Was am Winter schön ist

Die Feiertage liegen hinter uns, meine Damen und Herren, und ebenso die herrliche Phase zwischen den Jahren, wenn die Zeit sich famos zu verlangsamen scheint. Und jetzt ist das neue Jahr da! Der Winter aber bleibt. Er hat genau genommen gerade erst angefangen. Aber keine Sorge, das heisst nicht nur Kälte und Finsternis. Hier kommen fünf Attraktionen des Winters:
- Sonnenaufgänge
Im Sommer erleben nur Bäcker, Partygänger und Schlaflose den Sonnenaufgang; im Winter haben viel mehr Menschen die Gelegenheit, diese grossartige pastellene Explosion zu sehen, die entsteht, wenn sich das sanfte Purpur in der klaren, kalten Luft auflöst, ein himmelweiter Strudel von lichtem Rot, Rosa und Gelb von geradezu absurder Schönheit. So um acht Uhr früh. Immer noch zu früh für mich; aber ich schreibe diese Liste ja für Sie.
- Der erste Schnee
Der erste Schnee hat einen ganz besonderen Zauber, für einen Moment scheint die Welt anzuhalten, ein sanftes Chaos mag entstehen, und jeder, auch der abgebrühteste Investmentbanker, hält einen Moment inne in einer uralten Verzauberung. Natürlich wirds kurz danach grau, matschig und grässlich. Sollte der Schnee jemals kommen. Es ist viel zu warm.
- Die kalte, klare Luft
Wir erwähnten sie schon. Man geht raus und fühlt sich sofort frisch. Egal wie gross der Hangover ist. Und dazu gibts diese netten rosa Wangen.
- Verkaufsoffener Sonntag
Im Winter kann man nicht nur mehr Kohlenhydrate essen und früher am Tag Alkohol konsumieren, sondern auch besonders oft am Sonntag einkaufen. Der Philosoph Norbert Bolz sagt, ein nachhaltiger, aufgeklärter Konsumismus sei das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen die Seuche des Fanatismus. Denn, so Bolz: Wo sonst wäre, nachdem die Moderne den Himmel ausgeräumt hat, die Wendung von der Transzendenz zur Introszendenz möglich; die Eroberung der diesseitigen Tiefe?
- Keine Insekten
Supi.
Bild oben: Schnee entzückt! Die Aussicht vom Käferberg auf Zürich, am 31.12.2014. Foto: Christian Beutler (Keystone)
9 Kommentare zu «Was am Winter schön ist»
Das schönste an frisch gefallenem Schnee: Er „schluckt“ Lärm wie eine Schalldämmung: Die Welt hört sich wieder an, wie sie sich vermutlich vor der Erfindung von Explosionsmotoren anhörte.
Sie sind ja ohnehin nicht um 8 Uhr wach, aber in Zürich, eigentlich von St Gallen bis Fribourg, kann man im Winter keinen Sonnenaufgang sehen: Wird es etwas weniger dunkel im winterlichen Schweizer Mittelland, hell wäre Übertreibung, weiss man: Die Sonne ging auf.
warme kleider trage dürfen ohne anzuecken – remember: kleine frieren auch im sommer!