Wofür Sie jetzt zu alt sind

Blogmag Altersgrenzen

Ahh, erwachsen! Erwachsen zu sein, meine Damen und Herren, das bedeutete früher, so vor 50 Jahren, einem Kosmos anzugehören, in dem so Phänomene eine Rolle spielten wie Karriere und Martinis und William Holden. Nun, das war einmal. Heute sind die Biografien bekanntlich nichtlinear und offen, und Alterslosigkeit ist ein steil aufsteigendes Ideal, bisweilen an eine Infantilisierung und popkulturelle Verteenagerung grenzend, die unter Umständen recht peinlich ist und rein gar nichts mit jenem inneren Kind zu tun hat, das zum ganzheitlichen Erwachsensein gehört. Verwirrt? Keine Sorge. Ich helfe Ihnen. Es folgen, für eine erste Orientierung, die verbindlichen Altersgrenzen für die fünf wichtigen Erscheinungen des spätmodernen Alltags:

  1. Schräg aufgesetzte Baseballkappen

    Hier gilt für alle Identitäten und Geschlechter eine universelle Altersgrenze von 25 Jahren.
    Ausnahme: Cristiano Ronaldo
    (nicht schräg aufgesetzte Baseballkappen gehen hingegen, jedenfalls unter bestimmten Umständen, zum Beispiel am Rande eines Baseballfeldes, bis ins fortgeschrittene Alter)

  2. Gefärbte Haare

    Altersgrenze für:
    Frauen: keine
    Männer: 25 Jahre

  3. Serielle Monogamie

    Altersgrenze für:
    heterosexuelle Damen und Herren: 50 Jahre
    Homos: 80 Jahre
    Lesben: unbekannt

  4. Benutzung des Wortes «geil» in nichtsexuellen Kontexten

    Universelle Altersgrenze: 15 Jahre

  5. Seine Eltern für alles verantwortlich zu machen

    Damit kommt keiner mehr durch über 35. Dann wirds wirklich peinlich.

Im Bild oben: Ein Stil mit kurzer Lebensdauer. (Flickr/Karlhans)

Tinglers Fünf erscheint neu immer sonntags im Blog Mag und gleichzeitig auch in der «SonntagsZeitung».

32 Kommentare zu «Wofür Sie jetzt zu alt sind»

  • Anh Toan sagt:

    Ich benutze schon lange nicht mehr „geil“, sage stattdessen in nicht sexuellem Kontext jetzt „Porno“.

    • Henry sagt:

      Ich kenne ja Ihre wunderbaren Hinterlassenschaften zu den anderen Artikeln des Herrn Dr. , aber für die Privatfernsehzuschauer und andere Prekariatsangehörige müssen Sie obige Zeilen unbedingt als ironisch kennzeichnen.

  • Joerg Hanspeter sagt:

    Kurze Hosen in der Oeffentlichkeit über 25, ausgenommen Charly Harper.

  • Rüdiger sagt:

    Ich kleide mich im Hip-Hop-Style (u.a. ein Cap). Warum? Weil ich Aktivist bin und nicht nur Konsument. Dies ist für mich wie der Overall für andere Berufsgruppen. All die konsumierenden Hipsters und Andere, die sich im Hip-Hop-Style kleiden aber selber nichts reissen in dieser Szene sind wie Fussball-Fans in ihrer Trikot-Flut. Wäre ich nicht Aktivist, würde ich mich sicher nicht so verkleiden wie die. Aber nicht für nichts nennen die sich Fan/atiker…

  • Chris sagt:

    Naja, „geil“ ist ja nun wirklich im Sinne von „cool“ in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Es sind die 40+, welche das aus purem Sprachkonservatismus noch nicht einsehen können.

  • Anna Schuhmacher sagt:

    Ach aber das Klischee einer Lesbe, die keinen Sex hat, darf man ein Leben lang verwenden…

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