Wohin mit den dicken Uhren?

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Ich habe festgestellt, dass gewisse Uhren nicht mit gewissen Hemden kompatibel sind. Etwas dickere Uhren hadern mit engeren Hemdmanschetten. Ich war bisher der Meinung, dass Armbanduhren unter der Manschette getragen werden, wo sie aber mit leichtem Zug am Hemdärmel o. ä. ans Tageslicht befördert werden können. Mit einer eng geschnittenen Manschette ist dies aber nicht möglich. Ist es dann erlaubt, die Uhr vor der Manschette zu tragen, sodass man sie permanent sieht, oder trägt man sie hinter der Manschette (ist erstens unbequem und zweitens unpraktisch, weil ein grösseres Manöver notwendig ist, um auf die Uhr zu gucken)? Tk. K.

Lieber Herr K., Sie sprechen hier ein sehr handfestes Problem an, wir wollen deshalb umgehend Abhilfe schaffen. Es bieten sich uns drei Möglichkeiten:

1. Sie posten neue Hemden mit einer weiteren Manschette, worunter die Uhr in jedem Fall passt. Vorteil: Uhr versorgt, kein Gefriemel. Nachteil: Kosten.

2. Sie posten eine neue Uhr, die unter die schmalen Manschetten passt. Vor- und Nachteil siehe oben.

3. Sie sind pragmatisch. Konkret: Wenn die Uhr nicht drunterpasst, passt sie halt nicht drunter. Denn wie Sie zu Recht erwähnen: Die Uhr darunter zu tragen, obschon die Platzverhältnisse dort prekär sind, ist keine Lösung; wenn Sie die jedes Mal so umständlich hervorklauben müssen, können Sie gleich auf sie verzichten und jedes Mal die Zeit auf dem Handy ablesen.

Ihr Erscheinungsbild steht und fällt dabei mit der Uhr an und für sich. Die ist der Knackpunkt. Wenn Sie mehr so eine Art John-Porno-Modell haben, also so ein protzig-klobiges Ding, könnte das mit der Uhr vor der Manschette falsch verstanden werden, auch dann, wenn Sie gar kein John Porno sind. Man könnte dann versucht sein zu denken, Sie seien ein Bluffsack. Das ist nicht gut.

Ich glaube allerdings, lieber Herr K., dass angesichts Ihrer Fragestellung eine allfällige John-Porno-Haftigkeit Ihrerseits nie zur Debatte stehen wird. Und wenn doch, weil Sie jetzt halt einfach – was es geben kann – ein Flair für solche Uhren haben, dann machen Sie das mit Ihrer Art zweifelsohne wieder wett. Man wird dann denken, die Uhr sei vermutlich ein Geschenk Ihrer Mutter.

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5 Kommentare zu «Wohin mit den dicken Uhren?»

  • Henry sagt:

    You don’t get it, darling. EIne Uhr trägt man nicht um zu wissen wie spät es ist, sondern daß das jeweilige Gegenüber sieht, daß man diese auch bezahlen kann…….Wenn man also nicht die Möglichtkeit hat, die Reverso, eine Day-Date oder Submariner , eine Vintage -Breitling oder Pasha abwechselnd zu tragen, sollte man sich bzgl. der Uhrzeit besser auf sein Mobiltelefon verlassen.

  • Philipp-John Ritterpornmann sagt:

    „john-porno?!“ ja aber frau weber – woher haben sie denn das?! 🙂 ich mag die john-porno-modelle. man spürt sie ganz einfach am handgelenk. je schwerer, je besser. aber schliesslich bin ich auch ein prolet und darf das.

    • Philipp-John Ritterpornmann sagt:

      ach ja, ich vergass – der mit den hemdmanschetten stimmt natürlich schon. ich schaue darauf, dass meine john-porno ins erste drittel der handfläche lampt, sprich das band entsprechend lose sitzt; so kann man die manschetten locker drunter schieben und hat immer einen freien blick auf die ziffern.
      ich studiere jetzt, ob ich nicht eine „john-porno“-uhrenkollektion designen soll. und nein, frau weber, sie werden keine tantiemen erhalten! hähä.

  • Luigi Rotta sagt:

    Sie haben den Avvocato vergessen: der hat die Uhren immer über der Manschette getragen.

    • Henry sagt:

      Der Gute hatte ja nun mal wirklich Stil, was man nicht zuletzt daran erkannt hat, daß er die von ihm ersonnenen Distinktionen mit einer Selbstverständlichkeit vortrug, die jeden Zweifel daran verbat. Seine Uhren, die vornehmlich aus der Rue de la Paix in Paris stammten, waren dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, küchenweckergrosse Exemplare, die heutzutage gerne an den Handgelenken von Oligarchen östlicher Provenienz an den Hotspots dieser Welt zur Schau getragen werden, gab’s damals
      noch nicht. Genau, und die Oligarchen auch nicht.

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