Blonde Elfe aus dem Ei

elfe

Erinnern Sie sich noch an unsere Degendering-Diskussion von letzter Woche, meine Damen und Herren? Und ich mache, wie es meiner männlichen Art entspricht, unverdrossen weiter mit faszinierenden Degendering-Experimenten. So entdeckte ich neulich beim Einkaufen (wir hatten die Sahne vergessen), dass es Überraschungseier speziell für Mädchen gibt. Man erkennt sie an der rosa eingefärbten Ecke (sofern bei einem Ei von einer Ecke die Rede sein kann). Wahrscheinlich gibt es die schon lange, aber als ich klein war, gab es die nicht. Ich weiss nicht, ob auch solche für Jungs angeboten werden – oder ob nun alle anderen Überraschungseier quasi ex negativo für Jungs sind. Klären Sie mich auf. Danke.

Anywhoozle, natürlich habe ich eins gekauft, für Mädchen. Ich öffne das Ei, und was ist drin? Eine blonde blauäugige kaukasische Elfe mit den Massen 90-60-90. Siehe Bild. Gibt es eigentlich auch dicke Elfen? Die Elfe ist sehr einfach zusammenzustecken, womöglich neben der Niedlichkeit ein weiteres Zugeständnis an Mädchen und alles, was man von ihnen erwartet; nur die Elfenflügel sind in den Rücken zu drücken, schwupp, schon sind die Rollenerwartungen konditioniert.

Man kann als Mädchen die kleinen Elfenflügel auch benutzen, um sie als Brosche oder Schulranzenverzierung zu tragen, worüber mich ein Faltblatt informiert. Eben demselben Faltblättchen entnehme ich, wie ich hier der Vollständigkeit halber wiedergeben möchte, dass besagte blonde Elfe Teil eines Elfen-Universums ist, wo nicht alle blond sind, sondern auch brünett, rot und irgendwas zwischen blau und grün. Aber alle haben die Masse 90-60-90 und sind reichlich kokett angezogen. Als Richie, der beste Ehemann von allen, feststellt, dass das Schuhwerk der blonden Elfe die Illusion erwecke, dass ihr die Elfenunterwäsche auf die Knöchel runtergerutscht sei, fällt mir das Plastikding runter. Und weg sind die Flügel. Für immer. Jede Elfe wird übrigens begleitet von je einem herzigen Tierchen, grossäugig wie die Elfe, für das man allerdings ein weiteres Ei kaufen muss. Denn ein Stereotyp pro Ei muss reichen. Sogar für Mädchen.

7 Kommentare zu «Blonde Elfe aus dem Ei»

  • Jacques sagt:

    Fasziniert haben mich vor allem diese 90-60-90. Sowohl von der Mathe her, wie vom „goldenen Schnitt“; das wäre dann eher Kunst. Verhältnis 3:2:3. Ich muss aber zugeben, es in der Praxis nicht so genau zu nehmen: „Beim „Can-Can“ im Paradis-Latin interessiert mich eher die Finesse und Aesthetik. Und vor allem die Musik von Jacques Offenbach – und die Gemälde von Toulouse-Lautrec. Meine Favoritin ist die Kleine vorne 2-3-links. Schon Joseph Roth (Savoy) selig hätte gemeint: Fesches Mademoiselle mit Esprit! – Sie macht mich fast „verrückt“. Une Folle.

    • Henry sagt:

      Goldener Schnitt ? Zeitgenössische Architekten ordnen diesen Begriff wohl, so man ihr Schaffen betrachtet, einer Borderlinerin zu. Und die Gunst der Hübschen vom linken Seine-Ufer ist nicht mehr so leicht am Garderobenausgang zu erwerben wie weiland. Das Angebot von heute hat unisono keinen Esprit mehr, dafür jedoch umsomehr Tätowierungen. Das Betrachten dieser füllt allerdings auch die Pause(n).

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.