Gegen Celebrity-Riffraff

Gestatten Sie mir heute zu Beginn mal wieder eine kleine lokalpolitische Bemerkung, meine Damen und Herren: Ich find’s dufte, dass sich unsere Freunde vom Schauspielhaus Zürich nun einmal in praktischer Toleranz üben können: Die McDonald’s-Filiale am Zürcher Pfauen wurde bewilligt. Man bedaure den Entscheid und habe sich mehrfach gegen die Nachbarschaft von Theater und Schnellimbisskette im selben Gebäude geäussert, wird dazu die Schauspielhaus-Sprecherin Kathrin Gartmann zitiert. Ich selbst möchte dazu gerne Claes Oldenburg zitieren: «Kunst soll etwas anderes tun als im Museum auf dem Hintern zu sitzen.»
Und um Zitate soll es auch im Folgenden gehen. Der treue Leser weiss: Ich liebe «Vanity Fair». Weniger die etwas klatschhaften südeuropäischen Ausgaben und natürlich nicht die kurzlebige, peinliche deutsche Version, sondern das angelsächsische Mutterheft. Das widmet sich Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft und kennt dabei in bester angelsächsischer Tradition keinen Unterschied zwischen Anspruch und Unterhaltung (wie famos wäre es, wenn man dies auch vom Zürcher Schauspielhaus behaupten könnte). «Vanity Fair» feiert sein hundertjähriges Bestehen. Ein Magazin der Geistfülle, gleichermassen geeignet für Seminar und Dinner Party, und um das zu illustrieren, folgen nun aus der aktuellen Jubiläumsausgabe fünf Zitate, die ich für Sie ins Deutsche übertragen habe (soweit das möglich ist).
«Why are men, taken on average and as a whole, funnier than women? Well, for one thing, they had damn well better be.»
«Warum haben Männer, im Grossen und Ganzen, mehr Humor als Frauen? Nun, zunächst, weil sie darauf angewiesen sind.»
(Christopher Hitchens)«Globalization: a term popularized in 1983 to describe a regime in which phenomena such as money, jobs, ideas, power, and celebrity riffraff float around the planet like weather systems, controlled by no one.»
«Globalisierung: ein 1983 gebräuchlich gewordener Begriff, der die globale Mobilität von Phänomenen wie Geld, Jobs, Ideen, Macht und Celebrity-Riffraff beschreibt, die sich um den Planeten bewegen wie Wetterfronten, ohne Kontrolle.»
(Graydon Carter)«A love affair is not a love affair if the whole world knows about it.»
«Eine Liebesaffaire ist keine Liebesaffaire, wenn die ganze Welt davon weiss.»
(Brooke Astor)«The Middle East is like Mother Nature: it quickly kills those who think they can ‹hike in for a fun day-trip›.»
«Der Mittlere Osten ist wie Mutter Natur: Jeder, der glaubt, eine unbedarften Tagesausflug da hinein unternehmen zu können, wird ziemlich schnell gekillt.»
(Bruce Bahmani)«The 21st century? It was like moving into a brand-new dream house and spending the first night searching for the source of some terrible smell.»
«Das 21. Jahrhundert? Das war wie in ein brandneues Traumhaus einzuziehen und dann die gesamte erste Nacht damit zu verbringen, die Quelle irgendeines ekelhaften Gestanks zu suchen.»
(Bill Maher)
Bild oben: Graydon Carter und seine Frau Anna Scott Carter an der «Vanity Fair»-Oskarparty in Hollywood, 26. Februar 2012. (Reuters/Danny Moloshok)
3 Kommentare zu «Gegen Celebrity-Riffraff»
Mmhhh ich befürchte leider, da hat McDo der Kunst einen Bärendienst erwiesen. Die düpierte Schauspielhausgesellschaft kann jetzt die Frage nach dem Ursprung des Miefs mit einem simplen „Usem EG, nöd vo üs“ begnügen…und dank der hellen Beleuchtung muss sie dafür nicht einmal die ganze Nacht lang suchen 😉
You can put wings on a pig, but you don’t make it an eagle. Bill Clinton
Ach hätten wir doch in der Deutschschweiz solche begnadet-intelligenten Polemiker wie Hitchens (leider seit 2 Jahren auch nicht mehr auf diesem Planeten weilend) und Maher. „Religulous“: Einfach nur ein phantastisches Vergnügen. Scheint aber ein angelsächsisches und frankophones Vergnügen zu sein. Leider……