Schwule Reklame

Ich habe obiges Plakat für Sie in Zürich fotografiert, meine Damen und Herren: die Reklame eines hiesigen Herrenausstatters, von irgendjemandem oberhalb der roten Linie mit einem Kommentar versehen, wozu ich zweierlei anmerken möchte:
1) Das stimmt
und ein solcher Kommentar ist
2) selbst pretty gay.
Da wir beim Thema sind: Der Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi hat ein paar Äusserungen von sich gegeben, die man wohlwollend vielleicht als «primitiv» bezeichnen könnte. In einem Interview mit dem «Beobachter» bezeichnete Bortoluzzi nicht nur Schwule und Lesben als «Fehlgeleitete» mit einem «unnatürlichen Verhalten», sondern gleich «alle, die allein leben oder ihren Partner nach Lust und Laune wechseln». Wer bleibt dann noch übrig? Bortoluzzi?
Es stimmt in der Tat, was wir kürzlich auf diesen Seiten im Politblog lesen konnten, nämlich dass Homophobie vielerorts wieder salonfähig scheint, und zwar Homophobie in ihrer übelsten Fünfzigerjahre-Form, mit Vokabeln wie «unnatürlich» und dem ganzen Bullshit. Und wie reagierte die hiesige Homo-Organisation Pink Cross auf Bortoluzzi? Folgendermassen: Sie war «konsterniert». Konsterniert. Das muss man sich mal reinziehen. Bortoluzzi redet von «abnormal», und Pink Cross ist «konsterniert». Meine Oma war auch oft konsterniert. Aber nur die eine, die ich nicht leiden konnte. Die andere drückte ihre Dunhill im Kurland-Aschenbecher aus und nannte einen Trottel einen Trottel. So was können Sie von Pink Cross nicht erwarten, liebes Publikum. Aber von mir: Nationalrat Toni Bortoluzzi von der SVP zeigte sich in seinem dummen Gerede als unaufgeklärter Trottel. Und es wäre so viel besser für den Zivilisationsstand und die politische Kultur in unserer schönen Schweiz, wenn wir uns nicht mit solchem Schwachsinn auseinandersetzen müssten wie dem peinlichen Bullshit von Bortoluzzi.
Die Homos indessen hatten offenbar nichts Besseres zu tun, als anlässlich ihrer jährlichen Parade in Zürich Conchita Wurst zu ehren, was ungefähr so ist, als würde die Frauenbewegung Nadja abd el Farrag einen Preis überreichen. Wobei Naddel in der Tat wie Camille Paglia wirkt im Vergleich mit der Wurst. Es ist eben alles eine Frage der Relation, und insofern hat man eben nicht nur die Feinde, sondern auch die Helden, die man verdient.
Damit wollte ich eigentlich für heute den Laden dichtmachen, doch Richie, der beste Ehemann von allen, hat gesagt, der Grundtenor sei so negativ, also kommt hier noch ein Luftballon: Paul McCartney hat heute Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Und ein Zitat von Joan Rivers: Paul was the «cute» Beatle, but in all honesty, that wasn’t really much of a horse race, now was it? Being the cutest member of the Beatles is like being the smartest person in Sarah Palin’s house – not a huge accomplishment.
Blimey! Schon wieder a chli negativ? So sind wir eben, Joan und ich. Damit müssen wir jetzt alle irgendwie klarkommen.
14 Kommentare zu «Schwule Reklame»
Bitte nicht immer so zimperlich und wehleidig bei so kleinichen Sachen, wir wissen alle das homo/hetero/poly usw… ganz normale Spielarten der Menschheit sind. Wenn dann die homofraktion gleich losjammert, kommt mir der Verdacht, dass da eine offene Flanke ist …
Was Bortoluzzi von sich gibt, gibt in Russland ein gefährlicher Anti-Gay-Politiker Namens Vitaly Milonov von sich, für den Nazi-Trupps Schwule auf der Strasse zusammenschlagen, oder sie in Wohnungen abschleppen, um sie bis aufs Blut zu quälen und zu demütigen.
Das Theater mit Conchita Wurst ist kontraproduktiv; wir Gays brauchen keine solche schrillen Figuren, um für mehr Toleranz zu werben, solche Figuren schaden uns eben gerade, denn das Cliché, dass Schwule Tunten und Transvestiten sind, wird damit gerade bestärkt. Es müssen die „normal“ aussehenden Schwulen auf die Barrikaden!
Conchita Wurst stösst zumindest die Genderdiskussion auf einer breiten Ebene an – und zwar auf eine spannendere Weise als das engstirnige, ich-bezogene Hetero-/Homodenken. Als „Hetero“ fühle ich mich nun mal nicht zu allen Frauen sexuell hingezogen – genausowenig wie alle „Homos“ Tunten und Transvestiten sind. Hut ab vor Frau Wurst und ihren expliziten Worten, auch wenn ich persönlich die Maskerade und die Musik nicht ab kann…
Hm.
Während Sie sich an Bortoluzzi & co. erinnert fühlten, hat mich der Graffito als Marketingslogan fasziniert. Ich habe erst im Text realisiert, dass es natürlich kein echter ist!
Man stelle sich vor, in einer offeneren, entspannteren Gesellschaft, evt mit dem Gesicht eines klar „hübschen“ männlichen Models, das Wortspiel zwischen „ziemlich“ und „hübsch“, frech, unverkrampft, bewusst etwas doof, kokkett…ich fänds geil.
Wär schön, wenn das die Assoziationen (und Intentionen) wären, nicht?