Die Fussballer und der Irokese

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Wieso tragen an der Fussball-Weltmeisterschaft eigentlich so viele Fussballer einen Irokesen? Sollte ich angesichts der Bilder aus Brasilien nun darüber nachdenken, mir ebenfalls einen schneiden zu lassen?
A. Z.

Lieber Herr Z.

Zunächst, bevor Sie etwas Unüberlegtes tun: Denken Sie erst gar nicht daran!

Wie ich unlängst an ebendieser Stelle erklärt habe, bin ich nicht sehr für den Fussball entflammt. Ich habe denn auch noch keinen Match gesehen, zumindest nicht in voller Länge. Um meine Glaubwürdigkeit indes nicht gänzlich zu untergraben, möchte ich doch mitteilen, dass ich mich im WM-Tippspiel der «SonntagsZeitung» letzte Woche auf Platz 3 befand und allerhand redaktionsinterne Experten hinter mir liess. Unterschätzen Sie mich also nicht.

Portugal's Raul Meireles stands at attention during the national anthem in Leiria

Schlechtes Beispiel: Raul Meireles, Portugal. Foto: Reuters

Aber wir wollen uns nun der haarigen Problematik widmen. Mich dünkt ja, Fussballspiele, vor allem an grossen Turnieren, seien zu den grössten Freilichtlaufstegen der Welt verkommen. Da schlagen die Spieler sozusagen permanent das Rad mit ihren Tätowierungen und Frisuren. Grauenhaft ist das. Ich weiss nicht, ob das damit zu tun hat, dass an solchen Grossanlässen Talentspäher unterwegs sind und die Spieler sich auf diese gockelige Art empfehlen wollen.

Das erschiene mir indes aus zweierlei Gründen unklug: Zum einen sollen die Spieler das tun, wofür sie bezahlt werden, nämlich Fussball spielen. Und zum anderen sollen sie das auch deshalb tun, weil sie nur davon etwas verstehen. Direkter: Fussballer haben einen himmelschreiend schlechten Geschmack. Nie, nie, nie sollten Sie sich einen Fussballer in stilistischer Hinsicht zum Vorbild nehmen. Einzige Ausnahme: David Beckham. Der lancierte den Irokesen ja schon 2002, und der durfte und konnte alles tragen, weil er über Nonchalance und Charme verfügt und sich zudem auf seinen angestammten Beruf verstand. Der Vergleich mit unseren Fussballern erübrigt sich in jeder Hinsicht.

Soccer star David Beckham arrives at the Metropolitan Museum of Art Costume Institute Gala Benefit celebrating the opening of "Charles James: Beyond Fashion" in New York

Gutes Beispiel: David Beckham, England. Foto: Reuters

Fussballer haben, man muss es beinhart festhalten, keinerlei Role-Model-Potenzial. Abgesehen von ihrem fehlenden Flair für Stil liegen die ja auch dauernd am Boden oder beschweren sich. Sie markieren gerne den Macker, sind aber letztlich Memmen. Da lobe ich mir die Eishockeyspieler, die noch richtige Kerle sind, weil so erfrischend uneitel in ihren unvorteilhaften Monturen, in denen sie kein Schaulaufen mit aufwendig drapierten Frisuren veranstalten können, und die zudem wahnsinnig hart im Nehmen sind. Deshalb: Schauen Sie den Fussballern auf die Füsse. Und nur dahin.

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8 Kommentare zu «Die Fussballer und der Irokese»

  • Ella sagt:

    David Beckham und Vorbild? Oh jee, oh jee, da erinnere ich mich aber an mehrere, schreckliche Frisuren, u.a. sogar mit Haarreif!

  • Jvo sagt:

    Liebe Bettina, ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass die Fussballer das nicht für die Damenwelt machen sondern weil Tattoos und Irokesenschnitt eine kriegerische Attitüde verleihen um die Gener unterbewusst einzuschüchtern? Das machen viele Sportler die Zweikämpfe austragen vom Boxer bis zum american Football-Spieler. Deine Kritik richte lieber an dich selber und lass die Finger von Sachen wovon du keine Ahnung hast. Und gewöhn dir deinetwillen an, deine Aussagen als deine Meinung zu deklarieren und nicht als Tatsachen. Danke

    • Iulia sagt:

      Ich denke die Tattoos und Frisuren sind definitiv dazu da, um modisches Bewusstsein zu zeigen, und NICHT um sich eine kriegerische Attitüde anzueignen 😉

      Mit dem zweiten Teil bin ich jedoch auch einverstanden. Die Überhebliche Art geht manchmal etwas zu weit.

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