Was am Winter schön ist

View from the Kaeferberg onto Zurich, in Switzerland, on December 31, 2014. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Blick vom Kaeferberg auf die Stadt Zuerich, am 31. Dezember 2014. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Die Feiertage liegen hinter uns, meine Damen und Herren, und ebenso die herrliche Phase zwischen den Jahren, wenn die Zeit sich famos zu verlangsamen scheint. Und jetzt ist das neue Jahr da! Der Winter aber bleibt. Er hat genau genommen gerade erst angefangen. Aber keine Sorge, das heisst nicht nur Kälte und Finsternis. Hier kommen fünf Attraktionen des Winters:

  1. Sonnenaufgänge

    Im Sommer erleben nur Bäcker, Partygänger und Schlaflose den Sonnenaufgang; im Winter haben viel mehr Menschen die Gelegenheit, diese grossartige pastellene Explosion zu sehen, die entsteht, wenn sich das sanfte Purpur in der klaren, kalten Luft auflöst, ein himmelweiter Strudel von lichtem Rot, Rosa und Gelb von geradezu absurder Schönheit. So um acht Uhr früh. Immer noch zu früh für mich; aber ich schreibe diese Liste ja für Sie.

  2. Der erste Schnee

    Der erste Schnee hat einen ganz besonderen Zauber, für einen Moment scheint die Welt anzuhalten, ein sanftes Chaos mag entstehen, und jeder, auch der abgebrühteste Investmentbanker, hält einen Moment inne in einer uralten Verzauberung. Natürlich wirds kurz danach grau, matschig und grässlich. Sollte der Schnee jemals kommen. Es ist viel zu warm.

  3. Die kalte, klare Luft

    Wir erwähnten sie schon. Man geht raus und fühlt sich sofort frisch. Egal wie gross der Hangover ist. Und dazu gibts diese netten rosa Wangen.

  4. Verkaufsoffener Sonntag

    Im Winter kann man nicht nur mehr Kohlenhydrate essen und früher am Tag Alkohol konsumieren, sondern auch besonders oft am Sonntag einkaufen. Der Philosoph Norbert Bolz sagt, ein nachhaltiger, aufgeklärter Konsumismus sei das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen die Seuche des Fanatismus. Denn, so Bolz: Wo sonst wäre, nachdem die Moderne den Himmel ausgeräumt hat, die Wendung von der Transzendenz zur Introszendenz möglich; die Eroberung der diesseitigen Tiefe?

  5. Keine Insekten

    Supi.

Bild oben: Schnee entzückt! Die Aussicht vom Käferberg auf Zürich, am 31.12.2014. Foto: Christian Beutler (Keystone)

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9 Kommentare zu «Was am Winter schön ist»

  • Trudy Müller sagt:

    Danke für Ihre Blogs – ich lese sie regelmässig und sie gefallen mir.
    Bei diesem habe ich soeben herzhaft gelacht, keine Insekten, bin Ihrer Meinung, supi
    Alles Gute für Sie in diesem Neuen Jahr.

  • Kristina sagt:

    Was für eine schöne Reminiszenz an die kalte Jahreszeit.

    • Alain Burky sagt:

      Diese ’schöne Reminiszenz ‚ bringt mir manchmal sogar eine gar nicht unangenehme Arbeit.
      Geographisch bestens unterstützt. Etwas ‚konzentrierte Sonne‘ aus dem tiefen Keller (caves) zu holen, gar zu suchen. (aller chercher). Und alle sind froh – über meinen kleinen Einsatz …

  • Alain Burky sagt:

    Winter in der Bretagne sind, vorsichtig ausgedrückt, eine Katastrophe. Nass-kaltes Hudelwetter -partout. Und selten der befreiende Schnee. (Und dazu Sonne wie ‚trocken-kalt). Und wenn Schnee – ist die ‚Hölle‘ los. Kein Bus fährt mehr; Menschen total verunsichert. Umso lieber wartet man dann auf – Frühling, Sommer, Herbst. Eine kontemplative Zeit dazwischen, tut aber auch gut. Mit Kerzenlicht, gutem Essen und Rotwein erhellen sich die Gemüter und bringen Sonne in die gute Stube …

  • Eos sagt:

    4: Bolz hat offenbar wohlweislich „Introszendenz“ statt „Immanenz“ verwendet. In der eroberten diesseitigen Tiefe finden oder bilden sich „Imperative des Selbst“, die nach Bolz „über die Imperative der Umwelt“ zu stellen sind. Bolz plädiert für eine nachhaltige Arbeit an der Kultur, die aus dem Christentum geworden ist. „Sich aus diesem Traditionszusammenhang herausreflektieren zu wollen, ist geistiger Selbstmord.“ Ich zweifle daran, ob eine objektive Transzendenz noch postuliert werden kann; diese wäre erst subjektiv Sache des Einzelnen und würde zufällig auf ähnliche Stimmen…

  • Michael Meier sagt:

    „Der Schnee den du in Flocken siehst, dir später in die Socken fliesst.“

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