Drei Zimmer Glück

Maison-Gassmann-Inhaberin Katja Hahnloser hat ihre Wohnung auf entspannt-moderne Art in einen freundlichen Rückzugsort verwandelt.

 Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home

Als wir die Modefrau Katja Hahnloser besuchen, scheint die Wohnung gerade zu platzen vor lauter Glück. Da sind erst einmal die vielen Blumensträusse von ihrem Geburtstag, den sie vor kurzem gefeiert hat, ihre gerade aus Indien angekommene Freundin Ayesha, die wedelnde Labradorhündin Noé und natürlich die strahlende Hausherrin. Die Morgensonne scheint sanft durch die Räume. Perfekt für unser Porträt. Katja Hahnloser meint: «Ich habe mich langsam daran gewöhnt, fotografiert zu werden. Zum Glück kann ich auf Fotos immer mich selbst sein und muss nicht wie ein Model in verschiedene Rollen schlüpfen.»

Mit ihrem Bruder Michael hat sie vor zwei Jahren in fünfter Generation die Geschäftsleitung des renommierten Modehauses Gassmann übernommen. Gleichzeitig zogen sie nach 134 Jahren weg von der Poststrasse an den Weinplatz, machten das Maison Gassmann daraus und passten das Konzept so an, dass neben der Stammkundschaft auch eine jüngere Zielgruppe erreicht wird. Für die Fotos in den selbst produzierten Booklets, den «Guest Books», zieht Katja schon mal Lieblingskleider aus ihrem Sortiment an. «Unsere exklusiven Kleider sehen eben nicht nur an Models fantastisch aus», erklärt sie uns. Im neusten «Guest Book» zeigen denn auch Kundinnen, Freundinnen und Mitarbeiterinnen die aktuelle Kollektion. Katja ist für den Einkauf und die Finanzen verantwortlich, zudem kümmert sie sich um die lebendige Website des Modehauses, die sie selbst kreiert hat. Ihr Arbeitsalltag im Modebusiness ist verantwortungsvoll, hektisch, und sie ist viel unterwegs. So ist die Wohnung Katjas Rückzugsgebiet, welches ihr die Ruhe und den Platz bietet, um anzukommen und zu Hause zu sein. 

Die Dreizimmerwohnung befindet sich in einem Betonhaus aus den Sechzigerjahren und zeigt die schlichte, elegante Architektur dieser Zeit. Diese bietet Wohnlichkeit, Helligkeit und Grosszügigkeit auf beschränktem Raum. Alle drei Zimmer lassen sich mit Schiebetüren öffnen und schliessen. So ist Privatsphäre möglich, und man kann einen grossen, offenen Raum kreieren. Die junge Modefrau lässt in ihrer Wohnung Modernität, Eleganz und Ruhe verschmelzen. Entstanden ist ein entspannter, junger, urbaner Wohnstil mit einer grosszügigen Dosis Behaglichkeit. Einzeln platzierte Designstücke spielen nicht die Hauptrolle, sondern sind Teil eines unkomplizierten Zusammenspiels. Vor dem Cheminée, welches typisch für die Sixties in einer Sichtbetonmauer steckt, befindet sich ein dunkelgraues Sitzsofa mit unterschiedlich gemusterten Kissen. Dahinter hängt ein Foto von einem Maison-Gassmann-Modeshooting. 

Ein schwarzweiss gemusterter Kelimteppich hält die Sitzgruppe zusammen und schafft Wärme und Gemütlichkeit. In der Mitte steht ein kubischer Couchtisch, auf dem sich einer der Geburtstagssträusse, Duftkerzen, einige Magazine, Tabletts und Schälchen gruppieren.

Zum Sofa gestellt ist der klassische Eames Loungechair, auf dem man die Beine hochlegen kann und auf dem Kuscheldecke, Kissen und Magazin bereitliegen. Rund um das Cheminée stehen Bilder, Blumen, Pflanzen, Windlichter und Zeitschriften. 

Als kokette kleine Hausbar dient ein filigranes Möbel. Es ist ein restauriertes Vintagestück aus den Fünfzigerjahren. Glamourös, mit Spiegelrücken und Beleuchtung, steht es an der Wohnzimmerwand. Darüber ein Foto, das Katjas Vater gemacht hat: «Es hat mir so gut gefallen, dass ich es vergrössern und rahmen liess.» 

Das dritte Zimmer ist Arbeits- und Gästezimmer. Das Tagesbett kann man ausziehen, es wird so zum Gästebett. Dass auch hier die Einrichtung leicht und zufällig wirkt, hat damit zu tun, dass alle Möbel locker zusammen kombiniert sind. Das kleine Pult steht mitten im Raum mit Aussicht zum grossen Fenster. Es ist das Homeoffice einer Modefrau, die am Beginn ihres Geschäftslebens steht und manchmal auch abends arbeiten muss. Katja ist überzeugt, dass beides, der stationäre Handel sowie das Onlinegeschäft, eine Daseinsberechtigung hat. «Geschäfte bereichern und beleben einen Ort. Sie schaffen den persönlichen Austausch und interessante Begegnungen. Ohne sie stirbt eine Stadt.»

