Auf Wiedersehen!

Nach der Sommerpause fängt die Saison nun wieder an, meine Damen und Herren, und dies bedeutet: Einladungen. Modenschauen, Filmpremieren, Vernissagen, Hundebeerdigungen – Sie wissen, was ich meine: den relativ unpersönlichen, grösseren Anlass, zu dem man dennoch regelmässig persönlich eingeladen wird. Wie auch zu der gelegentlichen Hochzeit mit 150 Gästen. Und falls Sie auf so einer Schiffstaufe oder Autobahnabschnittseinweihung stehen und das Gefühl haben, Sie könnten jetzt eigentlich langsam wieder gehen, habe ich dafür hier fünf Fingerzeige für Sie:
- Das Gesetz der Party
Party ist wie Krieg: Jeder ist auf sich gestellt. Das heisst: Verlassen Sie sich für Ihre Abgangsplanung nicht auf andere, niemals. Nein, Felix und Regula werden nicht, wie versprochen, ebenfalls nach diesem Drink gehen. Und auch nicht in weiteren fünf Minuten. It’s not gonna happen.
- Die ideale Entschuldigung
Sich unter dem Hinweis zu verabschieden, dass der Babysitter bloss bis elf gebucht ist (weil er dann wieder ins Jugendgefängnis muss), übertrumpft alle anderen Ausreden. (Natürlich nur, falls Sie Nachwuchs im hütefähigen Alter haben; erfinden Sie keine Kinder, das rächt sich früher oder später). Andere praktizierbare Entschuldigungen sind: «Der Gärtner kommt und holt unsere Affenschwanzbäume zum Überwintern ab.» Oder «Ich bin etwas müde. Ich habe den ganzen Tag für wohltätige Zwecke Kerzen aus Rindertalg geformt.» Sie sehen: Die ideale Entschuldigung ist rückfragenarm und leicht vergessen; also verzichten Sie lieber auf sowas wie «Meine Mutter ist versehentlich mit toxischem Schwermetallstaub in Berührung geraten.»
- Schlechte Entschuldigungen
Entschuldigungen, die Sie für Ihren Abgang aus kulturellen Gründen im deutschen Sprachraum nicht gebrauchen sollten, wären:
• «Ich muss leider gehen, denn ich habe in einer Stunde eine Telefonkonferenz mit LA.»
• «Ich muss leider gehen, denn ich verpasse sonst meinen bereits bezahlten Pay-per-view-Boxkampf im Kabelfernsehen.»
• «Ich muss leider gehen, denn ich muss morgen Abend im Literaturclub auftreten und will mir vorher noch die Zähne bleichen.»
• «Ich muss leider gehen, denn meine Diät zwingt mich zu festen Zeiten zu schlafen.» - Der Polnische Abgang
Diese Lösung, auch bekannt als «sich auf französisch empfehlen» (im Englischen: «to take a French leave»; im Spanischen: «despedirse a la francesa»; im Französischen interessanterweise: «filer à l'anglaise»), ist ein Klassiker und geht so: Man geht einfach. Also: Sie sagen kein Wort und entschwinden geradewegs und entschlossen, ohne sich umzudrehen. Falls Sie die Nerven dafür haben, kann diese Methode sogar elegant sein. Doch sie erfordert Übung.
- Und dann war da noch ...
... die wohlerzogene Variante. Sie sagen ordentlich auf Wiedersehen, danken allen Beteiligten für einen unvergesslichen Anlass und kündigen an, dass Sie nun also nach Hause gehen werden. Viel Glück dabei!
Bild oben: Joan Collins verabschiedet sich nach der letzten Staffel von «Dynasty», 1989. Foto: Joan Collins Archive
15 Kommentare zu «Auf Wiedersehen!»
Ach, kein Problem, einfach furchtbar betrinken, aufs Klo gehen und danach lauthals verkünden „ich habe gerade gekotzt!“ – und abhauen…
Hach, wie kompliziert das Leben doch geworden ist. Bei meinen Partys darf jeder gehen, wann er will, Entschuldigungen und Rechtfertigungen braucht es nicht, wozu auch? Bin ich eingeladen, schnappe ich mir meinen Mantel und rufe ein fröhliches „Tschüss zäme, und no vill Spass“ in die Runde und weg bin ich. So geht das!
http://www.youtube.com/watch?v=r8coOHhotXY
Hans out!