Die langweiligsten Sachen der Welt

Expo Milano 2015 - Cirque du Soleil

Ich dachte immer, meine Damen und Herren, das Mittelalter oder Computerspiele seien so ungefähr die langweiligsten Sachen der Welt. Bis ich neulich, es war im Berliner «Tagesspiegel», über ein «neues Sozialphänomen» las: Vegansexualität. Dafür die Krone. Denn das klingt doch jetzt wirklich wie die langweiligste Sache der Welt! Sex ohne Fleisch. Als Programm. Wenn einem jemand erklärt: «Ich lebe vegansexuell», kann man doch eigentlich nur sofort sagen: «Good for you. Leb wohl.» Und, da wir dabei sind: Hier kommen noch fünf weitere Klassiker der Langeweile:

  1. Zirkus

    Ein Unterhaltungsformat aus dem Mittelalter. Fand ich schon als Kind furchtbar. Clowns sind bestenfalls Neurotiker (aber niemals von der interessanten Sorte), und Tiere gehören nicht in die Manege. Und auch so spätmoderne Kitschvarianten wie der Cirque du Soleil sind nicht wirklich weniger langweilig. Nee, wirklich nicht.

  2. Krankenversicherungswechsel

    Samt allem, was dazugehört. Dieses Thema befindet sich, was die Langweiligkeit angeht, ungefähr bei «Unendlich» auf der nach oben offenen Fatiganz-Skala und damit auf einer Stufe mit Computerproblemen oder Telefontarifvergleichen. Oder Gesprächen über Steuern.

  3. Das literarische Werk von Herta Müller

    Kaum jemand hat es gelesen. Und das hat seinen Grund. Mit einem Schuss aus dem Betäubungsgewehr kann man nämlich erheblich schneller (und vor allem wesentlich weniger qualvoll) denselben Effekt erzielen.

  4. Sudoku

    In den Worten von Germaine Greer: «Absolutely everything is dull about Sudoku. Including the people who do it.»

  5. Piercings

    Wer bitte macht das heute noch? Wer? Leute, die die letzten 20 Jahre in einer Höhle verbracht haben? Für Piercings gilt dasselbe wie für Henna-Haartönungen: Absolut niemand – ich wiederhole: niemand – sieht damit besser aus als vorher.

Bild oben: Zwar nicht vegansexuell, aber trotzdem furchtbar langweilig: Der Cirque du Soleil an der Expo in Mailand. Foto: Daniele Mascolo (EPA/Keystone)

19 Kommentare zu «Die langweiligsten Sachen der Welt»

  • Dieter Neth sagt:

    Hab zwar nicht im Mittelalter gelebt, aber das war bestimmt spannender als die heutige zu 100% fremdbestimmte Zeit wo es kaum noch etwas Ueberraschendes gibt,nicht mal in den sogenannten Weltstädten.Bei den Piercings bin ich ganz bei Ihnen, mir fehlte allerdings der Zusatz ..und Tatoos!Wenns nur wenige machen ist es vielleicht lustig, als Massenphänomen etwa so anregend wie Crocs als Standard-Schuhwerk. Was Zirkus angeht würde ich auch hier anfügen:sowie sämtliche restlichen Zuschauersportveranstaltungen. Aber Nummer 1 muss Schweizers Liebstes sein.Übers Sommerwetter motzen!

  • Meinrad sagt:

    1) Zum Veganismus: Stillen Veganerinnen ihre Babies? Übrigens: „Wer Fleisch isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den nicht, der es isst. Denn Gott hat ihn angenommen.“ (Neues Testament, Brief an die Römer, Kapitel 14, Vers 3)
    2) Piercings finde ich persönlich nicht nur langweilig, sondern geradezu abtörnend. Notfälle bleiben vorbehalten. Einer Anspielung auf den Fürsten von Monaco enthalte ich mich.
    3) Die Langeweile des Mittelalters kann vertrieben werden durch Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter. Sehr eigenständig mit präziser Sprache.

    • Martin sagt:

      Äähm ja, wieso sollten veganerinnen ihre babies nicht stillen?
      Der mensch ist aber immernoch das einzige lebewesen das es nötig hat milch einer andern spezies zu trinken.

    • Carolina sagt:

      Jetzt erlösen Sie mich doch bitte!! Was war mit dem Fürsten von Monaco?

    • Meinrad sagt:

      @ Martin: Worin unterscheidet sich die Muttermilch der Spezies Mensch zum Beispiel von jener der Spezies Rind oder Schaf oder Ziege im Wesentlichen? Und ist gewährleistet, dass strenge Veganerinnen im Stande sind, Muttermilch mit allen für das Baby notwendigen Bestandteilen aufzubauen?
      @ Carolina: Der Fürst von Monaco heisst Prinz Albert II. Der Ehemann der britischen Königin Viktoria hiess auch Prinz Albert. Den Rest überlasse ich Ihrer Internet-Recherche – aber auf eigene Gefahr.

  • Martin sagt:

    Etwas vom Langweiligsten ist: Kleider einkaufen! Die ganze Modeindustrie unterliegt irgendwelchen Trends. Jetzt waren/ sind gerade Hosen im Trend, die einen tiefen Bund haben, Röhrchen Jeans, Plastikjacken usw.. Da kann man nur noch das kaufen! Nicht jeder Mann hat einen Sixpack Body und kann so schwule Unterhosen tragen, die nur auf der Hüfte sitzen oder solche Hosen! Ich persönlich verpacke gerne meinen Hintern. T-Shirts: Oftmals zu kurz geschnitten! Einmal gewaschen und es ist Bauchfrei. Wann kapiert die Modeindustrie mal, dass es Menschen gibt, die sich gerne komplett anziehen?

    • Robert sagt:

      Sie brauchen nur ein Qualitäts-T-Shirt zu kaufen. Kostet halt Fr. 80.00. Dafür ist es in der Schweiz hergestellt, hällt ewig und behällt die Form!! Sie haben vermutlich 100 T-Shirts im Schrank, und keiners war teurer als Fr. 20.00… Stimmts??

    • Jacques sagt:

      Darum kaufe ich Kleider meist im Multipack. Unterwäsche von Eminence; Jeans von Lee Cooper; Shirts (lang- oder kurzarm) von Armorlux. Alle immer noch klassisch geschnitten, (à la France); und mir passen sie immer. Kann sie alsp praktisch blind kaufen. Schnell und schmerzlos. Und die Kleider halten lange, ein weiterer Vorteil.

  • Onkel Arnold sagt:

    „Tiere gehören nicht in die Manege.“

    Aha, aber tot auf den Teller schon?

    • Jacques sagt:

      „Es wird mit Recht ein guter Braten – gerechnet zu den guten Taten; Und dass man ihn gehörig mache, Ist weibliche Charaktersache. (Oder eben männliche, als Rôtisseur). ‚Wilhelm Busch‘. Und zum Nachtisch gerne süsse Früchtchen.

  • Miss Wet Flannel-Shirt sagt:

    Regietheater.

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