Das Modebusiness ist mit Einkaufstouren, Shows und Messen im In- und Ausland verbunden. Katja Hahnloser ist immer am Ankommen oder Abreisen. So steht das Reisegepäck stets bereit. Uns interessiert natürlich, worauf Katja beim Einkauf achtet: «Ich suche nach Stücken, die nicht nur mit hoher Schnittkunst bestechen, sondern auch eine exzellente Verarbeitung haben, kunstvolle Details und edle, aussergewöhnliche Stoffe. Die Kleider, die wir selektionieren, möchte man anfassen, anprobieren und immer wieder anders kombinieren. Solche Kleider sind dann wie Sammelstücke, die man jahrelang hat und auf unterschiedliche Art tragen kann.»

Im Entree nimmt ein kleines Ablagemöbel Schuhe und Taschen entgegen. Darüber hängt ein Bild, das Katja im Internet gefunden hat. «Ich bin jung und habe nicht das Geld für teure Kunst. So mache ich einfach Kunst mit dem, was mir gefällt. Dieses Foto zeigt einen Leuchtturm an der Nordsee. Ich liebe die raue Natur dort. Meine Mutter kommt aus Hamburg, weshalb ich mich wohl auch mit der Nordsee verbunden fühle. Das Foto empfängt mich und gibt mir eine gute Stimmung, wenn ich nach Hause komme.»

Auf einem anderen Möbel im Entree kreieren Kerzen und Lavendel Duft, Ambiance und Willkommensgefühl.

Für das Schlafzimmer hat Katja Lavendel als Farbe für die Bettdecke gewählt. Die helle, fein gemusterte Bettwäsche guckt einladend hervor. Auf beiden Seiten stehen leichte Beistelltische als Nachttischchen, jeweils mit der gleichen Kupferleuchte. Über dem Bett hängt eines von Katjas Selfmade-Kunstwerken, das ebenfalls eine raue nordische Küstenlandschaft zeigt. Und natürlich hat Noé auch im Schlafzimmer ein Hundebett.   

Die schwarzen Nachttischchen haben zwei Etagen. Die unteren werden genutzt für Bücher und Boxen, die oberen für persönliche Dinge, Kupferlämpchen und eine dazu passende Wasserflasche aus Kupfer.

Der schlichte, lineare Boudoirtisch bedeutet Katja sehr viel. «Hier mache ich mich jeden Morgen bereit für den Tag. Nicht, dass ich mich fest schminke, aber ich geniesse diese ruhige Zeit an meinem eigenen Plätzli als mein Morgenritual.»

Parfüme und Beauty-Produkte sind in einem Keramiktablett gesammelt, anderes in Glasdosen oder auf Etagèren. Die Pinsel und Stifte stehen in einem dekorativ durchbrochenen Metallbehälter, der eigentlich als Windlicht gedacht war. 

Den Tisch hat Ayesha liebevoll fürs Frühstück gedeckt. Indische Stoffe und hübsches Teegeschirr verbinden sich in einem Stilmix. Ganz wie die unterschiedlichen Stühle, die um den kleinen, runden, weissen Tisch stehen. Mehrere Stehleuchten schaffen auf attraktive Art abends stimmungsvolles Licht. 

Das Wohnzimmer führt auf einen Balkon, der mit einer Liege und einem kleinen Tischchen mit Stühlen dazu möbliert ist. Dort geniessen Katja und ihre Lebenspartnerin Ayesha einen Frühstückstee.

Vom Balkon gelangt man in einen kleinen Terrassengarten, der perfekt ist als Spielwiese für Noé. Und natürlich auch für Grillparties, Sonnenbaden und kleine Sommerfeste.

Katja Hahnlosers Links: 

Maison Gassmann
Instagram: @maisongassmann @katjahahnloser

 

3 Kommentare zu «Drei Zimmer Glück»

  • Ingrid Textor sagt:

    Weil ich auch im Tessin, wo ich seit Jahren wohne, hin und wieder auf meine schönen und kostbaren und zeitlosen Kleider angesprochen werde, die ich hin und wieder beim traditionsreichen Zürcher Modehaus kaufe, und weil ich keine Ahnung hatte, dass diese junge, aufgestellte, selbstbewusste Frau diese zeitgemässe Mode initiiert, schreibe ich meinen ersten und einzigen Beitrag zu diesem sonst so betulichen, harmlosen „Schlüsselloch-Blog“, der mich gerade deswegen bis jetzt nicht interessiert hat.
    Ich stelle mir vor, wie die betuchten Zürcher Frauen, die beim angesagten Modehaus einkaufen, sich schämen, dafür einzustehen und ein BRAVO zur schlichten, zeitgemässen und zeitlosen Wohnung zu posten. Weil.? Warum? Das Cheminée? Der kleine Neid?

    Ingrid Textor Ausfeld

  • Martin sagt:

    Gefällt mir ausgezeichnet. Mal kein Show-Wohnen, sondern hier wird gelebt.
    Dies mit zahlbaren Stücken raffiniert in Szene gesetzt. Die Frau hat echt Talent.

  • Sara Juni sagt:

    Schön.

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