Topless

Zu seinem nahen Ende hin wurde dieser Sommer ja noch ziemlich heiss – doch auch jetzt, wo es frischer wird, lassen nicht wenige Unerschrockene ihr Verdeck unten. Beziehungsweise ihr Dach versinken. Aaah! Es gibt wenig Schöneres als oben ohne zu fahren. Ich spreche vom Cabrio. Herrlich ist das! Klassische Routen fürs Cabriolet sind zum Beispiel die Croisette in Cannes, der Mulholland Drive über Beverly Hills, oder das abgesperrte Limmatquai in Zürich, gejagt von Polizeiwagen, schreiend: «Ihr kriegt mich nie! Ihr kriegt mich nie!» Wo war ich? Genau: im Convertible. Hier sind für Sie noch einige weitere Hinweise für die Fahrt ohne Dach:
- Grundregel
Die Grundregel fürs Cabriofahren lautet: Falls der Altersunterschied zwischen Fahrer und Wagen grösser ist als ein Vierteljahrhundert, sollte er stets zugunsten des Fahrers ausfallen.
- Botschaften
Deutsche Cabrios vermitteln die Botschaft «Pensionierter Zahnarzt».
Italienische Cabrios vermitteln die Botschaft «Kleines Geschlechtsteil».
Französische Cabrios vermitteln die Botschaft «Wo ist der nächste Garagist?». - Accessoires
Unabdingbares Cabrio-Zubehör:
a) Haarspray im Handschuhfach
b) Neue-deutsche-Welle-Playlist auf dem iPod, angeführt von «Ich will Spass»
c) Sticker fürs Heck: Entweder St-Moritz-Schriftzug oder «Mein anderes Auto ist ein Nissan»
d) optional: T-Shirt mit dem Aufdruck «Support Gay Rights» - Dress Code
a) Richtige Kleidung für den Fahrer: Penguin Windbreaker und Ray Bans
b) Richtige Kleidung für die Fahrerin: Hermès-Kopftuch und Vintage Peep-toe Manolos (Achtung: Fahren in hohen Hacken erfordert Übung!)
c) Falsche Kleidung für jeden: Ed Hardy (nicht nur im Cabrio) - Etikette
Was man bei geöffnetem Verdeck nie tun sollte:
a) mit dem Beifahrer streiten
b) rauchen (es sei denn, man fährt 30)
c) telefonieren
d) einem anderen Cabriofahrer länger als zwei Sekunden in die Augen sehen (das wird wie im Gefängnis als Zeichen von Aggressivität gewertet)
Im Bild oben: Grace Kelly im Film «Über den Dächern von Nizza».
13 Kommentare zu «Topless»
Schade ist die Charakterisierung der Cabrios nach Herkunftsland so undifferenziert und einfallslos ausgefallen. Es spielt bei den deutschen Cabrios schon eine Rolle ob es sich um einen alten Mercedes oder einen neuen Porsche handelt. Oder bei den Italienern um einen 50-er Jahre Lancia oder einen aktuellen Ferrari.
Botschaften:
Englische Cabrios aus den 50ern und 60ern vermitteln die Botschaft «Ich kenne einen Spezialisten für die Wartung und Reparatur dieses Fahrzeug, der Akku meines Handys ist für den Anruf beim Spezialisten immer gut aufgeladen und ich bin nicht auf EIN funktionierendes Fahrzeug angewiesen, sondern kann jederzeit auf weitere (meistens zuverlässigere deutsche) Fahrzeuge ausweichen oder ich besitze mehrere Exemplare dieses Cabrios».
Auch wenn ich diese „Hinweise“ nicht ganz ernst nehmen kann, so muss man doch feststellen: Der Autor hat keine Ahnung von Cabrio-Fahren. Es ist einfach alles falsch, aber auch wirklich alles. Da ich für meinen Schreibkram leider nicht bezahlt werde, kann ich dem Autor nur den Tipp geben, mal drei, vier Cabis einen Tag lang und bei diversen Wettern zu fahren, und dann nochmal vorn vorne anfangen mit Schreibe. Danke
Der nicht ganz ernst gemeinte Artikel hat Sie tief getroffen, stimmt’s?
Ausserdem:
Was man bei geöffnetem Verdeck nie tun sollte:
(e) mit wehendem Schal fahren. Wer’s nicht glaubt, bitte „Isadora Duncan“ und „convertible“ googlen.
Ach Jungs…nicht so Ernst nehmen. Es soll lustig gemeint sein, und das ist am Tingler auch gelungen. =) (Einzig das Timing hätte besser sein können, aber wir wollen jetzt nicht kleinlich sein).