Was wäre, wenn?

Heute beginnen wir mit Hegel, meine Damen und Herren, dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, prominentem Vertreter des deutschen Idealismus und oft als preussischer Staatsphilosoph apostrophiert, weil er (der aus Schwaben kam) in seinen Berliner Vorlesungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Herrlichkeit des preussischen Staates damit begründete, dass dieser Staat den höchsten Stand der geschichtlichen Vernunft verkörpern würde. Bei Hegel hört sich das so an: «Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig.» Dieses Dogma hat dann bekanntlich wiederum bei Linkshegelianern wie Karl Marx eine ganz andere Dynamik ausgelöst, nach der hinlänglich bekannten Maxime: «Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.»
Ich für meinen Teil bin, wie Sie wissen, gewiss kein Marxist, möchte aber Folgendes festhalten: Wenn man sagt, das Faktische sei die Wirklichkeit der Vernunft und daher als Manifestation des Weltgeistes alternativlos, gerade dann sollte man sich die Frage stellen: Was wäre, wenn? In diesem Geiste inquirierte unlängst das Magazin «Vanity Fair»: Was wäre, wenn Michelangelo heterosexuell gewesen wäre? Und gab auch gleich die Antwort: «Er hätte die Sixtinische Kapelle schlicht weiss ausgemalt.» Ich möchte jenes Verfahren nun gerne beispielhaft fortsetzen anhand einer anderen Personifizierung des obwaltenden Weltgeistes: Karl Lagerfeld. Also: Was wäre, wenn Karl Lagerfeld Klempner geworden wäre? Hier kommen fünf Antworten. Und dann entscheiden Sie selbst, ob Sie diese Version der Welt besser finden würden. Alles rein hypothetisch, natürlich.
Choupette wäre ein Dobermann. Namens Suki.
Chanel wäre pleite. Wie auch das traditionsreiche Klempnerunternehmen «Rohr frei» in Bad Bramstedt, Schleswig-Holstein.
Claudia Schiffer wäre weniger berühmt und Heidi Klum weniger gedisst.
Der Typ des Modeschöpfers wäre konkurrenzlos von Yves Saint Laurent geprägt worden: hyperempfindlicher Künstler statt robuster Auftragsarbeiter im Dienste der Celebrity-Kultur.
Zöpfe für Männer wären vollends indiskutabel.
Im Bild oben: Karl Lagerfeld wird schön gemacht – zumindest die Wachsfigur. (Bild: Keystone)
«Tinglers Fünf» erscheint immer sonntags im Blog Mag und gleichzeitig in der «SonntagsZeitung».
8 Kommentare zu «Was wäre, wenn?»
Ich mag YSL. Er trug auch etwas auf der Nase.
YSL war ein guter Mann. Er neigte zur Melancholie. Was schon etwas beweist, dass er viel nachgedacht hatte. Noch wichtiger – YSL war Humanist, und behandelte seine Mitmenschen freundlich und wohlwollend.
Der Herr Karl aus dem Lagerfeld hätte sich als preussischer Landjunker ganz gut gemacht. Ich bin nicht Hegelianer, ebensowenig Marxist. Schopenhauer (auch Maitre Kant) oder Voltaire stehen mir näher. Sapere aude! Und – in vino veritas – nicht in Coke light …
der ist doch krank:-))) und sieht ekelhaft aus:-))))))
Du hast völlig recht, ich habe schon immer gedacht, das sei ein widerlicher Typ.
Ein Langweiler in Kondukteurstenue weniger…
An dieser Stelle könnte man zudem noch feststellten, daß es bei den Damen, die weniger Freude am Umgang mit dem anderen Geschlecht haben, es solche Beispiele überhaupt nicht gibt. Die Unterschiede sind bei gleichgeschlechtlicher Präferenz zwischen Mann und Frau noch viel auffälliger.