Wie man Freunde loswird

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Alle reden davon, wie man Freunde gewinnt, meine Damen und Herren, und das ist ja auch gut und schön – aber wie wird man sie dann wieder los? Dieser Vorgang ist doch gesellschaftlich mindestens ebenso relevant und wichtig, denn der Gang der Dinge bringt es eben bisweilen mit sich, dass man sich mit alten Freunden und Bekanntschaften irgendwann nichts mehr zu sagen hat. Kann passieren. Dann sollten solche obsoleten Beziehungen natürlich möglichst schonend und mit geringstmöglichen emotionalen Kosten für alle Beteiligten abgewickelt werden. Es folgen fünf Massnahmen mit ebendiesem Ziel, von einfach bis fortgeschritten:

  1. Die digitale Spätmoderne hält diverse Möglichkeiten des Kontaktabbruchs mit supi geringen Transaktionskosten bereit: a) Entfreunden Sie sich auf Facebook; b) Blocken Sie auf Twitter; c) Posten Sie lebendige, attraktive Schnappschüsse unter dem Titel «Ich und meine besten Freunde» (selbstverständlich ohne die betreffende Person) auf Instagram.

  2. Unzuverlässigkeit ist ein Signal. Erste Stufe: Kommen Sie bei Verabredungen mit der betreffenden Person immer zu spät. Ohne sich zu entschuldigen. Zweite Stufe: Kommen Sie nicht zu spät, sondern gar nicht. Aber schicken Sie Ihre Absage erst eine halbe Stunde nach jener Zeit, zu der Sie eigentlich verabredet waren. Per Textnachricht.

  3. Verlangen Sie immer grösser werdende Gefallen, zum Beispiel: «Könntest du meinen 65-jährigen Ara ein paar Monate hüten?» Oder: «Könntest du mir helfen, drei Kisten mit stereoskopischen Bildern vom Landesstreik chronologisch zu sortieren, die ich bei meinem Opa auf dem Estrich gefunden habe?»

  4. Leihen Sie sich eine grosse Geldsumme, die Sie dann niemals zurückzahlen. Braucht Nerven, ist aber hochwirksam. Nur schon nach Geld zu fragen hat häufiger den Kontaktabbruch zur Folge als beispielsweise eine Affäre mit der besseren Hälfte der betreffenden Person.

  5. Äussern Sie sich abfällig über die Kinder. Nicht über Ihre, sondern über die der Person, die Sie loswerden wollen. Falls kein Nachwuchs vorhanden: Äussern Sie sich abfällig über den Lebenspartner. Falls kein Lebenspartner vorhanden: Äussern Sie sich abfällig über den Job. Falls kein Job vorhanden: Äussern Sie sich abfällig über das Haustier. Falls nichts von all dem vorhanden, suchen Sie kommentarlos das Weite.

«Tinglers Fünf» erscheint neu immer sonntags im Blog Mag und gleichzeitig auch in der «SonntagsZeitung».

10 Kommentare zu «Wie man Freunde loswird»

  • Martin sagt:

    Ein hässliches Thema, aber es gibt da ein paar Dinge, die man tun kann: A: Man sagt es klipp und klar. Nicht sehr beliebt, aber wenigstens ehrlich. B: Man wartet, bis er/sie eine Freundin/ Freund hat, dann ist meistens sehr schnell Sendepause. C: Man ruft nicht mehr an oder nimmt keine Anrufe mehr entgegen. D: Baggert seine Freundin an. E: Man blockt seinen Email Account. F: „Es ist die Kunst eines jeden Mannes, unliebsame Gäste an seine Frau zu verweisen.“ Georg Chr. von Lichtenberg.

  • Martin sagt:

    Habe was vergessen: Man kann auch fragen, ob er/ sie mal beim Psychologen war. Bei Frauen kann man auch etwas über den Kleidungsstil, die Figur, Schuhe oder Haare sagen.

  • Dieter Neth sagt:

    Punkt 4 funktioniert aber nur in Zürich oder allenfalls in Stuttgart. Geld ist im grossen Rest der Welt nicht SOOOO wichtig.

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