Die Masseurin und der Handjob

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Kaum haben wir uns von Porno-Sekretärinnen und Penis-Selfies erholt, ereilt uns schon die Kunde eines nächsten Sexskandals. Zugetragen hat er sich im Fussballmilieu, blieb von der nationalen Presse aber nur marginal beachtet. Was man als positiv bewerten könnte, wäre die Geschichte nicht derart ungerecht. Beteiligt war die Mannschaft des FC Lenzburg, der nach einer fabelhaften Saison der Aufstieg in die erste Liga gelungen war, was das Team in einem Zürcher Club kräftig feierte. Zum Team gehörte auch die 41-jährige Clubmasseurin, die es sich nicht nehmen liess, bis zur Polizeistunde mitzufeiern und ihren Jungs schliesslich nach draussen folgte, wo es zur skandalträchtigen Szene kam. Im Eifer des Gefechts nämlich begann sie sich am Geschlechtsteil eines der jungen Männer zu schaffen zu machen. Die anderen Spieler bildeten daraufhin einen Kreis um die beiden, feuerten sie an und mindestens einer filmte das Paar auch. Bald darauf kursierte das Video unter den Spielern und landete schliesslich bei den Club-Verantwortlichen, die die Masseurin entliessen.

Das tönt nicht besonders dramatisch und wäre es auch nicht, ginge es nicht erneut um eine unheilvolle Vermischung von Öffentlichkeit, Privatleben und aus Angst und Borniertheit geborenem Moralismus. Warum man darüber schreiben muss? Weil einmal mehr im Grunde genommen private Handlungen völlig unmotiviert veröffentlicht werden. Weil einmal mehr zur Verantwortung gezogen wird, wer eigentlich ausgenutzt wurde, während jene geschont werden, die sensibles Material für ihre Zwecke missbrauchen. Und weil am Schluss natürlich die Frau die Schlampe ist und entlassen wurde. Das ist nicht richtig.

Nun kann man sagen, die Masseurin hätte wissen müssen, was sie tut. Sie ist selber schuld, wenn sie sich in eine solche Situation begibt. Auf der anderen Seite: Seit wann wird von den Menschen verlangt, dass sie sich zu jeder Tages- und Nachtzeit moralisch tadellos benehmen? Das Ganze passierte in ihrer Freizeit, auf einer Feier, niemand wurde ausgenutzt. Beteiligt waren zwei Erwachsene in gegenseitigem Einverständnis. Nun kann man einräumen, dass die inkriminierte Handlung nicht wirklich privat, sondern vor Publikum geschehen sei, was richtig ist. Mit demselben Recht könnte man aber auch sagen, dieses Publikum habe sich selber zum Teil der Handlung gemacht, da es sich anfeuernd zu den beiden gesellte. Und dazu noch filmte. Muss jeder Mensch heute immer damit rechnen, bei allem, was er tut, gefilmt zu werden, und sich danach vor einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit zu verantworten? Vielleicht. Aber richtig ist es nicht.

Denn natürlich landet der Film beim Verein, der wiederum negative Schlagzeilen fürchtete, proaktiv vorpreschte und etwas unternahm. Und da man ja nicht ein ganzes Fussballteam entlassen konnte, zumal ein erfolgreiches, nur weil einer der Jungs sich einen runterholen liess, wurde halt die Frau entlassen. Verständlich. Aber richtig ist es nicht.

Man sollte sich fragen, worum es hier eigentlich geht. Um den Handjob? Wäre die Masseurin auch entlassen worden, wenn es keine Bilder davon gegeben, wenn man nur in der Garderobe darüber getratscht hätte? Kaum. Denn ein Handjob gibt nicht so arg viel an moralischer Verfehlung her. Ja, die Frau mag ihre Ehre und Würde nicht allzu eifrig verteidigt haben. Aber die zuschauenden Jungs ja wohl auch nicht. Besonders jene nicht, die die Kamera draufgehalten, das Material gestreut und es damit zu einer quasi öffentlichen Angelegenheit machten. Und wenn man schon zum Schluss kommt, dass das Vergehen nicht schlimm genug ist, um sie zu entlassen, dann müsste das auch für die Frau gelten. Schwamm drüber und gegessen. Das wäre das einzig Richtige.

Bild oben: Der Hauptzweck der Massage – das Lockern der Muskulatur. Foto: hro-massage.de

60 Kommentare zu «Die Masseurin und der Handjob»

  • Bruno Froehlich sagt:

    Die Frau hatte Lust es zu tun, der Mann anscheinend nichts dagegen oder wurde er vergewaltigt und die Kollegen haben ihm nicht geholfen, ganz im Gegenteil sich koestlich amuesiert, die duemmliche Filmerei und Veroeffentlichung komlettiert die natuerliche Geschichte von Lust und Trieb, nun weiss es die ganze Nation, wieder etwas fuer die endlos Genderdiskussion, wird Zeit fuer das Oblgatorium, Kamera in jedes Schlafzimmer der Schweiz, die Oeffentlichkeit hat Recht zu wissen was geschieht. Reich die Nation die keine groesseren Probleme kennt. Schweiz ist wirklich besonders !

  • captain kirk sagt:

    An und für sich müssten die beiden ja ein Busse wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ bekommen.

    Da die Masseurin entlassen wurde, hätte man konsequenter weise den „Kameramann“ sowie der „Befriedigten“ gleich mit entlassen müssen. Aber vermutlich sind die beiden zu wertvoll für den Club.
    Aber das sind wir uns ja gewohnt vom Fussball. Die Spieler haben scheinbar auf der ganzen Welt Narrenfreiheit.

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