Verbotene Fragen

Also, meine Damen und Herren, neulich passierte mir beim Training ein kleines Malheur mit der Hantel, und es entwickelte sich eine ziemlich übel aussehende Blessur auf meiner Stirn, und ich machte die Erfahrung, die in unserem Kulturkreis wohl die allermeisten Menschen mit irgendeiner Auffälligkeit im Gesicht machen: die Augen des jeweiligen Gesprächspartners springen kurz, bisweilen auch mehrfach, dorthin; gesagt wird aber: gar nichts. (Nur ein einziger flüchtiger Bekannter hat mich gefragt, ob ich mich gehauen hätte.) Und das ist auch ganz richtig so. Schliesslich ist die Erkundigung «Was ist denn das da in Ihrem Gesicht?» mit Recht ein Tabu im gesellschaftlichen Umgang. Und hier kommen darüber hinaus noch weitere Fragen, die im Small Talk verboten sind:
- «Haben Sie abgenommen?»
Klingt ein bisschen wie ein Kompliment, ist aber keins. Falls Sie gerne mitteilen möchten, dass Sie finden, dass Ihr Gegenüber gut aussieht, formulieren Sie das einfach als positive Aussage.
(Und auf keinen Fall sollten Sie eine Dame fragen: «Wann ist es denn soweit?»)
- «Wo ist denn Ihre bessere Hälfte?»
Ist bei Fremden oder flüchtigen Bekanntschaften nicht ratsam. Denn vielleicht hat sich deren bessere Hälfte ja unlängst verabschiedet, und zwar für immer.
- «Wie gefällt Ihnen die Party?»
Kann das Gegenüber bei privaten Anlässen in eine kompromittierende Situation gegenüber dem Gastgeber bringen und wirkt deshalb im Small Talk deplatziert.
- «Wissen Sie, wer hier die Drogen hat?», «Sind Sie auch schon ein bisschen betrunken?», «Was hat das hier wohl gekostet?», «Haben wir nicht damals rumgemacht?» «Gehen Sie nachher noch woandershin?»
Müssen als Erkundigungen richtig geliefert werden und bleiben daher den absoluten Profis vorbehalten.
- «Und – haben Sie demnächst eine interessante Reise vor?»
Ist zwar vom Inhalt her vollkommen zulässig, signalisiert aber allen, dass Sie Ihr Gegenüber (sofern es sich nicht um einen bekannten Globetrotter handelt) dermassen uninspirierend finden, dass Ihnen nur der Rückgriff auf Brutalo-Small-Talk-Floskeln bleibt.
Dasselbe gilt für:
«Und – was machen Sie so?»
«Was ist Ihr Sternzeichen?»
Bild oben: Smalltalk will geübt sein: Teilnehmer an einer Party im vertieften Gespräch. (Bild: Flickr/Tech Cocktail)
11 Kommentare zu «Verbotene Fragen»
„Ist das Kunst?“
„Sie haben NOCH keine Kinder?“
„Ist das von Apple?“
Ausser natürlich man ist in beleidigender Stimmung… 😉
Würde mich dennoch interessieren, wie man sich stilvoll nach dem besten Drogenlieferanten erkundigt?
Wie wäre es mir ein Liste was man fragen DARF? Wie gehen die absoluten Profis vor wenn das Gegenüber uninspirierend ist?
Zum Beispiel so: „Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss mir schnell einen Drink holen.“ Oder so: „Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss noch schnell meine Mutter anrufen. Ihr Hund liegt im Spital und sie muss ihn wahrscheinlich einschläfern lassen. Es ist ganz schrecklich.“ Oder, wenn Sie Ihr Gegenüber sicher in die Flucht schlagen wollen: „Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss meinen Arzt anrufen wegen der Resultate, also, ob meine Tuberkulose noch ansteckend ist oder nicht.“ Oder: „Ich wähle immer SVP. Und Sie?“ Und auf einer SVP-Party lässt man einfach das „V“ weg im Parteinamen. Voilà.
werte katharina primera. als überzeugter svp’ler kann ich ihnen sagen – wir halten keine „parties“ ab. wir sind seriös und unlustig. das höchste der gefühle ist ein jass-turnier. ich bin nur ausserhalb der partei fröhlich, was anderes ziemt sich nicht. die parties bei den sozis sind in der tat lockerer. kindlich zwar meist, aber lockerer.
ich finde es gibt keine sogenanten tabus.
man darf und soll zeigen was man von jemandem hält und sarkasmus wie ironnie muss sein.
“ wenn freiheit irgendwas bedeutet dann das zu sagen was keiner hören will“