Der Afrikaner ist halt so

A woman holds up a placard reading 'Mrs Merkel you have achiedved that i'm afraid of the furture for my children and grandchildren' prior to a demonstration by anti-immigration right-wing movement PEGIDA (Patriotic Europeans Against the Islamisation of the West) in Cologne, Germany, January 9, 2016.  REUTERS/Wolfgang Rattay - RTX21MKQ

Und jetzt gehen sie auf Menschenjagd in Köln. Auf Menschen mit dunkler Haut, weil die Angreifer in der Kölner Silvesternacht auch dunkle Haut hatten. Und der Afrikaner ist halt so. Das glauben sie jedenfalls. Weshalb sie auch kollektiv strafen wollen. Oder sie sind einfach wütend und ohnmächtig und wollen ihre Aggressionen loswerden. Egal an wem. Hauptsache dunkle Haut.

Natürlich machen die Kölner Attacken Angst. Oder Überfälle wie in Uster, wo ein Marokkaner eine Joggerin im Wald vergewaltigen wollte. Oder wie in Weil am Rhein, der Basler Grenzstadt. Dort wurden in der Silvesternacht zwei Mädchen, 14 und 15 Jahre alt, von vier Syrern vergewaltigt. Ich lebe in Basel und ich habe eine vierzehnjährige Tochter und natürlich habe ich jetzt Angst um meine Tochter. Und zwar mehr denn je.

In den letzten Tagen habe ich aber auch oft an eine andere, mir nahe stehende junge Frau gedacht. Die junge Frau war als Teenager sehr neugierig auf andere Kulturen, auf Männer aus anderen Kulturen. Sie lernte sie auf der Strasse kennen oder an Konzerten, und oft folgte eine Romanze und die junge Frau ging völlig arglos mit ihnen nach Hause. Diese junge Frau war ich. Es waren die Achtzigerjahre, die SVP war noch eine kleine Popelpartei, Fremdenangst gab es zwar auch, aber nicht so wie heute.

Es hätte Gelegenheiten genug gegeben, über mich herzufallen. Einer hiess Ken, er war Nigerianer und er erzählte mir, er sei Student. Er lud mich zu sich nach Hause ein, ich ging mit und stellte bald fest, dass sein zuhause das Asylheim war. Es störte mich nicht, ich mochte Ken, er war lustig und behandelte mich mit Respekt. Es gab auch andere Erlebnisse, nicht alle waren ganz unproblematisch, und es gab Missverständnisse, die sich wohl auf die kulturellen Unterschiede zurückführen lassen. Aber nie tat mir jemand Gewalt an, auch wenn es dazu mehr als genug Gelegenheiten gegeben hätte. Der Afrikaner ist nicht einfach so, alle, die ich kennenlernte, respektierten mich und meinen Willen. Während einige meiner Freundinnen von ganz normalen Schweizer Männern attackiert wurden.

Warum ich das erzähle? Es gab in den vergangenen Tagen viele Meldungen über sexuelle Übergriffe und Attacken von Asylbewerbern auf Frauen. Das ist übel und wir müssen dringend überlegen, wie wir die Täter angemessen bestrafen und wie wir dafür sorgen können, dass das aufhört. Aber ich erzähle meine Geschichte, um daran zu erinnern, dass die Übeltäter nur ein kleiner Prozentsatz sind. Und ich bin sicher, dass es unzählige solche Geschichten gibt wie meine, die man auch erzählen könnte. Oder zumindest in Erinnerung behalten, dass es sie auch gibt.

Bild oben: Die Angst ist da. Aber wer erzählt die schönen Erinnerungen an Erlebnisse mit Menschen aus anderen Kulturen? Foto: Reuters

154 Kommentare zu «Der Afrikaner ist halt so»

  • Priska Büergi sagt:

    Schon interessant: Sie warnen mit Ihrem Text vor Verallgemeinerung und gerade im letzten Satz des zweitletzen Absatzes machen Sie genau das.

  • Rolf Bänziger sagt:

    Gerade eben weil es eine Minderheit ist, welche belästigt, die sexuelle Integrität verletzt und Gewalt (auch gegen Männer!) ausübt, MUSS rigoros gegen diese Subjekte vorgegangen werden! Leider können diejenigen, welche jetzt Ausländer jagen nicht mitausgeschafft werden…

  • Hans Hintermeier sagt:

    Ich denke Schwarz-Weiss-Denken, egal von Links oder Rechts, bringt uns nicht weiter. Ein Mittelweg ist gefragt, zwischen unkritischer Willkommenskultur (alles haben Asylstatus) und der Vorverurteilung aller Ausländer. Ich glaube die Mehrheit der Schweizer ist dazu fähig und durchschaut linke und rechte Einseitigkeiten/ Ideologien.

  • Rolf Müller sagt:

    Mit diesen Geschichten a la „die Afrikaner sind halt so“ ist es ähnlich wie mit allen anderen rassistischen Clichéebildern, die in der Bevölkerung kursieren.
    Sie haben einen kleinen Teil Wahrheit.
    Da Afrika zum Rohstoff- und Sklavenlieferanten des Kolonialismus und später der globalen Industie-Gesellschaft degradiert wurde und wird, sind viele Afrikaner arm.
    Arme Menschen können nicht wählerisch sein und müssen sich in Ghettos und „Banlieus“ behaupten, in denen „Dschungelgesetze“ gelten.
    Das „Wüchsigere“ setzt sich im „Multikulti“-Verband mit unterschiedlichsten anderen Pflanzen…

  • Hans - Ulrich Vogt sagt:

    Wieder so ein Relativierungsbeitrag, wie wir sie seit Jahresbeginn dauernd über uns ergehen lassen müssen.Sicher nicht alle Männer sind Vergewaltiger, obwohl uns das ein bestimmter Teil der Frauenbewegung und zuletzt die grünen Relativierer in BRD immer wieder weissmachen wollen! Tatsache ist, dass in gewissen Weltgegenden Afrika, Naher Osten, Balkan) und unter Führung einer bestimmten Relegion der Respekt gegenüber Frauen auf weite Strecken fehlt. Warnzeichen (Selve Areal Thun, Tahir Platz Kairo, Pakistan, Afghanistan etc.) gab es genug. Die Politik hätte proaktiv einschreiten können.

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