So gewinnen Sie Weihnachten!

MILITAERMUSIK, MILITAERMUSIKFESTIVAL,

Ja, genau, es wartet wieder vor der Tür, meine Damen und Herren: das Fest der Liebe. Und damit wir die Sache einigermassen glimpflich überstehen, wenden wir jetzt mal ein bisschen Kriegskunde an. So in der Art von Clausewitz. Betrachten Sie die Sache taktisch. Strategisch. Militärisch. «Wie bitte?», höre ich Sie fragen, das Fest der Liebe nach den Regeln der Militärakademie? Genau. Der Heilige Abend hat in der Tat, wie wir alle wissen und nur manchmal nicht wahrhaben wollen, gelegentlich Ähnlichkeit mit einem Minenfeld. Auf begrenztem Raum versammeln sich (meist nur bedingt freiwillig) Leute, die die Schwächen der anderen Anwesenden kennen. Da kann es in der Tat hilfreich sein, zur Konfliktlösung auf die Schlachtentheorie zurückzugreifen. Sie werden sehen: Es wird ein Bombenerfolg. Los gehts:

  1. Präventivstrategie

    Um zu verhindern, dass Regula, die gerade ihre Lohas-Phase durchmacht, Vorträge gegen Kommerzialisierung und Warenflut hält, oder Tante Gretel am Weihnachtsabend wieder anfängt, ihre Meinung zu den neuen Implantaten der neuen Freundin von Onkel Ruedi kundzutun, gehen Sie wie folgt vor: 1. Sie geben eine kurze Warnung ab (geräuschvolles Ausatmen, scharfer Blick). 2. Sie versuchen, die Konfliktparteien so weit wie möglich physisch auseinanderzuhalten, indem Sie zum Beispiel ein Grosi als Pufferzone dazwischen platzieren. Grosis sind ja an Weihnachten in der Regel in rauen Mengen vorhanden. 3. Alkohol allein ist keine Lösung. Er muss auch zielführend eingesetzt werden: Achten Sie beim Ausschank alkoholischer Getränke auf die jeweilige Trinkfestigkeit und spezifischen Reaktionsmuster Ihrer Gäste.

  2. Ablenkungs- und Zerstreuungsmanöver

    Sobald die unter (1) beschriebenen Entwicklungen sich dennoch abzeichnen, hält eine findige und hilfsbereite Industrie jede Menge Artikel zur Ablenkung und Zerstreuung parat: Verteilen Sie Rentiergeweihe aus Schaumstoff oder Christmas Crackers, zum Beispiel.

  3. Mediations- und Moderationsstrategien

    Eine Alternative zur Ablenkungs- und Zerstreuungsstrategie für die heikleren Fälle, zum Beispiel wenn die kleine Linda nicht glücklich ist mit ihrer neuen Lammily Doll (inklusive Narbe, Akne und Cellulitis), weil sie eigentlich doch lieber eine Barbie (ohne Narbe, Akne und Cellulitis) wollte: die strukturierte Deeskalation durch verbale Schlichtung. Natürlich haben Sie in der Regel keine Zeit (und Nerven) für ausführliche Anhörungen und Abwägungen. Am besten geben Sie allen recht und schenken weiter Alkohol nach der Regel unter (1) aus. Natürlich nicht an die kleine Linda. Die kriegt Ritalin.

  4. Verteidigung und Schadensbegrenzung

    Die Kerze ist umgefallen, die Kugel kaputt, die Girlande runter, Tante Gretel down, Onkel Ruedi hat sich am Grog die Zunge verbrannt und anschliessend den Weihnachtsbaum gefährlich gestreift. Da müssen Sie in die Defensive. Einige Prozeduren lassen sich hierbei einfacher abwickeln, weil sie eigentlich jedes Jahr erforderlich werden, zum Beispiel Evakuierungsmassnahmen wie die diskrete Entfernung des halbkomatösen Onkel Ruedi aus dem Weihnachtszimmer. Wird erleichtert durch parallele Ablenkungsmanöver wie dem Abspielen des Bachschen Weihnachtsoratoriums auf voller Lautstärke. Und falls die kleine Linda Bauchschmerzen hat nach zu viel Apfel, Zimt und Mandelkern, erklären Sie dem Kind einfach, manchmal sei eben im Leben ein bisschen Schmerz nötig, um die gute Stimmung aufrechtzuerhalten. In ein paar Jahren wird Linda das verstehen. Denken Sie jedoch bitte bei allem an eine wichtige Grundregel der Kriegsführung: Jeder Kollateralschaden sollte nur vorübergehend sein.

  5. Kapitulation

    Manchmal muss man einfach aufgeben können. Vielleicht nicht unbedingt noch die andere Wange hinhalten – aber zum geordneten Rückzug überleiten. Sich fügen. Wenn sich Gretel ins Badezimmer einschliesst, unter Mitnahme des Eggnog, weil sie angeblich keiner leiden kann und noch nie leiden konnte; wenn die kleine Linda ihrer Lammily ein Bein ausreisst und daraufhin zu schreien beginnt – fügen Sie sich. In den Gang der Dinge. Der ist stärker als Sie. Lassen Sie los. Und bedenken Sie, dass Freude und Feststimmung, eventuell, im Chaos selbst liegen könnten.

Ein bisschen Liebe, ein bisschen Militär: Die Basler Christmas Tattoo 2014. Foto: Keystone

8 Kommentare zu «So gewinnen Sie Weihnachten!»

  • Ahn Toan sagt:

    Schlachten, die man nicht gewinnen kann, sollte man nicht schlagen, also ist die beste Strategie für Weihnachten, verreisen.

  • Beat sagt:

    Für mich gibt’s da nur eins. Schon Anfang / Mitte Dezember in den Flieger nach Asien und dann den Weihnachtsabend ganz relaxed im T-Shirt an der Beach verbringen. Nie klingt White Christmas besser als unter der Palme. Weihnachtsgeschenke werden vor Ort zusammen gekauft und so kann man die unliebsame Socken / hässliche Krawatte Überraschung als Vater auch verhindern. Klappt bei mir schon seit Jahren. Am besten bleibt man dann auch gleich bis Mitte Januar und muss sich Anfang Jahr auch nicht all die gutgemeinten Ratschläge anhören. Und den Tagi gibts auf dem iPad auch jeden Tag:).

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