Postmodern

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Im Zürcher Landesmuseum läuft noch bis Ende Oktober die aus dem Londoner Victoria and Albert Museum kommende und besuchenswerte Ausstellung «Postmodernism. Style and Subversion 1970–1990». Nebst allem anderen hat mir diese Ausstellung mal wieder vor Augen geführt, wie alt ich schon bin. – Und Sie? Wie sieht’s bei Ihnen aus? Haben Sie auch schon mal Ihr Älterwerden konstatiert, obschon man es Ihnen dank Personal Trainer, Restylane, Handlifting und einer glücklichen Beziehung nicht ansieht? Oder, halt, vielleicht hat Ihnen das doch jemand angesehen, zum Beispiel dieser picklige Barista neulich bei Starbucks, der Sie dreimal gesiezt hat, und das nach 17 Botox-Injektionen. Und vielleicht haben Sie auch schon selbst Ihr Älterwerden festgestellt, bereits letzte Weihnacht, als Sie die Feiertage total zufrieden zu Hause vor dem Fernseher verbracht haben. Oder anlässlich des Umstandes, dass, nachdem in den letzten fünf Jahren alle möglichen Ihrer Bekannten geheiratet haben, jetzt die ersten anfangen, sich wieder scheiden zu lassen. Yes, die Uhr tickt. Für uns alle. Und hier sind noch ein paar weitere Signale dafür:


  1. Körper

    Sie mögen plötzlich bittere Schokolade.
    Sie stehen nachts auf, weil Sie mal müssen.
    Sie fangen an, ab und zu bei Starbucks entkoffeinierten Kaffee zu bestellen.

  2. Geist

    Sie müssen jeden Tag unbedingt die Nachrichten sehen.
    Sie kaufen sich ein Kochbuch.
    Sie zitieren Oscar Wilde.
    Sie erkundigen sich andauernd nach dem Alter anderer Leute.
    Sie gebrauchen Ihr Mobiltelefon nur zum Telefonieren und für Textnachrichten.
    Sie erwägen Immobilienbesitz.
    Dabei haben Sie nichts Grundsätzliches mehr gegen Vororte. Es müssen nur die richtigen sein.
    Sie werden unruhig, wenn Sie ins Flugzeug steigen und sehen, dass der Pilot eine Frau ist.
    Sie fahren immer an denselben Ort in die Sommerferien.
    Dort wollen Sie immer dasselbe Hotelzimmer.
    Sie können sich noch an Kajagoogoo erinnern.
    Sie können sich noch an Video 2000 erinnern.
    Sie können sich noch an Supermodels erinnern.
    Dafür wissen Sie nicht, was ein Ogo ist.

  3. Seele

    Sie sagen Sachen wie:
    a) «Das ist gut für die Verdauung!»
    b) «Ich esse gerne Randen.»
    c) «Ich schau’ mir gerne Leute an.»
    d) «Wenn man jung ist, sieht man immer gut aus.»
    e) «Ein kleiner Spaziergang wird mir jetzt gut tun.»

  4. Männer

    Sie sind nicht sicher, ob Sie von den Nebenwirkungen von Propecia betroffen sind.

  5. Frauen

    Ihre Körbchengrösse ist plötzlich 110D.

Im Bild oben: Kajagoogoo. (Foto: BBC)

47 Kommentare zu «Postmodern»

  • heide sagt:

    also, dann bin ich schon seit Jahrzenten alt, denn ich liebe bittere Schokolade und gegen eine grössere BH-Grösse hatte ich bis heute auch nichts. Ich musste schon Jahre „on the jobs“ feststellen, dass bereits junge Menschen Zeichnen des geistigen Alters mit sich getragen haben. Was ist schon alt, alles ist Statistik – und derjenige, der in der FRealität lebt weiss, dass jeder älter wird, jeder auf seine Weise. Sicher kann man sehr viel dazu beitragen, dass der Geist und das Herz wach bleiben. So lange ich neugierig bin, lebe ich – und alles andere ist Statistik…..

  • Asiul sagt:

    stimmt alles, ausser … das mit der körpchengrösse. es kann auch in die andere richtung gehen, herr tingler!!! 🙂

  • tststs sagt:

    Wenn Sie wissen, dass nur noch drei Jahre bis zum Hover Board vergehen… (da frage ich mich, müsste da nicht bald ein Prototyp auf den Markt kommen…)
    😉

  • Nina sagt:

    I <3 Philipp Tingler…

    Uff, wenigstens kenne ich Kajagoogoo nicht :-))

  • Columbo sagt:

    Im Ausgang: Auf den ach so kultivierten und eigentlich garantiert Erfolg versprechenden Spruch „Who’s your daddy?“ bekommt man in leicht mitleidigem Ton die Antwort „Well, you could be“

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