Zum Umgang mit Klatsch

PRINZ, EDWARD, SOPHIE, RHYS-JONES, HOCHZEIT, SCHAUFENSTER, FOTO, BILD, BETRACHTER, KLATSCH

Kürzlich haben wir ja in diesem Magazin das Phänomen der Nachrede eingehender gewürdigt, meine Damen und Herren, und sind dabei unter anderem zum Schluss gekommen, dass in der spätmodernen Mediengesellschaft inzwischen eher die Langweiligkeit von Pseudoklatsch das Hauptproblem darstellt. Früher sah man ein anderes Problem, nämlich, dass es von Klatsch ein kleiner Schritt sei zu Rufmord und Verleumdung. Klatsch galt als schäbiger Verwandter des eigentlichen Gesprächs, «klatschhaft» war keine schmeichelhafte Zuschreibung und unterstellte immer auch Böswilligkeit. Und natürlich kann es auch heute noch sehr lästig sein, direkt mit Klatsch konfrontiert zu werden – zumal wenn er einen selbst betrifft. Deshalb möchte ich Ihnen nun einige praktische Regeln zum Umgang mit Gerede mit auf den Weg zu geben; Regeln, die sich leider in konventionellen Manierenratgebern praktisch nie finden lassen:

  1. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass irgendjemand nicht klatscht. Die Leute reden immer.

  2. Männer klatschen ebenso wie Frauen. «Der Name des Weibes heisst Verleumdung», ist aus Schillers «Don Carlos», aber trotzdem unzutreffend.

  3. Gehen Sie davon aus, dass jedes Geheimnis in Gesellschaft immer mindestens einer Person weitererzählt wird.

  4. Falls Ihnen jemand etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, vergessen Sie nicht, dass besagte Person dieses Siegel selbst damit durchbrochen hat.

  5. Golden Rule of Gossip (GRG): Es ist okay, Sachen weiterzuerzählen – doch gib nie deine Quellen preis!

Klatsch früher: Der schäbige Verwandte des eigentlichen Gesprächs. (Bild: Keystone)

11 Kommentare zu «Zum Umgang mit Klatsch»

  • Philipp Rittermann sagt:

    6) ein guter tratsch endet als gerücht; ein gutes gerücht endet als selbstläufer; ein guter selbstläufer endet als überzeugung. ganz im gegensatz zum „geheimnis“. das landet meist in den medien.

    • Thomas M. Germann sagt:

      Ein wunderbares Statement, werter Herr Rittermann! Zu den Medien lässt sich noch anmerken, dass diejenigen, welche die „Geheimnisse“ bekanntgeben, Quellenschutz geniessen. Ich habe nichts gegen Quellenschutz für Private. Aber bei Amtspersonen wird es äusserst zwiespältig, da diese Personen ja zumeist ihrerseits das Amtsgeheimnis gebrochen haben. Und die meisten „Geheimnisse“, die wir aus den Medien erfahren, sind eben Amtsgeheimnisse – unter Quellenschutz. Ein Beispiel hierfür sind die unsäglichen Vergabe-Geschichten. Der wahre Skandal sind die Vergabe-Normen selbst, nicht der Bruch derselben.

  • Jacques sagt:

    Eine sportliche Variante: Gerüchte streuen, und mit der Stoppuhr nachmessen, wann sie wieder retour sind. Eine Art Bumerang-Effekt….

  • fufi sagt:

    Du weisst erst dann, wer du wirklich bist, wenn du hörst, was die anderen über dich sagen!

    • Flo sagt:

      Ja, Mäuschen spielen und hören was die Anderen über dich sagen ist oft sehr interessant. Und manchmal tun sich Abgründe auf!

      Noch eine kleine Korrektur; Frauen klatschen und Männer diskutieren!

    • Irene feldmann sagt:

      Leb ich denn für mich oder für die anderen???…:)

    • Jacques sagt:

      Jetzt stressen Sie mich aber. Das weiss ich ja gar nicht, und will es auch nicht so genau wissen. Und selbst wenn ich es wüsste, müsste ich noch eine grosse Statistik -mit Triage- machen. Die Guten ins Töpfchen – die Schlechten ins Kröpfchen. Also, mache ich lieber – nichts Weil, ‚travailler – c’est trop dur‘ ….

  • Luisa sagt:

    War mal in einer Gemeindebehörde. Wenn etwas am Kochen war, musste ich nur einem Mann das erzählen und darauf hinweisen, dass er das bitte für sich behalten solle. Innert 24 Std. war die Botschaft in der Gemeinde verbrteitet. Das nannte ich: Ein Inserat aufgeben.
    Hat immer geklappt….

  • chacos sagt:

    Und wenn deine Liebste mal nicht tratscht, nichts sagt und ganz still ist – unterbrich sie nicht.

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