Berge von Abfall

Die Fussballweltmeisterschaft steht vor der Tür, meine Damen und Herren, und mit ihr eine Vielzahl von Produkten, die die Welt nicht braucht, zum Beispiel die 0,15-Liter-Dose Coca-Cola. Sie sehen sie oben. 0,15 Liter, das dürfte so ungefähr Flugzeuggrösse sein (Jerry Seinfeld hat einst darauf hingewiesen, dass wundersamerweise im Flugzeug alles kleiner werde). Wer trinkt nullkommaeinsfünf Liter? Elfen, Feen, Kobolde? So ganz kleine, zarte Wesen? Gar nicht klein und zart hingegen werden die Berge von Abfall sein. Ich bin, wie Sie wissen, sehr für den freien Markt, auch wenn er Idiotien hervorbringt. Denn der souveräne Konsument kann sich entscheiden: kaufen oder liegen lassen. Ihre Wahl.
Apropos Abfall: Dorthin gehört das reichlich bekloppte Communiqué der sogenannten Jungen SVP Solothurn, worinnen der Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest als Ergebnis der Verschwörung einer mutmasslichen «Gender-Elite» angeprangert wird. Deren Plan sei, so die Junge SVP, eine vermeintlich «natürliche Lebensweise» zu untergraben. Das ist peinlicher Unfug. (Umso peinlicher, weil die Wurst so bieder und belanglos ist.) Abstruse und perfide Verschwörungstheorien als Grundlage von Diskriminierung sind ein widerliches und altes Motiv, auch das der vermeintlichen Konspiration des Welthomotums, von der Jungen SVP hier sehr zeitgemäss vermischt mit zwei wichtigen Versatzstücken des primitiven spätmodernen Die-da-oben-Populismus, nämlich den Phantomen einer «Gender-Lobby» und einer umgreifenden «Medienverschwörung». Und fertig gepackt wäre Populism’s Goodie Bag, wie Jonathan Meades das ausdrückte. In den Abfall damit! Oder, um Tucholsky zu paraphrasieren: Man soll diese Leute stets mit der Nase in ihren eigenen Unrat stossen – sie werden zwar nicht stubenreiner davon, aber tut man’s nicht, werden sie übermütig. Sie sind es schon.
Holy Smoke, überall Fehler und Falschheiten; aber es gibt auch gute Sachen. Zum Beispiel die David-Bowie-Ausstellung im Gropius-Bau in Berlin. Wenn Sie in Berlin sind, müssen Sie da unbedingt hingehen.
2 Kommentare zu «Berge von Abfall»
i hvave to admit. die jung-svp’ler sind leicht indoktriniert von ihren vätern. ein wenig erfahrung und weitblick sollte man sich hier schon aneignen. und für äh-frau wurst muss ich jetzt eine lanze brechen. ich finde sie wunderbar, solange sie nur singt – ihre kommentare zur lage sind doch eher etwas banal. ich schaue hin und wieder gerne mal ein fussballspiel. und meine gattin räumt den müll dann auch immer weg. was möchte man(n) noch mehr.
nun ja – fussball (und sein ‚chef‘ mit der unsaeglichen organisation am zueriberg) sind ja auch nur muell; also passt das ganz gut zusammen.