Wo bleiben die Business-Röcke?

Kürzlich hat sich eine Leserin geärgert, weil in der Geschäftswelt bei Männern Anzüge, Hemden und Krawatten vorherrschen. Ich als Mann hingegen bedauere, dass Businessfrauen sich meist in Hosen kleiden, machen Röcke Frauen doch viel schöner und weiblicher. Hänge ich da vergangenen Zeiten nach? Oder will die Frau, obwohl schon längst anerkannt, ihre Emanzipation immer noch mit der Hose zum Ausdruck bringen?
P. B. aus Z.
Lieber Herr P.,
es ist in der Tat auffallend, wie selten Schweizerinnen Röcke tragen. In Frankreich oder England gehören die viel selbstverständlicher zur weiblichen Garderobe. Ob Röcke zwangsläufig schöner machen, wage ich indes zu bezweifeln. Ich meine, ein Rock allein reicht ja jetzt noch nicht, da müssen sich schon auch die daraus herausragenden Beine appetitlich präsentieren. Sonst lieber Hosen.
Und: Sie schürfen vermutlich zu tief. Es handelt sich dabei nicht um einen emanzipatorisch angehauchten Trotz – dafür sind die Schweizerinnen viel zu wenig feministisch. Es ist simpler: Hosen sind unschlagbar praktisch. Velo fahren, rennen, sich bücken, im Tram sitzen, über Mittag beim Essen auf den Rasen sitzen – Hosen machen alles mit. Und dann unterschätzen Sie nicht, wie empfindlich Strümpfe sind. Kurz: Moderne Frauen haben wirklich Gescheiteres zu tun, als sich dauernd zu fragen, ob jetzt der Jupe in offensiver Weise verrutschen könnte oder nicht.
Dennoch gebe ich Ihnen bis zu einem gewissen Punkt recht: Schweizerinnen mögen es nicht allzu feminin. Das wiederum ist aber nicht emanzipatorisch bedingt, sondern ergibt sich aus der hierzulande herrschenden protestantischen Haltung, ist also das Ergebnis einer latenten Freudlosigkeit und einer gewissen Strenge. Mode ist Tand, gilt als oberflächlich und wer sich damit beschäftigt als dumm. Man demonstriert deshalb lieber textile Gleichgültigkeit als textiles Interesse.
Verschärfend kommt hinzu, dass wir kein Modeland sind, Mode hat hier keine Tradition, nicht wie in Italien, Frankreich oder England, wo Gucci, Saint Laurent oder Paul Smith so geläufig sind wie Automarken. Man weiss dort auch, dass es sich um einen ernst zu nehmenden und wichtigen Wirtschaftszweig handelt und nicht einfach um eine Branche für ein paar Übergeschnappte.
Das alles, vermute ich, führt zu der von Ihnen konstatierten und bemängelten schweizerischen Rocklosigkeit.
17 Kommentare zu «Wo bleiben die Business-Röcke?»
Die Schuhe sinds, die Schuhe, dummy. Zu Röcken muss unsereine viel unbequemere Schuhe als zu Hosen tragen. Und im arktischen Klima in der Schweiz friert frau halt dauernd an die Beine. Und ja: die Angst vor Fallmaschen ist ganz und gar nicht unberechtigt. Da gilt frau schon schnell mal als Schlampe, wenn sie nicht flugs ein Austauschpaar im Notfallsckchen dabei hat.
Zu Jupes und Roecken kann man Ballerinas und andere elegante flache Schuhe tragen, kein Problem. Und a propos arktisch: Im Winter kann man zu zu Jupes hohe Stiefel, sieht ebenfalls toll aus!
Ich trage fast nur Röcke, aber keine Bleistiftröcke, sondern solche in A-Form, so dass man sich setzen und bewegen kann, ohne sich wie eine Skulptur vorzukommen. Strümpfe? Blickdichte sind auch im Winter warm, außerdem erstaunlich reißfest. Schuhe? Es gibt erstaunlich viele Schuhe und Stiefel, die schön und bequem sind, die Qualität muss stimmen, dafür braucht man weniger, der Absatz darf nicht zu hoch sein. In Stiefeln kann man sogar Wollsocken verstecken, das ist gerade im Winter angenehm. Für Skeptiker: Den meisten gefällt’s.
ein wabbel-Hintern, ein flacher Hintern – all das sieht im Business-Rock hässlich aus. Schwingende Röcke gehen, sind aber keine Business-Röcke mehr – wer also keinen perfekten Hintern hat, lässt Röcke sein und trägt lieber Jeans.
Die Schuhe einerseits, bei Präsentationen usw. hat man mit hohen Absätzen einfach keinen guten Stand.
Und so leid es mir tut, mir haben die Schweizer Männer die Kostüme mit Rock bzw. „aamächelige“ Kleidung im Büro total verleidet, weil einigen von ihnen das Hirn dann in die Hose rutscht und man als Frau statt für seine Arbeit ernst genommen zu werden seine Tage damit verbringt, Pseudokomplimente und plumpe Anmachen(*) abzuwehren. Auf Dauer kostet das zu viel Energie.
(*) stilvolle Flirts kann man stilvoll abwehren, die sind nicht das Problem.