Drollig und ulkig

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Manchmal, meine Damen und Herren, ist es zum Glück ganz einfach: Wenn die Ulknudel Guido Barilla homophoben Mist von sich gibt, kauft man einfach keine Barilla-Nudeln mehr. Das ist die wundervolle Freiheit des Marktes. Apropos: Neulich war ich zu Besuch in Berlin und lief so verträumt die Wilmersdorfer Strasse in Charlottenburg runter und überlegte, ob es stimmt, was ich kurz zuvor im «Guardian» gelesen hatte, nämlich dass die New York Fashion Week gezeigt hätte, dass Alexander Wang der neue Marc Jacobs wäre (ich fand eigentlich schon den alten so ’ne Idee überschätzt) und Victoria Beckham die neue Diane von Fürstenberg und dass, da wir von den Beckhams sprechen, Harper Seven Beckham (2), die bei der Show ihrer Mutter an der NYFW mit ihrem Vater in der ersten Reihe sass (modefachsprachlich «frow» genannt als Zusammenzug aus «front row») und dabei ein Halskettchen von Tiffany trug, nun also mitverantwortlich sein soll für das Comeback von Tiffany, nebst der Schmuckschöpferin Francesca Amfitheatrof, die gerade bei Tiffany als Design Director anheuerte. Amfitheatrof, die auch schon für Chanel, Alessi und Marni gearbeitet hat, erklärte «Women’s Wear Daily», sie habe vor, die Tiffany-Kundschaft mit ihren Entwürfen «herauszufordern». Und ich weiss nicht genau, wie ich das finden soll. Wie finden Sie das denn? Und indem ich diesen Gedanken nachhing, war ich nicht etwa auch physisch bei Tiffany gelandet (nichts würde weniger auf die Wilmersdorfer Strasse passen), sondern im Media-Markt, wo ich neue Köpfe für meine Ultraschallzahnbürste kaufte und beeindruckt war, dass bei den DVDs auch die erste Staffel von «Veep» erhältlich war, und nachdem ich bezahlt und mich dafür bedankt hatte, dass die Kassiererin meine Einkäufe in einer Tüte verstaut und mir überreicht hatte, sprach besagte Kassiererin: «Ich danke Ihnen, dass Sie mich als Mensch wahrgenommen haben.»

Und darauf erzählte sie mir, dass eben einige Kunden mitunter ganz schön drollig wären (drollig im Sinne des alten Berliner Euphemismus: Nun wolln wa ma nich drollig werden), und wenn ich mal Zeit hätte, könnte ich mich jederzeit gerne neben ihre Kasse stellen, und dann schrieben wir zusammen ein Buch. Anschliessend ging ich zu Starbucks, wo mir die Barista eröffnete, sie könne jetzt bald ein Buch verfassen über die Namensfalschschreibungen auf Starbucks-Bechern, worauf ich erwiderte: «Wieso wollen denn heute alle Leute Bücher schreiben? Das ist ja drollig.» Worauf die Barista nicht etwa meinen Namen auf den Becher schrieb, sondern das, was Sie oben auf dem Foto lesen können. Und dann dachte ich: Das ist ja eigentlich viel besser, ich meine, ich selbst tweete ja manchmal das Wort des Tages, aber es über Starbucks-Becher zu verbreiten, ist irgendwie cooler, ungefähr wie Twitter auf Bechern, sozusagen. Man könnte alle möglichen Botschaften über Starbucks-Becher verbreiten, und die Baristas würden zu wichtigen Botschaftsverbreitern. Laut aber sagte ich: «Weisst du, was auch noch ein gutes Wort ist? Ulkig.» Das hatte ich nämlich gerade kurz vorher von meinem Taxifahrer gehört. Und das bringt uns zurück zur Ulknudel Guido Barilla. Und zu Nietzsche: «Ich fürchte, wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Grammatik glauben.» Ich glaube an die Grammatik, meine Damen und Herren. Und ich will Gott auch gar nicht loswerden, im Gegenteil, ich bin froh, dass er da ist. Und ich finde, dass Amfitheatrof ein super Nachname ist. Ulkig und drollig und super, genauer gesagt. God bless you all.

11 Kommentare zu «Drollig und ulkig»

  • diva sagt:

    neulich bei STARBUCKS (ich liiiiiieeebe Starbucks immer noch teileweise*) wurde ich nach meinem Namen gefragt und ich sagte einfach: «Mops»! Sie hätten mal das Gesicht des Barista sehen sollen! Mich nervt diese Unsitte und darum gebe ich prinzipiell irgendwelche Scherznamen an. So war schon mal einer gezwungen: «Daisy Duck» durch den Store zu rufen…

    (*warum «teilweise»: weil die schönen schweren Sessel verschwunden sind und man nicht mehr rauchen darf! )

    • Philipp Rittermann sagt:

      nochmals. wer kaffee mag, meidet starbucks.

