Stille Nacht

Okay, meine Damen und Herren, ich laufe so durch die Migros, noch ziemlich geschockt von Janice Dickinson in «Botched», und denke: «Happy Thoughts! Happy Thoughts!» Und dann – sehe ich Weihnachtsgebäck. Es ist noch Sommer. Was mal wieder mit brennender Deutlichkeit die Frage aufzuwerfen scheint, wie das spätmoderne Subjekt in eine erfüllende Beziehung zur Welt treten könne. Und ob wir möglicherweise in einer fragmentierten Gesellschaft von Genussgestörten leben, die nur das Ventil des Konsums kennen. Die Antwort auf all diese Fragen finden Sie hier.
Darauf begab ich mich in die Lebensmittelabteilung des Kaufhauses Jelmoli an der Zürcher Bahnhofstrasse. Dort traf ich Richie, den besten Ehemann von allen.
«Mir fällt ein», sagte Richie, «wir haben keinen Wein.»
«Kein Bein?», erwiderte ich.
«Wein», sagte Richie.
«Kleines», stellte ich fest, «das war eine unserer besten Konversationen in 20 Jahren.»
9 Kommentare zu «Stille Nacht»
1) Die Frauen in Mexiko – zumindest jene, die ich kenne – rufen heutzutage, wenn sie etwas toll finden, erstaunlicherweise: «Jajajaja». Dies im Vergleich zum «No, no, no, no» der wischenden Consuela beim Curling im Link zur Family Guy, der die Frage, «wie das spätmoderne Subjekt in eine erfüllende Beziehung zur Welt treten könne», subtil zu beantworten vermag. Consuela (die Ratgeberin) ist übrigens ein ausgesprochen reizvoller Vorname.
2) Wein am Abend habe ich erst kürzlich entdeckt. Er ist bekömmlicher als Bier, das dann den Schlaf stört.
3) Gratuliere zur Beziehung, die schon 20 Jahre hält!
punkt 2) – erst kürzlich entdeckt?? sie belieben zu scherzen – und ha – hier ist nomen nun wirklich auch omen! 🙂 bier nur von morgens 10.30h – 17.00h. dann wein, gefolgt von ein paar schönen sundowners in form schottischer single malts. als adliger sollten sie das also wissen, sie understater, sie.
ou ja. lord henry. zu pkt. 3. sie und ich wissen, dass es auch länger geht, gehen muss, tut und so. das ist die verdiente altersmilde.
Mein lieber Herr Rittermann, ich glaube Sie hatten einst bemerkt, es wäre besser für uns, mit einem Manne zusammen zu leben, wenn eben der Sex nicht wäre. Insofern hat der Herr Dr. Vorteile. Die Altersmilde, oder besser Reife, hilft uns beim Übersehen allerlei Umzulängiglichkeiten, die in der eigenen Ehe jedoch nicht.
Wir haben die „stillschweigende“ Vereinbarung uns nicht zu trennen, solange die Kinder noch im Haus sind. Das gibt uns die verzweifelte Hoffnung eines Harry Haller, der jeden Morgen eine kurze Pause mit dem Rasiermesser an der Schlagader macht um sich auf später zu vertrösten..
Hhhhhhhhhhhhhhhh….ooo Herr Tingler…..ihr splendid Humor bringt mich eines tages noch ins grab…..hhhhhhhhhhhhhh
jaja. wein-achten ohne wein ist ja auch en seich. überhaupt ist dieses äh-fest im kommerziellen sinn nur zu überleben wenn man a) weit weg von der familie ist, am besten im ausland, b) der alkohol einem vergessen lässt, welcher tag überhaupt ist, und c) der schnee nicht nur draussen rumliegt. oder so. und warum nur in aller welt muss man mich mitte september an diese grausliche zeit erinnern…
Werter Herr Rittermann, das Hochfest der Geburt des Herrn soll früh und sorgsam vorbereitet sein! Ich für meinen Teil habe mir anlässlich des letzten Blog-Eintrags von Dr. Tingler zu überlegen begonnen, ob ich am nächsten Heiligabend bei den Eltern den Punkt „Stockholm-Syndrom“ antippen soll, um den Abend noch etwas zu verschönern und die leidigen, jedes Jahr wiederkehrenden Vorwürfe meiner Mama zur Führung meines Junggesellen-Haushalts im Keime zu ersticken. Solcherlei bedarf allerdings der reiflichen Überlegung.
eure lordschaft machen sich die richtigen gedanken. es bedarf jedoch einer gründlichen analyse wem genau die opferrolle zu zuschieben ist. wobei ich persönlich jeweils nach dem 3. cognac gerne mal in die runde werfe – „ihr seid schuld, dass ich nun vom opfer zum täter wurde!“
Dritter Cognac? Bei uns gibt es an Weihnachten nur Wein. Schnäpse aus eigenen Früchten, etwa aus Mirabellen, wären zwar auch noch vorrätig, aber die ertrage ich nicht, zumal ich für gewöhnlich am folgenden Morgen unter Anderem den Choral «Puer natus est», der mit einer eher seltenen und freudigen Quint beginnt, mitsinge. Habe ich Ihnen einmal die Anekdote meines Southern Comfort-Blackouts erzählt? Oder dass ich als Knabe im Lied «Stille Nacht» den Passus «Holder Knabe im lockigen Haar» immer als «Hol den Knaben im lockigen Haar» verstand? Honi soit qui mal y pense.
😀