Ein bisschen schwanger?

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«The idea of cultural confrontation has been replaced by the idea of styling», hat der seinerzeit weltberühmte Kritiker Robert Hughes schon vor rund 30 Jahren festgestellt, meine Damen und Herren, und dies fand sich bestätigt, wenn man letzte Woche, in den herrlichen Frühlingstagen vor dem Frühling, durch die nicht weniger herrliche Stadt Zürich spazierte. Und wissen Sie, was mir bei einem solchen Spaziergang auch noch ins Auge gefallen ist? Dieser Automat am Bahnhof Stadelhofen. Ja, schon wieder ein Automat. Call me nerdy.

Anyways, dieser Automat bietet neben dem üblichen Automaten-Sortiment auch noch einen Schwangerschaftstest an, mit dem Namen «Maybe Baby – Pocket». Dies wirft verschiedene Fragen auf, namentlich zwei: 1. Wieso «pocket»? Ich meine, jeder Schwangerschaftstest ist doch so gross, dass man ihn in die Tasche stecken kann, right? 2. Weiss irgendjemand, was aus Midge geworden ist? Midge Hadley. Das war eine Puppe. Genauer: die allererste beste Freundin von Barbie. Die dann schwanger wurde. (Nein, nicht Barbie – Midge.) Und daraufhin alsbald aus den Regalen verschwinden musste. Weil Midge in den Augen etlicher besorgter Eltern kein adäquates Rollenvorbild für Teenager darstellte.

Apropos Rollenvorbild: Barbie selbst ist ja eine beliebte und man möchte fast schon sagen: traditionsreiche Zielscheibe von Frauenrechtlerinnen, die an dieser Puppe zum Beispiel die mehr oder weniger versteckten Strukturen der Verdinglichung des weiblichen Körpers im Kapitalismus dechiffrieren, und dazu habe ich neulich von einer Dame namens Margarete Stokowski unter der schönen Überschrift «Von Vollopfern und Power Rangers» eine geistreiche postfeministische Erwiderung in der deutschen «taz» gelesen: «Nun muss man der armen Ossifrau vielleicht mal sagen, dass Barbie gar kein so verheultes Opfer ist. Barbie, mit vollem Namen Barbara Millicent Roberts, arbeitet als Chirurgin, Feuerwehrfrau, Pilotin und Friseurin, ist bei den Olympischen Spielen und der US-Präsidentschaftswahl angetreten, unterrichtet Spanisch und Gebärdensprache und hat es geschafft, über 50 Jahre alt zu werden, ohne anatomisch zum Atmen oder Aufrechtstehen fähig zu sein. Geile Sau eigentlich.»

9 Kommentare zu «Ein bisschen schwanger?»

  • Henry sagt:

    …versteckte Strukturen der Verdinglichung des weibliches Körpers im Kapitalismus ? Die Verdinglichung des weiblichen Körpers hing nie mit dem Kapitalismus zusammen,
    hier geht es seit menschengedenken um die Frage der Möglichkeit…..Und diese Möglichkeiten sind für die Unbestechlichen natürlich nur beim Höchstgebot interessant.

  • Irene feldmann sagt:

    Titel, hr. Vontobler…

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