    • daniel g. sagt:

      Ein guter Scherz wäre doch, einmal bei Starbucks Dick Horni oder je einen Einzelbestandteil davon als Namen anzugeben. Versteht in der Deutschschweiz zwar fast keiner und gehört eher ins Angelsächsische um Reaktionen auszulösen. Aber trotzdem eine( d)rollige und ulkige Idee.

  • Henry Wotton sagt:

    Der gute Barilla bewirbt seine Nudeln mit einem Topos von Italien, welchen es so gar nie gab, auch nicht in den fünfziiger Jahren. Man sollte auch als Zielgruppenausgeschlossener (wie z.B. unser vereehrter Herr Doktor) darüber schmunzeln können. Klopfen sie also die Dinger nicht in die Tonne, sehen sie es gelassener, schließlich hängt die sexuelle Präferenz ja doch schon irgendwie, frei jeder Beurteilung, mit der Nudel zusammen………Ach übrigens, der Herr Dr. glaubt an Gott ? Stupend, ich hätte ihm höchtens den Agnostiker abgenommen…….

    • Philipp Rittermann sagt:

      ein guter punkt, eure lordschaft. dem publikum wird vorgegaukelt, mit schönen nostalgischen bildern purer handarbeit, la mamma würde im akkord in der küche stehen und tausende gläser barilla-saucen aus dem riesigen kupfer-kessel abzufüllen; nachdem sie sämtliche zutaten im umfang mehrerer tonnen vorher im wald und auf dem felde gesammelt hat. wer will denn schon unterbezahlte fliessbandarbeiter in der fabrik schuften sehen. eben. niemand. in diesem sinne. god do bless you, lieber lord. ich glaube an ihn, (nur an ihn, nicht an aufoktroierten glauben im sinne sämtlicher religionen).

    • Henry Wotton sagt:

      @ Herrn Rittermann. Nun, wenn wir uns auf den Naturalismus einigen können, wäre ich nicht allzuweit entfernt von Ihnen. Ich würde das ganze nur eben Zufall nennen……..

    • Philipp Rittermann sagt:

      einverstanden, aber nur wenn sie die „sexuelle präferenz“ fallen lassen und wir uns auf den darwinismus einigen.

    • Philipp Tingler sagt:

      „schließlich hängt die sexuelle Präferenz ja doch schon irgendwie, frei jeder Beurteilung, mit der Nudel zusammen“
      Wunderbar auf den Punkt gebracht!

  • Karl Knapp sagt:

    Der grosse Doktor legt uns heute eine echte Suada vor, doch in welcher Sprache ? Tönt wie Atze Schröder in Powerpoint-Bullshit. Übrigens sind auch bei mir zu Hause die Migros-Garofalo-Spaghetti die neuen Barilla, aber dies nur nebenbei.

  • Philipp Rittermann sagt:

    hmja. drollig. eine kombination von „niedlich“ und „nicht ganz ernst zu nehmen“. „rollig“ ist aussagekräftiger. ulkig. hochdeutsch. „auf saloppe art witzig“. tapsige, spielende jung hunde sind drollig. werden sie älter, sind sie rollig. logisch, oder. ulkig. ingrid steeger war irgendwie ulkig. und didi hallervorden. oder peer steinbrück. wobei hier auch drollig zutrifft, irgendwie. in die selbe kategorie fällt „knackig“. -> primarschule – aufsatz – salat. lehrer: „SALAT IST ALLERHÖCHSTENS FRISCH, KNACKIG WILL ICH NIE MEHR LESEN!!“ ich war total verschüchtert, danach.

  • Héloise sagt:

    „Drollig“ und „ulkig“ sind Adjektive, die kaum ein Schweizer je verwendet. In die selbe Kategorie fällt übrigens „albern“. Des weiteren sind „köstlich“ – zum Beispiel bezüglich Barilla-Spaghetti – und „lecker“ (Igittversion „legga“) bei uns so gut wie nicht gebräuchlich. Liegt das daran, dass wir zum Lachen in den Keller gehen und dem Genuss skeptisch gegenüberstehen? „Herzig“, „luschtig“, „chindisch“, „guet“ und „fein“ müssen uns reichen. Für einen Namen wie „Amfitheatrof“ aber würden wohl viele von uns morden. Vor allem Dramaqueens, die Hunziker oder Krüsi heissen.

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