Wo man landet

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Der Flughafen Zürich, meine Damen und Herren, kriegt ja regelmässig Preise und wird von Sachverständigen zu den besten Flughäfen der Welt gezählt, und ich finde: ganz zu Recht. Ich hänge ein bisschen am Flughafen Zürich. Sind Ihnen schon mal die Triebwerksschaufeln in der Decke des alten Terminal 1 aufgefallen? Siehe oben. Aww.

Interessanterweise gibt es kein internationales Bahnhofsrating – etwa als Äquivalent der Flughafenrangliste, die der Internationale Flughafenverband jährlich ermittelt. Warum? Vielleicht ist es tatsächlich so, dass die emotionale Bindung an den Heimatflughafen höher ist als an den heimatlichen Bahnhof. Eventuell liegt das daran, dass man den Heimatflughafen oft auch nach grösseren Reisen aus anderen Kontinenten und entlegenen Teilen der Welt erreicht, und dann ist das heimatliche Fingerdock quasi das erste Stückchen Zuhause. Und zu Hause kennt man sich aus: Man weiss, wo die Apotheke ist, wo man die besten Sandwiches kriegt und welcher Geldautomat bestimmt wieder nicht funktioniert. Man weiss, welches die schlechten Gates sind (also die mit Bustransfer) und an welchen Tagen die Passkontrolle immer besonders lange dauert. (Na ja, nicht immer.)

Und dann ist natürlich jede Veränderung noch furchtbarer als ohnehin. Mit Unwillen habe ich seinerzeit festgestellt, dass in Kloten die gute alte Anzeigetafel mit den Rasselbuchstaben durch eine Flachbildschirmfläche ersetzt wurde. Was für ein Jammer! Nichts symbolisierte doch den Glamour und das optimistische Tempo des Luftfahrtzeitalters besser als das Klack-Klack-Klack, diese rasselnde Kaskade, mit der die Buchstaben und Destinationen auf der riesigen Abflugtafel umschlugen – dieses Geräusch gehörte doch zur zivilen Luftfahrt wie der Class-Divider, die Rettungsweste und der hemmungslose Ausschank von Tomatensaft. Was hilft es da, dass der Flughafen Zürich andauernd vom Internationalen Flughafenverband mit Preisen überhäuft wird. Gar nichts hilft das! Im Moment. Aber dann, irgendwann, vergisst man den Schmerz. Und denkt nur noch manchmal an die Rasselbuchstaben. So ist der Mensch. Bis übermorn. Wo immer Sie sind.

8 Kommentare zu «Wo man landet»

  • Anh Toan sagt:

    Als ich das letzte Mal in ZRH ankam, wie immer mit einem Billigflug, musste ich mir in diesem Zug von diesem weit weg liegenden Terminal, diese reiner als weiss gewaschene Kuhglocken Edelweiss Jodel Alpenglühn Banken und Luxusuhren Atmosphäre reinziehen, da wusste ich: Ich will weg von hier: Warum nicht wenigstens Patent Ochsner: „Bälpmoos, spick mi furt vo hie“

    • Anh Toan sagt:

      Nachtrag wegen „wo immer Sie sind“: Grüsse nach ZRH aus SGN (Sai Gọn oder Ho Chi Minh City), und die besten Wünsche für das Jahr des Schafes: chúc mừng năm mới 2015.

  • Philipp Rittermann sagt:

    flughafen ist gleich flughafen. überall. gepäck holen und möglichst schnell raus.

  • The it sagt:

    Ja die rattertafel die vermisst man, war sie doch auch hörbar der Puls des Geschehens. Modernisieren ist oft nicht verbessern sondern stur sich anzupassen an die Zeitzone…..

  • Kurt Müller sagt:

    Ob ein Flughafen, bei dem ein ganzer Fingerdock unbenützt bleibt und stattdessen die Passagiere gleich nebenan im Regen vom Flugzeug in den Bus umsteigen müssen wirklich „einer der besten“ Flughäfen ist?

  • lui casutt sagt:

    ich finde den flughafen zürich auch ein wunderschöner, herziger provinzflughafen. wer allerdings ein vergleich zu flughäfen in weltstädten anstellen will, leidet wohl an akuten minderwertigkeiskomplexen.

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