Die besten Small-Talk-
Einstiege

Neulich, als wir hier den Small Talk für Fortgeschrittene behandelten, meine Damen und Herren, schrieb ein Kommentator, er wäre sehr glücklich, wenn ich einmal ausführlich behandeln könnte, wie man denn den Small Talk mit Unbekannten überhaupt beginne. Da Ihr Wunsch mir stets Befehl ist (well, meistens), folgt hier nun die Liste von Anfangssätzen für Small & Medium Talk. Sortiert nach gesellschaftlichen Anlässen:
- Der universelle Anfang
Möglicher Ort: überall
Sie sagen: Was Nettes. Das heisst: Sie machen ein Kompliment. Über irgendetwas, was an Ihrem Gegenüber hübsch oder interessant ist. Irgendwas findet sich immer. (Well, meistens.) Und das gibt dem Gegenüber die Gelegenheit, eine Geschichte zu erzählen. - Der kosmopolitische Anfang
Möglicher Ort: Flugzeug, Stehparty, Wohltätigkeitsessen
Sie sagen:«Wussten Sie, dass die Geldautomaten im Vatikan eine lateinische Menüführung haben?» - Der persönliche Anfang
Möglicher Ort: Art Basel, Donatellas Gartenparty am Rande der Mailänder Fashion Week
Sie sagen:«Wann waren Sie zum letzten Mal völlig falsch angezogen?»
Oder: «Wussten Sie, dass die Furcht vor Kritik an der Garderobe zu den häufigsten spätmodernen Phobien gehört?» - Der abgeklärte Anfang
Möglicher Ort: jede Hochzeit, am Rande der Tanzfläche des «Tryst» in Las Vegas
Sie sagen: «Was war das schlimmste Date, das Sie je hatten?»
(Achtung: Nicht im «Berghain» anwenden!) - Der kulturbeflissene Anfang
Möglicher Ort: Festspiele Zürich, Grüner Hügel, Tribeca Filmfestival
Sie sagen: «Was war das komischste Ding, was Sie als Kind je nach Hause gebracht haben?»
Oder: «Was war die längste Beerdigung, die Sie jemals besucht haben?»
Bild oben: Ein Kompliment bricht das Eis. Szene aus der Komödie «Verrückt nach Mary» mit Cameron Diaz und Ben Stiller. Foto: PD
14 Kommentare zu «Die besten Small-Talk-
Einstiege»
1) trinken wir ein bier.
2) gellen sie, das buffet ist das einzig lohnenswerte, hier.
3) zu dir oder zu mir?
4) wir sollten einen whisky trinken!
5) ich habe spraydosen im auto, da lässt sich was machen.
… darum ist der Rittermann single …
Was für komische Leute treffen Sie?
Ein Lächeln…
🙂
Und die Frage, weshalb das gegenüber „hier“ sei… (Geburi von Schwester/Tante/Mutter; „nur“ Begleitung; aus beruflichen Gründen etc.). Daraus ergibt sich meist ein Folgegespräch… natürlich nicht halb so amüsant wie nach einem tingler’schen Einstieg
Werter Herr Tingler. Nett, dass Sie meinen Input aufgenommen haben. Dank für diese Anleitung für Small-Talk-Dummies wie ich bedauerlicherweise einer bin. Hilfreich. Ich wusste nicht, dass man mit so Worst-Best-Fragen einsteigen darf. Wie begründe ich das denn in einer Badi, wenn ich eine mir gefallende Frau mit der Frage anspreche, welches ihr peinlichster Badimoment war? Ein Kompliment zu ihrem (sicherlich) sexy Bikini kann ich ja kaum machen, oder?
Und noch ein Gedanke zu Ihrem Punkt 1: Kann ich (m) einem Mann etwas Nettes sagen, ohne schräg angeguckt zu werden?
Sie dürfen, werter Herr Smalltalker… die Schwierigkeit besteht einfach gerade darin, ETWAS WIRKLICH NETTES zu sagen… dann erntet man auch keine schräge Blicke…
Und nein, Weiblein ist natürlich so kompliziert, dass nicht ein normiertes Nettes gibt… 😉
Warum kein Kompliment über den tollen Bikini? Als selbst nicht überaus forscher Sprücheklopfer bin ich immer wieder überrascht, was für Sprüche (von anderen) bei Frauen problemlos durchgehen. Frauen sind gar nicht so sensible, einfühlsame, in irgendwelchen Sphären schwebende Engel. Vergessen Sie, was Ihnen (von Frauen) über Frauen anerzogen wurde. Abgesehen davon, wenn die Sympathie stimmt, ist es eigentlich egal, was Sie sagen, Hauptsache Sie sagen was, ansonsten ist ein Gespräch schwierig.
Ich ziehe ja den „Smart Ass“-Einstieg vor:
1. Was halten Sie von den eschatologischen Neuinterpretationen seit dem 2. Vatikanischen Konzil?
2. Hat der Beobachtungs-Bias der neusten WHO-Studie zu Mescalin Sie nicht auch amüsiert?
3. Ich meditiere gerade über die Implikationen einer auf einsilbigen Adjektiven basierenden Sprache auf die Metaphernbildung. Wie stehen Sie zu hell-rund?
Der Vorteil ist, das man danach mit den meisten Leuten nie wieder Small-Talk machen muss…
PS.: Falls jemand den dritten Punkt zuordnen kann, hebt das meinen Glauben an das Schweizer Bildungssystem ganz immens.
Zu 1: Meinen Sie diejenigen von Gisbert Greshake, von Medard Kehl oder womöglich sogar von Joseph Aloisius Ratzinger?