter. Und zwar mehr denn je.
In den letzten Tagen habe ich aber auch oft an eine andere, mir nahe stehende junge Frau gedacht. Die junge Frau war als Teenager sehr neugierig auf andere Kulturen, auf Männer aus anderen Kulturen. Sie lernte sie auf der Strasse kennen oder an Konzerten, und oft folgte eine Romanze und die junge Frau ging völlig arglos mit ihnen nach Hause. Diese junge Frau war ich. Es waren die Achtzigerjahre, die SVP war noch eine kleine Popelpartei, Fremdenangst gab es zwar auch, aber nicht so wie heute.
Es hätte Gelegenheiten genug gegeben, über mich herzufallen. Einer hiess Ken, er war Nigerianer und er erzählte mir, er sei Student. Er lud mich zu sich nach Hause ein, ich ging mit und stellte bald fest, dass sein zuhause das Asylheim war. Es störte mich nicht, ich mochte Ken, er war lustig und behandelte mich mit Respekt. Es gab auch andere Erlebnisse, nicht alle waren ganz unproblematisch, und es gab Missverständnisse, die sich wohl auf die kulturellen Unterschiede zurückführen lassen. Aber nie tat mir jemand Gewalt an, auch wenn es dazu mehr als genug Gelegenheiten gegeben hätte. Der Afrikaner ist nicht einfach so, alle, die ich kennenlernte, respektierten mich und meinen Willen. Während einige meiner Freundinnen von ganz normalen Schweizer Männern attackiert wurden.
Warum ich das erzähle? Es gab in den vergangenen Tagen viele Meldungen über sexuelle Übergriffe und Attacken von Asylbewerbern auf Frauen. Das ist übel und wir müssen dringend überlegen, wie wir die Täter angemessen bestrafen und wie wir dafür sorgen können, dass das aufhört. Aber ich erzähle meine Geschichte, um daran zu erinnern, dass die Übeltäter nur ein kleiner Prozentsatz sind. Und ich bin sicher, dass es unzählige solche Geschichten gibt wie meine, die man auch erzählen könnte. Oder zumindest in Erinnerung behalten, dass es sie auch gibt.
Bild oben: Die Angst ist da. Aber wer erzählt die schönen Erinnerungen an Erlebnisse mit Menschen aus anderen Kulturen? Foto: Reuters
154 Kommentare zu «Der Afrikaner ist halt so»
Ich versuche schon immer nach dem Grundsatz „alle Menschen sind gleich“ zu leben. Weil für mich dieser Grundsatz universell gilt, da ohne ihn keine menschliche Existenz funktioniert, gibts meiner Meinung nach nur entweder diese Einstellung oder, konsequent zu Ende gedacht, Rassismus.
Gleichheit bedeutet jedoch auch, dass die Quote der A… überall in allen Völkern gleich hoch ist. Dafür sprechen unter anderem die Schandtaten an verschiedenen Orten in der Silvesternacht, aber auch, mit Verlaub, diverse xenophobe Kommentare hier.
Die Zeiten ändern sich! die Welt verändert sich! Das ist der Lauf der Dinge, nichts bleibt so wie es mal war (zum Glück!) Die Herausforderung liegt nicht darin die Schweiz oder irgend ein anderes Land vom Rest der Welt abzukoppeln. Wir profitieren (finanziell zumindest) von der Globalisierung, also haben wir auch die schwierigen Folgen daraus zu tragen. Es ist klar dass die Integration von Menschen aus anderen Kulturen unglaublich schwierig ist, aber auch wir müssen unseren Teil dazu beitragen. Wir können nicht unseren Status beibehalten und denken dass sich die ganze Menschheit uns beugen mus
Der Artikel fordert zu Recht Differenzierung, vernachlässigt aber den kollektiven Aspekt von Verhalten: Wir sind alle nicht nur Individuen, sondern auch geprägt von unserer jeweiligen Kultur. Und Kulturen sind nicht alle gleich weit entwickelt, was die Förderung von Wohlbefinden und diesem dienendem Verhalten ihrer Mitglieder betrifft. Für die westlichen Gesellschaften war die Aufklärung ein wichtiger Entwicklungsprozess. Von ihr sind leider die afrikanischen und muslimischen Kulturen erst partiell berührt. Ein vorsichtiger Umgang mit ihnen und ihren Mitgliedern ist deshalb durchaus angemessen
Danke, Frau Binswanger. Bin soeben aus Griechenland nach Hause gekommen. Dort sah ich einen neuen Film, von dem meine griechischen Freunde sagen, er spiegle die momentane Situation. Ich denke, in der Aussage Ihres Artikel und in der des Filmes wohnt der selbe Geist. Falls Sei gucken wollen: https://www.youtube.com/watch?v=kkAm0qS29d4.
MFG
René Vögtli
Das Problem ist meines Erachtens nicht nur die Kultur des Herkunftslandes, sondern auch die soziokulturelle Umgebung aus der diese Menschen stammen.
Wenn eine grosse Zahl an Männern aus der westeuropäischen Unterschicht in ein anderes Land einwandern würde, dann wäre deren Verhalten vermutlich auch anders als wenn dies gebildetere Männer aus der Mittel- und Oberschicht wären.
Leider findet aber auch auf dieser Ebene keinerlei Selektion statt. Solange die Meinung vorherrscht, wir müssten alle aufnehmen, die an der Grenze erscheinen und Asyl fordern, wird die Situation nur schlimmer werden.