Was ist «posh»?

Die BBC, meine Damen und Herren, befasste sich unlängst in einer dreiteiligen Dokumentation mit dem ältesten Magazin der Welt: «Tatler». Ich persönlich liebe (wie der treue Leser weiss) «Tatler» und lese es seit Jahren. Dies verdienstvolle Organ existiert seit 1709 und berichtet unermüdlich von den Frontlinien der Klassengesellschaft, genauer: aus der Welt der britischen Aristokratie, diesem Kosmos aus Norland Nannys, Public Schools wie Eton, Harrow, Winchester, Marlborough, Schränken voller Tweed und silbernen Löffeln im Mund. Jeder neue Mitarbeiter bei «Tatler» erhält «Debrett’s Guide to Etiquette and Modern Manners». «Tatler» ist Britanniens «toffiest publication». Was das heisst? Nun, das Heft ist «posh», genau wie seine Leserschaft. «Posh people». Damit bezeichnet der Engländer klassischerweise Angehörige der Upperclass. Hier sind 5 Kennzeichen dieser bedrohten Art:
«Posh people» begreifen das Leben als Sport. Besonders wichtig sind: Reiten, Tennis, die Jagd. «To be a good sport» eines der höchsten Komplimente für Charaktere. «Posh people» sprechen überhaupt eine andere Sprache. Das höchste Kompliment für Taten oder Worte lautet: «Jolly good show.»
«Posh people» lieben ihre Hunde, manchmal mehr als ihre Kinder. Eine der bestverkauften Ausgaben von «Tatler» hatte einen Corgi auf dem Cover.
Für «posh people» spielt Geld keine Rolle. Dies ist oft genug so zu verstehen, dass sie keins (mehr) haben. Dafür haben sie: jene typisch britische Unerschütterlichkeit, bekannt als «stiff upper lip». Diese Haltung lässt sich wie folgt umschreiben: «You loose a limb» – pfft! Aber: «The wrong choice of tweed on a Tuesday afternoon is epically terrible.»
«Posh people» sind am Namen zu erkennen. Für «Tatler» schreibt eine Dame namens Sophia Money-Coutts. Bevor ich Sophia in besagter BBC-Dokumentation sah, dachte ich, sie sei entweder ein Pseudonym oder gar keine existierende Person. (Die Queen erledigt ihre Bankgeschäfte mit dem Bankhaus Coutts & Co, und es gibt einen Geldautomaten von Coutts in Buckingham Palace.)
«Posh people» halten sich selbst niemals für «posh». «Posh» ist, wie «bescheiden», «ironisch» oder «cool», kein Prädikat, das man sich glaubwürdig selbst verleihen kann.
Bild oben: Eine der bestverkauften «Tatler»-Ausgaben: Ein Corgi auf dem Cover. So «posh». Foto: Tatler
12 Kommentare zu «Was ist «posh»?»
Grüezi und glückliches Neues Jahr, I apologise for writing in English, but my German language skills are from long ago … Dr Tingler, Tatler is the satirical magazine for the remainder of the UK to point and laugh at the chinless, inbred and ineffably thick … the denizens contained therein are not any indicator of high intelligence, good style or morals … One could probably say, if you appear in Tatler, you are advertising your overweening unsuitability …
Cheers, Peter.
Warum nicht auch noch erklären, woher das Akronym „posh“ kommt? Port out, starboard home…
You lose a limb when it becomes too loose to stick to you any longer.
POSH ist ein Acronym das aus der Zeit der Seeschifffahrt stammt. Damals reisten die reichen Engländer um Afrika rum und die besten Kabinen waren bei der Hinreise „Portside“ und bei der Rückreise „Starboard“. Darauss resultierte der Ausdruck POSH = Portside out – Starboard home.
Sprachkenntnisse vorausgesetzt, hätte ich erwartet, dass der Autor des Artikels diese auch beschreibt und nicht nur mit dem Acronym operiert.
Ein Zusammenhang des Akronyms POSH mit dem Attribut „posh“ wird vom Oxford English Dictionary verworfen.
http://www.oxforddictionaries.com/words/what-is-the-origin-of-the-word-posh
Starboard ist die Seite, auf welcher sich das Ruder des Schiffes befindet, als sich dieses noch nicht in der Mitte befand, auf Deutsch Steuerbord, die „rechte Seite“ vom Heck zum Bug betrachtet. Portside ist die andere Seite, nämlich die, mit der man im Hafen anlegt, um das Ruder nicht zu beschädigen. Also wäre wenn schon Portside – home. (hätte ich nachlesen sollen, was der Link zu oxforddictionaries sagt?)