Zum Umgang mit Klatsch

Kürzlich haben wir ja in diesem Magazin das Phänomen der Nachrede eingehender gewürdigt, meine Damen und Herren, und sind dabei unter anderem zum Schluss gekommen, dass in der spätmodernen Mediengesellschaft inzwischen eher die Langweiligkeit von Pseudoklatsch das Hauptproblem darstellt. Früher sah man ein anderes Problem, nämlich, dass es von Klatsch ein kleiner Schritt sei zu Rufmord und Verleumdung. Klatsch galt als schäbiger Verwandter des eigentlichen Gesprächs, «klatschhaft» war keine schmeichelhafte Zuschreibung und unterstellte immer auch Böswilligkeit. Und natürlich kann es auch heute noch sehr lästig sein, direkt mit Klatsch konfrontiert zu werden – zumal wenn er einen selbst betrifft. Deshalb möchte ich Ihnen nun einige praktische Regeln zum Umgang mit Gerede mit auf den Weg zu geben; Regeln, die sich leider in konventionellen Manierenratgebern praktisch nie finden lassen:
Es ist eine Illusion, zu glauben, dass irgendjemand nicht klatscht. Die Leute reden immer.
Männer klatschen ebenso wie Frauen. «Der Name des Weibes heisst Verleumdung», ist aus Schillers «Don Carlos», aber trotzdem unzutreffend.
Gehen Sie davon aus, dass jedes Geheimnis in Gesellschaft immer mindestens einer Person weitererzählt wird.
Falls Ihnen jemand etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, vergessen Sie nicht, dass besagte Person dieses Siegel selbst damit durchbrochen hat.
Golden Rule of Gossip (GRG): Es ist okay, Sachen weiterzuerzählen – doch gib nie deine Quellen preis!
Klatsch früher: Der schäbige Verwandte des eigentlichen Gesprächs. (Bild: Keystone)
11 Kommentare zu «Zum Umgang mit Klatsch»
Solange es niemandem schadet, nehmt es mit Humor. Tratschen ist bei Menschen wie das Lausen bei Affen: es entspannt. Vielleicht ist deshalb der Friseur dafür so beliebt.
Gute Idee. Nur hat mein Friseur nicht immer die gleichen Interessen – wie ich. Aber sonst ein guter Kumpel. Also gehe ich zu meiner Coiffeuse …. (Guter Tipp von meinem Friseur).