«Too cool to fail»

Nina Hagen ist gerade 60 geworden, meine Damen und Herren. Und hat schon in jungen Jahren bekannt gegeben: «Wenn den Leuten nicht gefällt, was ich mache, dann gefällt es ihnen eben nicht. Pöh.» In der Tat hat Nina Hagen einiges gemacht in ihrem Leben, manches davon (Ausserirdische, Bibel-TV) ist als seltsam beurteilt worden; aber Nina blieb cool. Es gibt ja Leute, die ihre Coolness verspielen (Helmut Berger, Burt Reynolds); dann gibt es Leute, bei denen alles, was sie tun, cool ist (Debbie Harry, Jack Nicholson); und schliesslich gibt es die dritte Kategorie, zu der auch Nina Hagen gehört: Leute, die machen können, was sie wollen, mitunter auch ziemlich peinliche Sachen – und trotzdem cool bleiben. Charaktere, die ihre Coolness quasi gar nicht verspielen können, weil sie diesen inneren Funken haben. Hier sind noch fünf weitere Vertreter dieser Kategorie:
- Brigitte Nielsen
Sie wissen ja, ich liebe Brigitte Nielsen. Dschungelcamp, Schönheitsoperationen im Privatfernsehen, Abstürze in öffentlichen Grünanlagen – Brigitte kann bei mir nichts falsch machen. Denn seitdem sie sich vor über einem Vierteljahrhundert durch die Heirat mit Sylvester Stallone in die Peripherie des Showgeschäfts katapultierte, hat Frau Nielsen stets den Abstand zu sich selbst gepflegt.
- George Hamilton
Nur B-Movies auf der Liste, leben und aussehen wie die eigene Parodie und trotzdem cool as a cucumber? Das kann bloss George Hamilton.
- John Cooper Clarke
Auch wenn JCC in Essex lebt: Bleibt der coolste Dichter des Punk.
- Flavor Flav
War an der Seite von Brigitte Nielsen in der Realityserie «Strange Love» zu sehen. Strange indeed. Und hat noch weitaus schlimmere Dinge unternommen, um seine Coolness zu torpedieren (Fachausdruck für diese spezifische Form der Selbstbeschädigung: «Flavsploitation»). Aber Flav ist der Hype Man in Public Enemy. Natürlich ist der cool. Für immer.
- Kirstie Alley
Jaja, Scientology, ich weiss. Scientology ist hochgradig suspekt, und das ist diplomatisch ausgedrückt. Aber wer jemals die Serie «Fat Actress» gesehen hat, dieses Denkmal der Selbstironie, kann Kirstie Alley den coolen Kern nicht absprechen.
Bild oben: Das einstige DDR-Girlie Nina Hagen feierte am 11. März seinen 60. Geburtstag. Foto: Leonhard Foeger (Reuters)
«Tinglers Fünf» erscheint neu immer sonntags im Blog Mag und gleichzeitig auch in der «SonntagsZeitung».
2 Kommentare zu ««Too cool to fail»»
Am besten hat mir die Nina Hagen gefallen, als ihr Freund den Farbfilm vergessen hatte. Und das obwohl ja die NINA mit viel Landschaft da war …
(Und dann alterten wir qusi parallel zusammen weiter).
Aber als ‘braves Mädchen’ hatte sie dem Wolf Biermann (Ziehvater) immer schön seine Pantoffeln gebracht. (Jedenfalls gemäss einem Song). Und sich dann ständig weiterentwickelt. Und viel Stimme war auch da, ja! – Die Stimme kam aber eher mütterlicherseits. Alles Gute, vor allem auch für diese Stimme. (My Way (Olympia Paris Live 1980) – war schlicht genial).