Ex-Was?

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Letzte Woche, meine Damen und Herren, hat mich ein besonders engagierter Kommentator als das Zürcher Äquivalent der Kardashians bezeichnet, und während ich die Stichhaltigkeit dieses Vergleichs hier mal dahingestellt sein lassen will, so bringt es mich doch zum heutigen Thema: Ich war beim Augenarzt. Nein, das ist nicht das Thema. Und alles ist in bester Ordnung, thanks for asking. Sondern: Bei meinem Augenarzt lag die «Gala». Das ist eines dieser Blätter, die ein mehr oder weniger dankbares Publikum kontinuierlich über das Tun und Lassen sämtlicher Ränge von medialer Prominenz auf dem Laufenden halten. Besonders über ihr Tun. Denn die mediale Prominenz heutzutage lässt leider wenig. Und je tiefer der Rang, desto weniger lässt sie. Und passend dazu war auf dem Cover der «Gala» folgende Geschichte angekündigt: Die Ex-Frau des neuen Freundes der zukünftigen Ex-Frau des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten erzählt ihre Geschichte.

Konnten Sie folgen? Ja, man muss es einen Moment einsinken lassen. What a claim to fame: Ex-Frau … des neuen Freundes … der zukünftigen Ex-Frau … des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten.

Ich habe dann versucht, das zwischen zwei Zahlenreihen meinem Augenarzt zu erklären, aber der hat nur abgewunken.

Und, da wir dabei sind: Wer ist diese Sylvie Whatshername?

9 Kommentare zu «Ex-Was?»

  • Philipp Rittermann sagt:

    schon. aber man darf die heilende wirkung der trivialliteratur nicht ausser acht lassen. stern, gala, glückspost und der ganze schrott wird zuhauf konsumiert. zumeist von frauen jeder altersklasse. zugegeben, das bildungsniveau der leserschaft ist nicht unbedingt akademischen grades, aber immerhin weiss man dann über klatsch und tratsch bescheid. und die inhalte sind leicht verdaulich unverbindlich und unproblematisch. die trivialliteratur ist ein stück heile scheinwelt, ein mediales placebo für fra…äh leute, die sich nicht allzu sehr mit den näheren realitäten befassen möchten. why not.

    • Lord Henry sagt:

      Mein lieber Herr Rittermann, ist der Begriff Trivialliteratur nicht etwas zu euphemistisch für diese Schundblätter ? Wie dem auch sei, unser ehemaliger Bundespräsident ist ein prädestiniertes Beispiel für marginalisiertes, bedeutungsloses Politpersonal ohne jedes Charisma oder einer Distinktion, welche ihn vom normativen Hanswurst auch nur ansatzweise unterscheiden würde. Ex- Bettina hingegen scheint eher etwas interessanter, zumindest, wenn das stimmt, was über sie kolportiert wurde…….Aber von einer trophy wife ist sie natürlich so weit weg wie die Königstrasse vom rodeo drive.

    • Karl Knapp sagt:

      Mit dem Niveau haben Sie sicher recht, bei meinem Augenarzt liegen National Geographic und „Motorsport“-Zeitschriften auf, beim Zahnarzt „Schöner Wohnen“ und Immobilientrends, und die Glückspost & Co. natürlich beim Coiffeur. Aber ob man das alles schon als Literatur bezeichnen möchte ? Da ist doch die Bedienungsanleitung meiner Heizung spannender…

  • Joerg Hanspeter sagt:

    Vielen Dank, bisher habe ich immer gedacht ich werde alt, da ich jeweils keine Ahnung hatte wer jetzt Susi Irgendwas oder Heid Ichbinimmerpräsent oder Ursula Ichmussmichschonwiedernacktzeigen überhaupt ist. Wie beruhigend, dass ich offenbar nicht der einzige bin.

  • Katharina I sagt:

    Oha! Heisst das, es gibt auch von Ihnen ein Sex-Tape? 😉

  • daniel g. sagt:

    Ex und hopp. Aber nicht zu oft. Dann sind die „whodunnit unc whoissit-Gazetten“ wahrscheinlich ganz lustig. (Kein Erfahrungsbericht. Ich habe solche Blätter nicht zuhause.)

  • Simons sagt:

    Früher wurde beim Metzger, im Quartierlädeli oder am Stamm über andere gelästert. Migros und Fast Food Ketten haben dies nun definitiv abgeschafft. Auch dem Schwatz bei der Nachbarin wurde in dieser konstant gestressten, oberflächlichen, individualistischen und konsumorientierten Gesellschaft Einhalt geboten. Ältere Personen, die nicht unbedingt Zugang zu FB & Co haben, jedoch jeden Tag einsamer werden, haben weiterhin das Bedürfnis, am Leben anderer Menschen teilzuhaben um sich von der eigenen Leere abzulenken…

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