Verbotene Fragen

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Also, meine Damen und Herren, neulich passierte mir beim Training ein kleines Malheur mit der Hantel, und es entwickelte sich eine ziemlich übel aussehende Blessur auf meiner Stirn, und ich machte die Erfahrung, die in unserem Kulturkreis wohl die allermeisten Menschen mit irgendeiner Auffälligkeit im Gesicht machen: die Augen des jeweiligen Gesprächspartners springen kurz, bisweilen auch mehrfach, dorthin; gesagt wird aber: gar nichts. (Nur ein einziger flüchtiger Bekannter hat mich gefragt, ob ich mich gehauen hätte.) Und das ist auch ganz richtig so. Schliesslich ist die Erkundigung «Was ist denn das da in Ihrem Gesicht?» mit Recht ein Tabu im gesellschaftlichen Umgang. Und hier kommen darüber hinaus noch weitere Fragen, die im Small Talk verboten sind:

  1. «Haben Sie abgenommen?»

    Klingt ein bisschen wie ein Kompliment, ist aber keins. Falls Sie gerne mitteilen möchten, dass Sie finden, dass Ihr Gegenüber gut aussieht, formulieren Sie das einfach als positive Aussage.

    (Und auf keinen Fall sollten Sie eine Dame fragen: «Wann ist es denn soweit?»)

  2. «Wo ist denn Ihre bessere Hälfte?»

    Ist bei Fremden oder flüchtigen Bekanntschaften nicht ratsam. Denn vielleicht hat sich deren bessere Hälfte ja unlängst verabschiedet, und zwar für immer.

  3. «Wie gefällt Ihnen die Party?»

    Kann das Gegenüber bei privaten Anlässen in eine kompromittierende Situation gegenüber dem Gastgeber bringen und wirkt deshalb im Small Talk deplatziert.

  4. «Wissen Sie, wer hier die Drogen hat?», «Sind Sie auch schon ein bisschen betrunken?», «Was hat das hier wohl gekostet?», «Haben wir nicht damals rumgemacht?» «Gehen Sie nachher noch woandershin?»

    Müssen als Erkundigungen richtig geliefert werden und bleiben daher den absoluten Profis vorbehalten.

  5. «Und – haben Sie demnächst eine interessante Reise vor?»

    Ist zwar vom Inhalt her vollkommen zulässig, signalisiert aber allen, dass Sie Ihr Gegenüber (sofern es sich nicht um einen bekannten Globetrotter handelt) dermassen uninspirierend finden, dass Ihnen nur der Rückgriff auf Brutalo-Small-Talk-Floskeln bleibt.

    Dasselbe gilt für:

    «Und – was machen Sie so?»

    «Was ist Ihr Sternzeichen?»

Bild oben: Smalltalk will geübt sein: Teilnehmer an einer Party im vertieften Gespräch. (Bild: Flickr/Tech Cocktail)

11 Kommentare zu «Verbotene Fragen»

  • Naseweis sagt:

    Leider ist es je länger. je mehr in Mode seinen Mitmenschen immer näher auf die Pelle zu rücken – sei es mit Worten/Fragen. körperlich oder mit unerwünschten Photo/Filmaufnahmen. Der Respekt geht je länger je mehr verloren und gewisse Menschen kennen keine Distanz mehr. Hauptsache man/frau kann seinen ganz persönlichen Voyeurismus befriedigen. Da zu trägt aber auch bei. das es Mitmenschen gibt die ihr ganzes, auch intimes, Gefühls- und reales Leben in die Oeffentlichkeit bringen müssen. Je mehr. oft nur noch peinliches, das sie von sich preisgeben desto interessanter finden sie sich

  • brunhilde sagt:

    Ohjeohje, enspannt euch mal. Ich würde ohne zu zögern nach der Ursache der Kopfblessur fragen. Wenn der Herr Tingler dann keine Antwort geben möchte, kann er das ja auch so kommunizieren. Er ist ja nicht auf den Mund gefallen.

  • walter schnizter sagt:

    Darf man, Herr Tingler, fragen, warum sie immer, meine Damen und Herren schreiben?

  • Irene feldmann sagt:

    Du siehst aber müde aus, nachdem man sich schon 10 Jahre nicht mehr GESEHEN hat…..:)

  • Alfred Frei sagt:

    Das mit dem Abnehmen ist eigentlich schon ok. Vorausgesetzt, es ist NICHT als Nettigkeit gedacht.

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