Philipps Fernsehküche

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Also, ich liebe ja Nigella. Nigella Lawson, meine ich. Ich liebe es, wie sie mit dem Essen schmust und keinerlei Angst hat vor herzkranzgefässzerschmetternden Kalorienbomben und wie es ihr vor allen Dingen um die Freude beim Essen geht, nicht um richtig oder falsch. Bloss manchmal ist leider auch Nigella nicht ganz von dieser Welt, wenn sie zum Beispiel ein einfaches Reste-Essen ankündigt und sowas sagt wie: «Oh, it only takes moments, ich habe hier zufällig noch ein wenig Lobster Newberg im Kühlschrank, dazu etwas Hechtschaumpastete und oysters in crawfish cream sauce and green chili, da mach’ ich jetzt mal eben schnell einen kleinen Salat draus und serviere das dann in einem Mangofrüchtebett, very simple and it only takes moments …» – Well, no, Nige. Nicht wirklich. Und deshalb, geschätztes Publikum, habe ich hier aus dem Schatze meiner Erfahrung mal ein paar wirklich einfache und schnelle Rezepte für Sie; Rezepte, die auch Menschen zustande bringen, die sonst von abgelaufenen Vitamintabletten leben und nichts im Kühlschrank haben ausser Augencrème und Batterien. Hier kommen ein paar Sachen, die immer gelingen – sogar wenn die meisten Dinge, die Sie bisher zu kochen versucht haben, aussahen, als wären sie vom Satan erbrochen worden (und auch so schmeckten). Für die nun folgenden Speisen und Getränke müssen Sie bloss irgendwann die Zutaten besorgt haben, aber das sind Zutaten, die lange, lange halten. Und ich möchte diese Rezepte gerne unter der Überschrift «TV Cuisine» zusammenfassen, und zwar einerseits, weil die folgenden Gerichte so gedacht sind, dass man sie problemlos vor dem laufenden Fernseher (also auch im Liegen) konsumieren kann. Denn Fernsehen ohne Essen ist erstens weniger schön und zweitens machen Snacks so Sendereihen wie «Kleine Kostbarkeiten grosser tschechischer Regisseure auf 3sat» überhaupt erst geniessbar. Und andererseits sind die folgenden Rezepte deshalb Fernsehküche, weil man sie problemlos in Werbepausen zubereiten kann. Oder, in den Worten von Nigella: It only takes moments.


  1. Frozen Yogurt mit zerbröselten Oreos

    ... supi easy: Sie nehmen einen 500-ml-Becher Frozen Yogurt mit Waldbeeren, lassen ihn kurz antauen, und im nächsten Commercial Break schöpfen Sie die benötigte Menge ab und zerbröseln ein paar Oreos darüber. Statt der Oreos können Sie zum Beispiel auch Gavottes benutzen, die sind bloss etwas schwieriger zu bekommen. Das Ganze ist ziemlich süss, aber nicht zu schwer. In gewisser Weise also das genaue Gegenstück zu meinem Idol Twinkle Finkelstein aus «Head Case».

  2. Kirschsirup und Cola

    ... besser als Cherry Coke, wenn Sie mich fragen: Sie nehmen einen hochwertigen Kirschsirup aus der gehobenen Linie Ihres Lebensmittelnahversorgers und mischen das mit Coke Zero. Manchmal füge ich auch noch Eis und Johnnie Walker Black Label dazu. Das nenne ich den Jack-Donaghy Sundowner (die Sonne muss hierfür nicht unbedingt untergegangen sein). Getreu dem Motto meines Helden aus «30 Rock»: «We don’t talk. We let things fester until they turn into uncontrollable anger.» Oder: «Rich 50 is middle class 38.»

  3. Der Modern Family Cake

    Es gibt diese Fertigflüssigkuchenteige, die man einfach nur noch in eine Form füllen und in den Ofen stellen muss. Nehmen Sie den mit Schokoladengeschmack und backen Sie die Sache nicht ganz aus, so dass der Kuchen innen noch ein wenig matschig ist. Obendrauf kippen Sie dann entweder griechischen Joghurt oder einfach Sauerrahm. Wegen der Schwarz-Weiss-Süss-Sauer-Mischung ist dieses Gericht bei mir nach «Modern Family» benannt, einer der besten Sitcoms seit langem.

  4. Der Kim-Jong-Il-Diabetes-Becher

    Wenn Sie soweit gekommen sind, sind Sie ready für meinen berühmten I-can’t-believe-this-is-not-going-to-give-me-an-instant-heart-attack-Imbiss: Sie lassen Milcheis der Doppelrahmstufe kurz antauen, bröseln je nach Saison Vanillekipferl oder Shortbread Cookies mit Schokoladenstücken darüber und krönen das Ganze dann mit Caramel Drizzle Sauce von Starbucks. Nach Genuss dieses Snacks werden auch Sie sagen: «Ich will meine Zehen nicht wegen Diabetes verlieren – but this is what evil must taste like!» (Fitness-Variante: getrocknete Mangoschnitze statt Kipferl und Cookies; dazu nordkoreanische Schicksalsplätzchen)

  5. Grundsätze des Kochens

    Zum Schluss für Sie noch die drei goldenen Sätze aus meiner persönlichen Küchenerfahrung:
    I. Was in der Küche vor sich geht, sehen nur Sie
    II. Man kann alles mit Sauerrahm strecken
    III. Das Ablaufdatum ist ein unverbindlicher Richtwert, wie in jeder Arztfamilie

11 Kommentare zu «Philipps Fernsehküche»

  • Kitchen Goodess sagt:

    Zum Glück gibt es in meinem Leben weder Fernseher noch diese Art von Nahrung 😉

  • Judith Bachmann sagt:

    Was soll das, Kochen für Teenager oder was??

  • Columbo sagt:

    Bei mir steht regelmaessig der Al Bundy Gaumenschmaus auf dem Programm: Kuehlschrank auf; gaehnende Leere vorfinden; Couch; Fernbedienung linke Hand; Bierbuechse rechte Hand

    • Daniel Küttel sagt:

      I loled so hard!
      Wie, keine Hand in die Hose gesteckt? Damn, so ganz gehen Sie noch nicht als Al durch, aber Sie befinden sich auf gutem Weg.

  • Philipp Rittermann sagt:

    …und hier kommt er – mein legendärer „sportler-drink“ (habe ihn so getauft, weil man nach dem 2.en nicht mehr in der lage ist, sport zu treiben):
    -> man fülle in eine bowle-schüssel: je einen liter prosecco, leichten weisswein, orangensaft. desweiteren je 1/2 liter wodka, gin und jack daniels. die süssliche note ergibt sich mit zusätzlichen 3 dl amaretto. mit viel eis kühl geniesssen!

  • Robin Bergan sagt:

    Nun, mir genügt in der Regel eine Flasche Glenfiddich neben der Fernbedienung, damit lassen sich sogar Giaccobo/Müller ertragen.

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